Vivendi macht Kasse Europa ohne Klasse
18.12.2002, 20:20 UhrDie europäischen Blue Chips rutschten am Mittwoch weiter ab. Das schwache Ergebnis des US-Chipbauers Micron Technologies setzte vor allem die High-Techs unter Druck. Vivendi erfreute die Anleger hingegen mit dem Verkauf weiterer Beteiligungen. Bei Vodafone geht unterdessen die Ära Gent zu Ende. Der Eurostoxx 50 fiel 2,5 Prozent auf 2.427 Punkte, für den Stoxx 50 ging es 2,1 Prozent auf 2.442 Zähler nach unten.
Der weltweit zweitgrößte Hersteller von Speicherchips Micron Technologies hat seinen Verlust in den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres auf 52 Cent je Aktie nach 44 Cent im vergleichbaren Vorjahreszeitraum ausgeweitet und damit die Erwartungen von Analysten verfehlt. Als Grund für das schwache Ergebnis nannte das Unternehmen einen Rückgang der Verkaufspreise für Micron-Produkte um durchschnittlich 12 Prozent.
Die europäischen High-Techs reagierten mit Kursverlusten auf die Kunde aus den USA - insbesondere die Chipwerte, die zudem durch eine Herabstufung belastet wurden. Morgan Stanley senkte das Rating für den europäischen Halbleitersektor. In der Branche werde der Preisdruck anhalten und die Investitionen gering bleiben, sagten die Analysten. Zudem sei das Ertragsrisiko weiter hoch. Die Investoren sollten daher ihre Gewinne realisieren, hieß es weiter. Und das wurde auch ausgiebig getan: Philips verlor 5,8 Prozent auf 17,10 Euro und für STMicroelectronics fiel 7 Prozent auf 19,85 Euro. Der niederländische Halbleiter-Konzern ASML kündigte unterdessen die Streichung von 1.450 Stellen an und will seine defizitäre US-Sparte entweder verkaufen oder schließen. Die Aktie verlor knapp 15 Prozent auf 7,33 Euro.
Der Vorstandschef des weltgrößten Mobilfunkkonzerns Vodafone, Chris Gent, wird sein Amt nach der Hauptversammlung Mitte 2003 abgeben. Nachfolger werde Arun Sarin, der bereits im Aufsichtsrat von Vodafone sitzt, teilten die Briten am Mittwoch mit. Gent hatte bereits zuvor erklärt, dass er in der zweiten Jahreshälfte 2003 ausscheiden will. Unter Gent hat sich der britische Konzern gemessen am Umsatz zum größten Mobilfunker der Welt entwickelt. Eine der spektakulärsten Übernahmen war der Kauf der deutschen Mannesmann AG (D2). Die Vodafone-Aktie verbuchte ein Minus von 2,4 Prozent auf 110,5 Pence.
Der Medienkonzern Vivendi Universal will seinen Anteil an EchoStar Communications an die Satelliten TV-Gesellschaft für 1,07 Milliarden Dollar zurückverkaufen. Der Erlös solle zur Reduzierung der Schulden verwendet werden, teilte Vivendi mit. Die Börsianer reagierten positiv und die Aktie legte 2,6 Prozent auf 15,80 Euro zu. Dennoch bedeutet die Transaktion für Vivendi ein erhebliches Verlustgeschäft. Für den Zehn-Prozent-Anteil an EchoStar hatte der Konzern voriges Jahr noch 1,5 Milliarden Dollar gezahlt.
Die schwer angeschlagene Industriegruppe ABB hat sich nach wochenlangen Verhandlungen einen Milliardenkredit gesichert. Wie der schweizerisch-schwedische Konzern am Mittwoch mitteilte, wurde mit 20 Instituten ein Kreditrahmen von 1,5 Milliarden Dollar vereinbart. Damit sei die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens in den kommenden beiden Jahren gewährleistet. Die Aktie legte 0,2 Prozent auf 4,57 Schweizer Franken zu.
Glänzende Aussichten scheint der französische Kosmetikhersteller L’Oreal für das Weihnachtsquartal zu hegen. Nach Angaben von Konzernchef Lindsay Owen-Jones erwartet für das vierte Quartal den stärksten Umsatz in diesem Jahr. Die Aktie legte 1,3 Prozent auf 71,55 Euro zu.
Die französische Regierung will nach wie vor ihren Anteil an der Fluglinie Air France deutlich reduzieren. Der Staat plane, bei günstigen Marktbedingungen zwischen 30 und 40 Prozent ihres 54,4-prozentigen Anteils zu verkaufen, sagte der französische Finanzminister Francis Mer am Mittwoch in Paris nach einer Kabinettssitzung. Die Aktie fiel 6,6 Prozent auf 9,80 Euro.
Der US-Mischkonzern General Electric will das finnische Medizintechnikunternehmen Instrumentarium für zwei Milliarden Euro in bar kaufen. Mit der Übernahme des Herstellers von Anästhesie-Geräten in Krankenhäusern will GE den Angaben zufolge seinen Medizintechnik-Sparte stärken. Die Aktie legte 40,8 Prozent auf 38,27 Euro zu.
Ein Minus von 3,7 Prozent auf 39,50 Euro verbuchte die Aktie der BNP Paribas. Zuvor wurde aus unternehmensnahen Kreisen bekannt, BNP erwäge eine Gegenofferte zum Übernahmeangebot von Credit Agricole für Credit Lyonnais.
Quelle: ntv.de