Fiat bald ohne Autos? Europa verhext
21.06.2002, 20:25 UhrDie europäischen Blue Chips erlebten am Freitag einen schwankungsanfälligen Hexensabbat. Nach massiven Verlusten im frühen Handel schauten die Indizes kurz in die Gewinnzone, gaben dann aber wieder ab. Der EuroStoxx50 fiel 0,7 Prozent auf 3.036 Punkte, für den Stoxx50 ging es 0,4 Prozent auf 2.973 Punkte nach unten.
Der dreifache Verfallstag von Futures und Optionen spiele auch für den gesamteuropäischen Handel eine wichtige Rolle, so ein Händler. Die Nachrichtenlage sei allerdings sehr dünn, es gebe fast nichts aus den Unternehmen.
Für die kommende Woche machten Händler wenig Mut. Die Märkte seien immer noch in Gefahr, ihre Tiefststände vom September letzten Jahres wieder zu testen. Leider sehe es so aus, als könne dies eher früher als später passieren, so Nichola Merrel von J.P. Morgan Chase. Mit einem Aufschwung sei eigentlich frühestens nach der anstehenden Berichtssaison in den USA zu rechnen. Einzelne US-Unternehmen haben bereits ihre Zahlen für das abgelaufene Quartal vorgelegt, ihren Höhepunkt wird die Berichtsaison aber erst im kommenden Monat erreichen.
Weit oben auf der Verliererliste stand erneut die Aktie von Vivendi. Die Deutsche Bank hat einen 12,7-prozentigen Anteil an der Entsorgertochter Vivendi Environnement von dem französischen Medienkonzern übernommen. Die Überlassung der Aktien sei eine klassische kurzfristige Finanztransaktion, so ein Vivendi-Sprecher. Wofür die Franzosen das Geld verwenden wollen, sagte er nicht. Die Transaktion weise daraufhin, dass Vivendi kurzfristig Geld brauche, das verunsichere die Anleger natürlich, so ein Händler. Die Aktie fiel 8,4 Prozent auf 24,45 Euro. Für Vivendi Environnement ging es 2,8 Prozent auf 32,09 Euro nach unten.
Unter Druck stand auch die Aktie der France Telecom, die am Donnerstag bereits rund 14 Prozent gefallen war und am Freitag nochmals zwischenzeitlich bis auf 11,66 Euro nachgab. Nach kurzem Zwischenhoch schloss das Papier schließlich bei 12,41 Euro - ein Minus von 3,7 Prozent. Die France Telecom geht wohl als Gewinner aus dem Streit mit MobilCom-Chef Schmid hervor. Nach Börsenschluss in Paris wurde bekannt, dass Schmid als Vorstandschef bei Mobilcom abgelöst wurde. Widersprüchliche Angaben gab es zur Fortführung des Kooperationsvertrags zum Aufbau des UMTS-Netzes in Deutschland. Während Mobilcom davon ausgeht, dass die Vereinbarung wieder in Kraft gesetzt wird, hat France Telecom eine entsprechende Meldung dementiert.
Der Pharmakonzern Roche hat in Europa die Marktzulassung für sein Hepatitis C-Medikament Pegasys erhalten. Die Europäische Kommission habe das Präparat sowohl für die Einzeltherapie als auch in Kombination mit Ribavirin zugelassen, so die Schweizer. Die Aktie legte 0,7 Prozent auf 111,75 Schweizer Franken zu.
Die Gläubigerbanken der hochverschuldeten Fiat-Gruppe haben sich nach Angaben aus verhandlungsnahen Kreisen für einen Verkauf der Auto-Sparte ausgesprochen, wenn die Gruppe ihre Konsolidierungsziele nicht erreichen sollte. DaimlerChrysler kündigte am Vormittag bereits an, kein Interesse an der Fiat-Autosparte zu haben. Die Fiat-Aktie gab 0,7 Prozent auf 12,26 Euro nach.
Einen Rückschlag gab es für AstraZeneca. Die US-Gesundheitsbehörde hält das Medikament „Casodex“ der Gruppe für nicht geeinigt zur Behandlung von Prostatakrebs. Die Aktie drehte nach schwachem Start dennoch mit 0,8 Prozent bei 2.690 Pence ins Plus.
Der Musikriese EMI hat seinen Anteil am deutschen Musiksender Viva an AOL Time Warner verkauft. Dafür hat EMI nach eigenen Angaben 52,3 Millionen Euro in Bar kassiert. Die Anleger reagierten ob des Geldsegens hoch erfreut: Die Aktie legte um 4,3 Prozent auf 244 Pence zu.
Quelle: ntv.de