BP nicht wie geschmiert Europa rutschte aus
29.10.2002, 20:40 UhrDie europäischen Blue Chips erwischten am Dienstag keinen guten Tag. Zunächst drückten Gewinnmitnahmen und ein schwaches BP-Ergebnis die Indizes in die Verlustzone. Das überraschend schwache US-Verbrauchervertrauen vertrieb dann am Nachmittag auch noch die letzten Werte von der Gewinnerliste. Der EuroStoxx50 fiel 5,0 Prozent auf 2.384 Punkte, für den Stoxx50 ging es 4,5 Prozent auf 2.460 Punkte nach unten.
Nach Angaben des Wirtschaftsforschungsinstitut Conference Board ist der Index des US-Verbrauchervertrauens im Oktober auf 79,4 Punkte nach 93,7 Zählern im Vormonat und damit den tiefsten Stand seit November 1993 gefallen. Analysten hatten nur mit einem Rückgang des Index auf 89,7 Punkte gerechnet.
Der hoch verschuldete Medienkonzern Vivendi Universal hat im Kampf mit der britischen Vodafone um Anteile am französischen Mobilfunkkuchen vorerst eine Atempause erhalten. Das Pariser Handelsgericht entschied, dass die umworbenen Anteile an der Telekommunikationsgruppe Cegetel, zu der Frankreichs zweitgrößer Mobilfunkanbieter SFR gehört, von den potentiellen Verkäufern BT und SBC nicht vor dem 10. Dezember abgegeben werden dürfen. Vodafone will die Anteile für 6,3 Milliarden Euro übernehmen. Vivendi hält bereits 44 Prozent an Cegetel und reklamiert ein Vorkaufsrecht auf den 26-Prozent-Anteil von BT sowie die 15-Prozent-Beteiligung des US-Unternehmens SBC Communications für sich. Die Vodafone-Aktie fiel 6,1 Prozent auf 100,50 Pence, für Vivendi ging es 9,3 Prozent auf 12,15 Euro nach unten. Bei Vivendi kam hinzu, dass die Pariser Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen den Konzern eingeleitet hat. Der Vorwurf: unrichtige Darstellung der finanziellen Lage des Unternehmens gegenüber den Aktionären.
Die France Telecom hat seinen Umsatz in den ersten neuen Monaten des Geschäftsjahres um 9 Prozent auf 34,4 Milliarden Euro gesteigert. Der Erlöse werde im Gesamtjahr um 8 bis 9 Prozent zulegen, so die Franzosen weiter, die bislang allerdings ein Wachstum im zweistelligen Bereich prognostiziert hatten. Über die Strategie in Sachen MobilCom wurde auch auf der Aufsichtsratsitzung am Montag noch keine Entscheidung gefällt. Die Aktie fiel um 7,2 Prozent auf 10,84 Euro. Die Mobilfunktochter Orange brach 10,3 Prozent auf 5,65 Euro ein.
Der deutsche-französische Pharmakonzern Aventis hat seinen Gewinn im dritten Quartal um 21 Prozent auf 560 Millionen Euro gesteigert und damit die Erwartungen von Analysten übertroffen. Für das Gesamtjahr liege man zudem im Plan, so das Unternehmen weiter. Die Aktie gab dennoch 6,6 Prozent auf 56,80 Euro nach. Der schwächer als erwartete Umsatz des Blutgerinnungsmedikaments Lovenox habe die Aktie gedrückt, so ein Händler.
Der britische Ölkonzern BP hat im dritten Quartal einen Gewinnrückgang um 13 Prozent auf 2,3 Milliarden Dollar verbucht. Die Jahresprognose für die Öl- und Gasproduktion senkte der weltweit zweitgrößte Ölkonzern bereits zum dritten Mal seit September. Die Fördermenge soll 2002 nun nur noch um rund 3 Prozent steigen. Im August hatte BP noch ein Plus von 5,5 Prozent prognostiziert. Die Aktie war mit einem Minus von 7,2 Prozent auf 392,50 Pence einer der größten Verlierer im Stoxx50. Nicht wesentlich besser erging es den anderen Ölwerten. Shell verlor 5,7 Prozent auf 381 Pence, Royal Dutch schloss 6,2 Prozent schwächer bei 40,40 Euro und TotalFinaElf büßte 4,5 Prozent auf 129,40 Euro ein.
Verluste verbuchte auch die Aktie von Unaxis, die 18,6 Prozent auf 79,50 Schweizer Franken einbrach. Der Technologiekonzern hat im dritten Quartal einen Einbruch bei den Bestellungen um rund ein Drittel gegenüber dem Vorquartal erlitten. Für das Gesamtjahr erwarten die Schweizer nun einen deutlich geringeren Umsatz und zeigte sich damit pessimistischer als noch Anfang August.
Der weltweit größte Spirituosenhersteller, die britische Diageo, hat von einer wachsenden Herausforderung gesprochen, die bisherigen Geschäftsziele für das laufende Jahr noch zu erreichen. Obwohl die Prognosen nicht gesenkt wurden, wertete der Markt die Meldung doch als verkappte Gewinnwarnung. Die Aktie verlor 7,8 Prozent auf 677 Pence.
Quelle: ntv.de