ABB - das tut weh Europa gibt nach
22.10.2002, 20:25 UhrDie europäischen Blue Chips haben ihre Verluste am Dienstag Nachmittag deutlich ausgebaut. Als Belastungsfaktor erwies sich dabei inbesondere der schwache Ausblick des US-Chip-Herstellers Texas Instruments der die Wall Street im Minus starten ließ. Neben den Technologiewerten gerieten allerdings auch Erdölwerte aufgrund stark gesunkener Rohölpreise unter Druck. Ein wahres Fiasko erlebte zudem die ABB-Aktie, deren Kurs sich im Tagesverlauf mehr als halbierte. Der Eurostoxx50 konnte den Verlust auf 1,7 Prozent bei 2.507 Zähler begrenzen, der Stoxx50 gab 1,1 Prozent auf 2.574 Punkte nach.
Der weltgrößte Hersteller von Chips für Mobiltelefone Texas Instruments hat im dritten Quartal mit einem Pro-Forma-Gewinn je Aktie von 9 US-Cent die Prognosen der Analysten und die eigene Planung erfüllt. Im vierten Quartal werde der Umsatz auf Grund der schwachen Halbleiternachfrage und saisonalen Faktoren um 10 Prozent unter dem abgelaufenen Quartal liegen, so das Unternehmen weiter.
Einen heftigen Kurssturz mußte die ABB-Aktie verkraften. Der Elektrotechnikkonzern hat seine Ertragsprognosen für das laufende Geschäftsjahr gesenkt und überprüft auch seine mittelfristigen Gewinnziele. Zudem erklärte der Konzern am Montagabend, die Rückstellungen für die Asbest-Klagen in den USA dürften nicht ausreichen. Damit bestätigte der Konzern Befürchtungen im Hinblick auf die Ertragslage und auch auf die Asbest-Probleme, die Aktienanalysten schon seit geraumer Zeit hegten. Nach diesen Nachrichten gab es eine regelrechte Massenflucht aus dem Papier, Anleger trennten sich in Scharen. Die Aktie brach knapp 62 Prozent auf 2,05 Schweizer Franken ein.
Sorgen um mögliche Kosten durch Asbest-Prozesse zogen auch andere betroffene Unternehmen in Mitleidenschaft. Die Aktie des französischen Baustoff-Herstellers Saint Gobain gab 10,2 Prozent auf 23,62 Euro nach, für den Baukonzern Alstom ging es knapp 13 Prozent auf 4,58 Euro nach unten.
Zu den Verlierern gehörten auch die Aktien der Öl-Werte, die von einer Aussage von US-Präsident Bush belastet wurden, der sich zuversichtlich zeigte, mit dem Irak eine friedliche Lösung zu finden. Der Rohöl-Preis fiel nach der Aussage von Bush. Für Royal Dutch ging es 3,6 Prozent auf 43,83 Euro nach unten. BP fiel 5,4 Prozent auf 427,5 Pence, Shell verlor 3,7 Prozent auf 416 Pence und Repsol verbuchte ein Minus von 6,7 Prozent auf 11 Euro.
Der größte europäische Handelskonzern im Non-Food-Bereich, Pinault Printemps Redoute hat im dritten Quartal einen Umsatzrückgang auf 6,42 Milliarden Euro nach 6,52 Milliarden Euro im vergleichbaren Vorjahresquartal verbucht. Analysten hatten mit Umsätzen in Höhe von 6,44 Milliarden Euro gerechnet. Das Unternehmen, zu dem unter anderem der Modehersteller Gucci gehört, bestätigte am Dienstag außerdem Gespräche über den angestrebten Verkauf seiner Finanzierungssparte. Die Aktie fiel 4,5 Prozent auf 71,65 Euro.
Das Verbot der EU-Kommission für die Fusion zwischen den französischen Elektrofirmen Schneider und Legrand ist unzulässig. Wie das Europäische Gericht in erster Instanz in Luxemburg befand, sind der Kommission bei der Bewertung des Zusammenschlusses zahlreiche Fehler unterlaufen. Brüssel hatte im vergangenen Oktober sein Veto gegen die Fusion eingelegt, aus der der weltgrößte Hersteller von Elektro-Haushaltsgeräten entstehen soll. Die Schneider-Aktie reagierte mit einem Kursplus von 3,3 Prozent auf 47,40 Euro, die Legrand-Aktie notierte mit 0,8 Prozent bei 131 Euro im Plus.
Auch der derzeit weltgrößte Haushaltsgeräte-Hersteller Electrolux machte von sich reden. Das Unternehmen hat im dritten Quartal seinen Gewinn gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Für das Gesamtjahr bestätigte Electrolux zudem seine Prognosen, räumte aber ein, dass die Nachfrage in den wichtigsten Märkten in Europa und Nordamerika voraussichtlich für den Rest des Jahres stagnieren oder leicht nachlassen werde. Die Aktie gab knapp 10 Prozent auf 142 schwedische Kronen nach.
Quelle: ntv.de