EasyJet mit Starthemmung Europa sah rot
26.11.2002, 20:20 UhrDie europäischen Blue Chips verbuchten am Dienstag deutliche Verluste. Die Anleger waren vom deutschen Ifo-Index offenbar nur wenig angetan. Den Rest besorgte der Index zum US-Verbrauchervertrauen, der zwar gestiegen war, aber weniger stark als erwartet. Der EuroStoxx50 fiel 2,8 Prozent auf 2.564 Punkte, für den Stoxx50 ging es 2,3 Prozent auf 2.596 Zähler nach unten.
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im November zum sechsten Mal in Folge eingetrübt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel auf 87,3 Punkte nach 87,7 Punkten im Oktober. Experten hatten mit einem deutlicheren Rückgang auf 86,8 Punkte gerechnet. Der Geschäftserwartungsindex für die kommenden sechs Monate fiel allerdings auf 95,8 von 97,9 Punkten im Oktober. Der Index lasse nicht auf einen baldigen Aufschwung der deutschen Wirtschaft hoffen, so ein Händler. Das wirklich Positive an den Zahlen sei, dass sie eine Zinssenkung durch die EZB etwas wahrscheinlicher machen würde.
Zusätzlicher Druck kam am Nachmittag durch das schlechter als erwartet ausgefallene US-Verbrauchervertrauen, das im November zwar auf 84,1 Punkte nach 79,6 Punkten im Oktober gestiegen ist. Experten hatten allerdings mit einem stärkeren Anstieg auf 85,2 Punkte gerechnet. Das Vertrauen der US-Verbraucher in die Entwicklung der US-Wirtschaft ist damit wieder gewachsen, nachdem es im Oktober auf den tiefsten Stand seit 1993 gefallen war.
Nach unten ging es für den in den Niederlanden ansässigen Finanzkonzern ING. Das Unternehmen hatte zuvor den Verkauf von 36 Millionen seiner Aktien an institutionelle Investoren angekündigt. Grund für den Verkauf seien Änderung im Mitarbeiteraktienprogramm, so ING. Die Aktie brach um 7,2 Prozent auf 18,14 Euro ein.
Die spanische Bank Santander Central Hispano (SCH) hat sich von einem dreiprozentigen Anteil an der Royal Bank of Scotland getrennt, um so ihre Kapitalbasis zu verbessern. SCH hält nun noch 5 Prozent der Anteile an den Schotten. Die SCH-Aktie fiel 2,5 Prozent auf 6,73 Euro, für die Royal Bank of Scotland ging es 1,7 Prozent auf 1.600 Pence nach oben.
Der hochverschuldete Medienkonzern Vivendi Universal hat seinen Betriebsgewinn im dritten Quartal um 25 Prozent auf 1,21 Milliarden Euro gesteigert und lag damit unter den durchschnittlichen Analystenschätzungen von 1,4 Milliarden Euro. Netto fuhren die Franzosen einen Verlust von 1,23 Milliarden Euro ein. Das Mobilfunkunternehmen Vodafone dementierte unterdessen einen Zeitungsbericht, wonach die Briten ein Übernahmeangebot für Vivendi vorbereiten. Die Vivendi-Aktie legte 3,2 Prozent auf 15,30 Euro zu.
Die Aktie von Vodafone fiel 4,1 Prozent auf 118 Pence, nachdem die Deutsche Bank ihre Empfehlung für das Papier auf „hold“ von zuvor „buy“ heruntergesetzt hatte.
Die Aktien der CS Group sanken 4,9 Prozent auf 31,80 Schweizer Franken. Die Bank teilte mit, sie begebe eine spezielle Wandelanleihe (Mandatory Convertible Bonds) über eine Milliarde Schweizer Franken, die noch um 250 Millionen Franken erhöht werden könne. Der Bond soll bis zum 23. Dezember 2005 laufen und mit 5,75 Prozent verzinst werden. Am Ende der Laufzeit werden die Papiere automatisch in CS-Aktien gewandelt, falls sie nicht vorzeitig umgetauscht wurden, hiess es weiter. Unterdessen hagelte es schlechte Nachrichten für das Sorgenkind des Konzerns, die US-Investmentbanking-Tochter Credit Suisse First Boston. Zum einen müssen auf eine geplatzte Anleihe 214 Millionen Dollar abgeschrieben werden, für die es bisher noch keine Rückstellung gibt. Zum anderen verlautete aus Kreisen, CSFB müsse 250 Millionen Dollar zur außergerichtlichen Beilegung von Untersuchungen der US-Börsenaufsicht SEC über irreführende Aktienanalysen zahlen.
Europas größte Billig-Fluglinie EasyJet hat ihren Gewinn im abgelaufenen Geschäftsjahr um 78 Prozent auf 71,6 Millionen Pfund gesteigert und damit die Erwartungen der Analysten übertroffen. Die Aktie stürzte dennoch um 13,6 Prozent auf 337 Pence ab. Trotz des guten Ergebnisses sei zu befürchten, dass EasyJet seine Wachstumsziele aus den Augen verloren haben könnte, hieß es von Händlern zu den drastischen Kursverlusten. Auch lasse eine Reihe von Flugabsagen im Sommer darauf schließen, dass die Integration des übernommenen Konkurrenten Go Fly nicht reibungslos verlaufen sei.
Der französische Fluglotsenstreik hat am Dienstag zu schweren Beeinträchtigungen im Luftverkehr geführt. Besonders betroffen davon war naturgemäß die einheimische Air France. Nur ein Fünftel der Flüge konnten planmäßig durchgeführt werden. Die Aktie verlor 2,3 Prozent auf 12,60 Euro.
Der verunglückte Start des Kommunikationssatelliten Astra 1k kostete das Betreiberunternehmen SES Global geschätzte 250 Millionen Euro. Das Unternehmen beschwichtigte seine Anleger jedoch: Der Satellit sei voll versichert, zudem sei der Fehler auf die russische Trägerrakete zurückzuführen. Dennoch ist der Imageschaden für die Luxemburger wohl kaum zu unterschätzen. Und so sahen das auch die Anleger: die Aktie stürzte um 8,5 Prozent auf 6,86 Euro ab.
Quelle: ntv.de