Swiss Life hat sich verrechnet Europa sucht Richtung
21.10.2002, 20:40 UhrDie europäischen Blue Chips tendierten am Montag über weite Strecken richtungslos. Marktteilnehmer erklärten, der Handel sei angesichts der anlaufenden Berichtssaison von Vorsicht geprägt. Die Investoren würden die Ergebnisse einiger großer Unternehmen zum dritten Quartal abwarten, bevor sie sich stärker am Markt engagierten. Weit oben auf der Verliererliste fand sich die Swiss Life wieder, nachdem der Konzern zum zweiten Mal bei seinen Bilanzen keine Schweizer Präzisionsarbeit ablieferte und sich verrechnete. Dies habe auch andere Versicherer belastet, sagte Händler. Der Eurostoxx50 legte dennoch 0,9 Prozent auf 2.550 Punkte zu. Der Stoxx50 verlor hingegen 0,1 Prozent auf 2.604 Punkte.
Der Halbjahresverlust des Schweizer Versicherers Swiss Life hat sich auf Grund eines Fehlers im Wertschriftenverwaltungssystem um 192 Millionen Schweizer Franken auf 578 Millionen Schweizer Franken erhöht. Das Eigenkapital und die Vermögensanlage seien nicht betroffen, teilte das Unternehmen am Montag mit. Bei der im Frühjahr eingeführten Informatik seien Fehler aufgetreten bei der Ermittlung der Werte einzelner fälliger Obligationen, so das Unternehmen. Die Aktie brach 8,4 Prozent auf 155,25 ein.
In Mitleidenschaft gezogen wurde die Aktie des französischen Versicherers Axa, die 4 Prozent auf 20,70 Euro nachgab. Die Papiere von Aegon gaben 1 Prozent auf 13,25 Euro nach.
Gerüchte über einen Verkauf ihrer Finanzsparte Finaref beflügelten die Aktie des französischen Kaufhauskonzerns Pinault Printemps Redoute, die 8,7 Prozent auf 75 Euro stieg. Verschiedenen Presseberichten zufolge will Sofinco, eine Tochter der französischen Bank Credit Agricole die Pinault-Sparte für bis zu 4 Milliarden Euro kaufen. Die Aktie von Credit Agricole fiel 4,6 Prozent auf 17,40 Euro.
Der französische Internet-Service-Provider Wanadoo hat seinen Umsatz im dritten Quartal um 30 Prozent auf 527 Millionen Euro gesteigert und damit die Erwartungen von Analysten leicht verfehlt. Die Aktie fiel 4 Prozent auf 3,86 Euro.
Die Hauptaktionäre des slowenischen Generikaherstellers Lek wollen das verbesserte Übernahmeangebot von Novartis eigenen Angaben von Montag zufolge akzeptieren. Novartis hatte am Wochenende die Offerte für eine Lek-Aktie auf 105.000 slowenische Tolars (446,40 Dollar) von den bisher gebotenen 95.000 Tolar erhöht. Der Wert der Übernahme beläuft sich damit auf rund 860 Millionen Dollar. Die Novartis-Aktie fiel 1,4 Prozent auf 55,70 Schweizer Franken.
Ein Analystenkommentar beflügelte Ericsson. Die Experten von Morgan Stanley erhöhten die Schätzungen für den Gewinn je Aktie für dieses und für kommendes Jahr. Die Ericsson-Papier profitierte mit einem Anstieg von 8,8 Prozent auf 6,20 Schwedische Kronen.
Auf Erholungstour begab sich My Travel. Der Reiseveranstalter wurde von positiven Meldungen beflügelt und konnte sich damit zum Teil von den jüngsten Verlusten erholen. Der in der Krise steckende britische Reisekonzern verhandelt Zeitungsberichten zufolge mit Venture-Capital-Firmen über ein mögliches Angebot von bis zu 750 Millionen Pfund. Die Aktie erholte sich um 4,2 Prozent auf 18,75 britische Pence.
Nachbörslich kam schlechte Kunde vom Schweizer Mischkonzern ABB. Das Unternehmen sprach eine Gewinnwarnung aus. Die Ertragsprognosen für das laufende Geschäftsjahr werden gesenkt, hieß es. Zudem erklärte der Konzern, dass die Rückstellungen für die Asbest-Klagen in den USA nicht ausreichen dürften. Damit bestätigte der Konzern Befürchtungen im Hinblick auf die Ertragslage und auch die Asbest-Probleme, die Analysten schon seit geraumer Zeit hegten. Die Aktie hatte zuvor im europäischen Handel mit einem Plus von 1,3 Prozent bei 5,37 Schweizer Franken geschlossen. An der Wall Street brach das Papier allerdings um rund 30 Prozent ein.
Quelle: ntv.de