Marktberichte

Himmelfahrt war gestern Europa ruhig

In Europa war trotz Himmelfahrt ein regulärer Handelstag. Für viele Kurse ist war dagegen kein weiterer "Himmelfahrtstag". Arcelor will die Mehrheit an dem US-Stahlkocher Bethlehem Steel übernehmen und Renault legt zu. Der EuroStoxx50 verlor 0,4 Prozent auf 3.526 Zähler, für den Stoxx50 ging es 0,2 Prozent auf 3.489 Punkte nach unten.

Die europäischen Börsen nutzten den Feiertag für eine Verschnaufpause. Am Mittwoch hatten die gut aufgenommenen Quartalszahlen des US-Internetausrüsters Cisco Systems die Kurse rund um den Globus nach oben geführt. Und zwar so deutlich wie lange nicht mehr. Vor allem die Technologiewerte konnten kräftige Zugewinne verbuchen. Aber die kommen von ganz weit unten, waren sie doch in den vergangenen Wochen und Monaten das Opfer heftiger Kursverluste.

Genau die aber lassen technisch orientierte Analysten hoffen, dass es zu einer ausgedehnten Gegenreaktion der Kurse kommt. Und dass die "Explosion der Notierungen" vom Mittwoch der Auslöser hierfür war.

Der europäische Stahlriese Arcelor will die Mehrheit an dem bankrotten US-amerikanischen Mitbewerber Bethlehem Steel übernehmen. Das verlautete aus unternehmensnahen Kreisen am frühen Mittwoch Morgen. Wie es heißt, befinden sich die Gespräche noch in einem frühen Stadium. Ziel sei ein Joint-Venture, das die Bethlehem-Niederlassung Burns Harbour zum Gegenstand haben soll. Der Kurs von Arcelor legt in Paris 0,5 Prozent auf 14,98 Euro zu.

Eine solche Zusammenarbeit würde für beide Seiten Sinn machen: Die in Konkurs befindliche Bethlehem Steel könnte ihre Zahlungsschwierigkeiten lösen und eine Insolvenz damit abwenden. Für Arcelor wäre das Joint-Venture mit Sitz in den USA die ideale Gelegenheit, die jüngst eingeführten US-Zölle auf Stahlimporte zu umgehen. Arcelor ist nicht nur der größte Stahlkocher Europas, sondern gleichzeitig auch die Nummer Eins der Branche weltweit. Arcelor war durch die Fusion der französischen Usinor, der spanischen Aceralia und der luxemburgischen Arbed entstanden.

Die Aktionäre von Sulzer Medica können aufatmen. Ein amerikanisches Gericht hat einem Vergleich zwischen dem Schweizer Medizintechnik-Konzern und mehreren tausend Klägern zugestimmt. Das Volumen dieses Vergleichs beläuft sich auf über eine Milliarde US-Dollar. Die Aktie gewinnt daraufhin 4,9 Prozent auf 187,25 Schweizer Franken.

Sulzer Medica war in den USA in zahlreichen Fällen wegen schadhafter Hüft- und Kniegelenke verklagt worden. Der Vergleich ist für Sulzer Medica allerdings noch keine Garantie gegen weitere Klagen. Einzelne Patienten könnten immer noch ausscheren und versuchen, per Einzelklage eine höhere Entschädigung zu erhalten, gibt ein Händler zu bedenken.

Die Analysten von Dresdner Kleinwort Wasserstein haben ihr Kursziel für die Aktie von Vivendi Universal reduziert von 60 auf 46 Euro. Gleichzeitig belassen die Anlageexperten ihr Anlageurteil für die Aktie bei "Hinzufügen". Die Aktie reagiert mit Kursgewinnen - das Papier legt 2,6 Prozent zu auf 32,33 Dollar.

Renault kann von guten Geschäftszahlen des japanischen Autobauers Nissan profitieren. Den Franzosen gehört ein Anteil von gut 44 Prozent an Nissan und über diesen "Umweg" kommen die rekordverdächtigen Nissan-Zahlen den Renault-Aktionären zugute. Der japanische Partner hat im abgelaufenen Geschäftsjahr (per 31. März 2002) seinen operativen Gewinn um 68 Prozent steigern können und damit sämtliche Erwartungen von Analysten in den Schatten gestellt.

Auch die Zielsetzungen von Nissan gefallen den Aktionären gut - die Japaner wollen in den kommenden zwei bis drei Jahren ihren Marktanteil in den USA von aktuell 4,2 auf 6,2 Prozent steigern. Und die Vertriebskosten sollen innerhalb desselben Zeitraums um drei Prozentpunkte reduziert werden von aktuell 27 Prozent des Umsatzes auf 24 Prozent. Insgesamt verhilft das der Aktie des Partners Renault zu einem Plus von 2,4 Prozent auf 54,65 Euro.

Das mit Pay-TV nicht unbedingt ein Blumentopf zu gewinnen ist, wissen wir spätestens seit Premiere. In Spanien zieht man jetzt die Konsequenzen aus der prekären Lage. Telefonica und Sogecable werden ihre digitalen Satellitenplattformen zusammen legen. Zusammen wird man 2,5 Millionen Haushalte versorgen und einen Umsatz von rund 1,3 Milliarden Euro ausweisen. Die spanischen Wettbewerbsbehörden haben allerdings bereits Bedenken angemeldet: das Joint Venture hätte im spanischen Pay-TV ein uneingeschränktes Monopol. Das stört die Anleger nicht sonderlich, sie feiern lieber die gestiegenen Ertragsaussichten. Telefonica legt 0,3 Prozent auf 11,20 Euro zu, Sogecable geht mit plus 15 Prozent auf 26,00 Euro durch die Decke. Und der Medienkonzern Prisa, der gut 20 Prozent an Sogecable hält, verbessert sich um 7,3 Prozent auf 11,10 Euro.

An Neuigkeiten ist am Himmelfahrtstag von Seiten der Unternehmen ansonsten wenig zu erwarten. Zu feiern gibt es aber trotzdem was am Feiertag. Der Euro bekommt nämlich den Internationalen Karlspreis der Stadt Aachen für das Jahr 2002 verliehen. Und aus diesem Anlass hat der Chef der Europäischen Zentralbank, Wim Duisenberg, eine Rede gehalten.

Quelle: ntv.de

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