Vodafone unter Verdacht Europa rutscht aus
31.07.2002, 20:20 UhrEs mache den Anschein, als würden einige Unternehmen Licht am Ende des Tunnels sehen, so ein Händler. Gute Zahlen von Unilever und Aventis beflügelten am Mittwoch die europäischen Blue Chips im frühen Handel. Gegen schwache US-Konjunkturdaten konnten sie allerdings auch nichts ausrichten, die Indizes gaben am Nachmittag wieder ab. Die überraschende Allianz-Gewinnwarnung kam für die meisten Märkte zu spät. Der EuroStoxx50 verlor 0,2 Prozent auf 2.686 Punkte, für den Stoxx50 ging es 0,6 Prozent auf 2.737 Zähler nach oben.
Die Stimmung habe sich nach den guten Zahlen einiger Konzerne etwas aufgehellt, so ein Händler. Eine Enttäuschung gab es am Nachmittag allerdings aus den USA. Das US-Bruttoinlandsprodukt ist im zweiten Quartal nach vorläufigen Zahlen des US-Handelsministeriums um 1,1 Prozent und damit wesentlich weniger stark gewachsen als erwartet. Analysten hatten im Schnitt mit einem Anstieg von 2,2 Prozent gerechnet.
Und auch der Chicagoer Einkaufsmanagerindex fiel unter den Erwartungen aus. Der Konjunkturindex ist im Juli auf 51,5 von 58,2 Punkten im Vormonat und damit deutlicher als erwartet gefallen. Analysten hatten nur mit einem Rückgang auf 56,7 Punkte gerechnet.
Der weltweit größte Konsumgüter-Konzern Unilever hat im zweiten Quartal einen Gewinneinbruch auf 658 Millionen Euro von 881 Millionen Euro im vergleichbaren Vorjahresquartal verbucht. Analysten hatten allerdings mit einem noch schwächeren Ergebnis bei 457 Millionen Euro gerechnet. Für das Gesamtjahr bekräftige Unilever seine Prognose. Die Aktie legte 7,1 Prozent auf 57,70 Euro zu.
Der deutsch-französische Pharmakonzern Aventis hat seinen Gewinn nach Steuern im zweiten Quartal um 30 Prozent auf 507 Millionen Euro gesteigert und damit die Erwartungen der Analysten übertroffen. Der Umsatz stieg um 11,4 Prozent auf 4,45 Milliarden Euro. Die Aktie legte 3,2 Prozent auf 67,00 Euro zu.
Der britische Bezahl-Sender BSkyB hat seinen Vorsteuerverlust im abgelaufenen Geschäftsjahr auf 22 Millionen Pfund nach 214 Millionen Pfund im Vorjahr eingegrenzt. Der Gewinn vor Steuern, Abschreibungen und Zinsen stieg auf 273 Millionen Pfund nach 224 Millionen Pfund im Vorjahr und lag damit über den Erwartungen der Analysten, die mit 253 Millionen Euro gerechnet hatten. Die Aktie gewann 1,2 Prozent auf 599 Pence.
Das britische Mobilfunkunternehmen Vodafone hat eingeräumt, bei der Berechnung des eigenen Umsatzes ein Verfahren anzuwenden, bei dem die Einnahmen im Vergleich zur Konkurrenz größer erscheinen. Vodafone verbucht nach eigenen Angaben die gesamten Einnahmen aus dem mobilen Internetgeschäft als Umsatz, auch wenn diese Einnahmen an Dritte - die Anbieter bestimmter Inhalte - weitergereicht werde. Die Aktie gab 1,0 Prozent auf 97 Pence nach.
Die brasilianische Währungskrise hinterließ auch am Mittwoch wieder Spuren, insbesondere bei spanischen Werten. Der Versorger Endesa verlor 5,7 Prozent auf 11,36 Euro und Telefonica musste 2,2 Prozent auf 9,0 Euro abgeben. Unter Druck standen auch die Banken: SCH büßten 6,7 Prozent auf 6,28 Euro ein, für BBVA ging es 0,5 Prozent auf 9,65 Euro ins Minus. Letztere hatte zwar eine Gewinnwarnung veröffentlicht, hat aber im Vergleich zu SCH einen relativ geringen Geschäftsanteil in Brasilien.
Die Übernahme der norwegischen Petroleum Geo-Services (PGS) durch die texanische Veritas DGC ist überraschend gescheitert. Beide Unternehmen stellen seismische Daten für Hochsee-Erdölförderer zur Verfügung. Bei PGS kamen darauf hin Befürchtungen auf, die Liquiditätslage könnte sich dramatisch zuspitzen. Die Aktie brach 68 Prozent auf 5,25 norwegische Kronen ein.
Quelle: ntv.de