Marktberichte

A(r)merika "Fall Street"

Es sah zunächst nicht gut aus an den New Yorker Börsen am Freitag. Die Aktienkurse setzten ihre Talfahrt fort. Grund waren schlechte Unternehmens- nachrichten. Aber es gab auch gute Konjunktur- daten. Und die Börsen reduzierten im Verlauf ihr Minus.

Der Dow Jones ging mit einem Minus von 0,4 Prozent bei 9.590 Zählern ins Wochenende, die Nasdaq büßte 1,3 Prozent ein auf 1.535 Zähler.

Am Freitag hatten die US-Anleger zunächst fast keine Fragen mehr: Umsatzwarnung von Intel, Gewinnwarnung von Biogen und neue Sorgen um die Finanzpraktiken des Mischkonzerns Tyco. Die Nachrichtenlage sei katastrophal, so Michael Palazzi von SG Cowen. Es gebe zur Zeit keinen Grund Aktien zu kaufen. Der Markt sei nun in ernsthaften Schwierigkeiten, so Tom Hougaard von Financial Spreads. Ein Crash sei ein Szenario, das man nicht mehr ausschließen könne, zumal die Sorgen um die Entwicklung im Nahen Osten und im Kaschmir nicht geringer geworden seien.

Anlass zu Hoffnung gaben hingegen die neuesten Konjunkturdaten. Die Zahl der US-Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft ist im Mai um 41.000 gegenüber dem Vormonat gestiegen. Experten hatten mit einer Zunahme um 58.000 gerechnet. Positive Überraschung aber bei der Arbeitslosenquote: nach sechs Prozent im April betrug diese im Mai noch 5,8 Prozent, nachdem Analysten mit einem Anstieg der Quote auf 6,1 Prozent gerechnet hatten.

Der US-Chip-Riese Intel hatte am Donnerstagabend nach Börsenschluss gewarnt, dass die Umsätze im laufenden zweiten Quartal auf Grund einer schwachen Nachfrage in Europa nur zwischen 6,2 und 6,5 Milliarden US-Dollar liegen würden. Im April hatte Intel noch einen Quartalsumsatz zwischen 6,4 und 7,0 Milliarden Dollar prognostiziert. Analysten hatten den Intel-Umsatz mit 6,67 Milliarden Dollar vorausgesagt. Analysten hätten zwar mit einer Senkung der Umsatzprognose gerechnet, doch sei sie deutlicher ausgefallen als erwartet, so ein Händler. Intel käme in der Technologiebranche eine Vorreiterrolle zu, die Angst sei nun, dass sich der erhoffte Aufschwung weiter hinaus ziehen werde. Die Intel-Aktie brach um 16,4 Prozent auf 22,59 Dollar ein.

Die zweite schlechte Nachricht des Tages kam von Biogen. Das Biotechunternehmen hat seine Gewinnerwartung für das zweite Quartal sowie das Gesamtjahr nach unten korrigiert. Grund seien die hinter den Erwartungen liegenden Umsätze des Multiple-Sklerose-Medikament Avonex, so das Unternehmen weiter. Im zweiten Quartal sei aufgrund der Umsatzschwäche bei Avonex nur mit einem Gewinn je Aktie zwischen 28 und 32 Cent zu rechnen. Dies sind 9 Cent weniger als zuvor prognostiziert. Für die Papiere ging es 12,6 Prozent auf 41,75 Dollar nach unten.

Dritter im Bunde der schlechten Nachrichten war der Mischkonzern Tyco . Einem Zeitungsbericht zufolge könnte die Anklage gegen Ex-Konzernchef Dennis Kozlowski wegen Steuerhinterziehungen weitere Ermittlungen nach sich ziehen. Die Staatsanwaltschaft New York prüfe zur Zeit offenbar, ob Kozlowski Firmengelder für private Zwecke genutzt habe, so der Bericht. Die Aktie gab 26 Prozent auf 10,80 Dollar nach.

Eine Gewinnwarnung gab es auch von RF Micro Devices. Der Chip-Zulieferer für die Mobilfunkindustrie erwartet im laufenden Quartal nun ein ausgeglichenes Ergebnis und nicht mehr einen Gewinn zwischen 2 und 3 Cent je Aktie. Der Umsatz werde zwischen 98 und 101 Millionen Dollar liegen. Zuvor hatte RF Micro Devices noch mit Umsätzen von bis zu 110 Millionen Dollar gerechnet. Die Aktie verlor 33,4 Prozent auf 10,15 Dollar.

Der US-Pharmakonzern Merck nimmt in den Beipackzettel seines Cholesterin-Senkers Zocor eine Warnung vor möglicherweise gefährlichen Nebenwirkungen bei gleichzeitiger Einnahme des weit verbreiteten Herzmedikaments Cordarone auf. Merck teilte am Donnerstagabend nach Börsenschluss mit, bei gleichzeitiger Einnahme beider Medikamente könne es zu Herzrhythmus-Störungen kommen. Für die Aktie ging es 1,7 Prozent auf 52,30 Euro nach unten.

Quelle: ntv.de

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