Marktberichte

Inside Wall Street Fed senkt Zinsen

Die amerikanische Notenbank hat den Leitzins um 25 Basispunkte auf 4,25 Prozent gesenkt. Der Diskontsatz für die Banken fällt ebenfalls um 25 Basispunkte auf 4,75 Prozent. Dieser Schritt war von Experten erwartet worden. Im Pressestatement gibt sich die Fed mit Blick auf die Zukunft unverbindlich, was Gewinnmitnahmen auslöste. Mit einer zweiwöchigen steilen Rallye im Rücken brachen die Indizes nach der Zinsentscheidung ein.

Die Notenbank ging mit der Zinssenkung um 25 Basispunkte den Weg des geringsten Widerstands. Der Markt hatte eine Zinssenkung regelrecht gefordert, angesichts massiven Inflationsdrucks hätten sich aber 50 Punkte nicht durchsetzen lassen. Das scheint dem Präsidenten der Boston Fed, Eric Rosengren, nicht gepasst zu haben. Rosengren stimmte gegen seine Kollegen und trat für eine drastischere Zinssenkung ein.

Dabei ist die aktuelle Zinsentscheidung ohnehin eine der umstrittensten, zumal sie noch vor wenigen Wochen als völlig ausgeschlossen galt. Nach einer Zinssenkung im November hatte der Offenmarktausschuss recht deutlich erklärt, dass Anleger mit weiterem Entgegenkommen durch die Fed nicht zu rechnen hätten. Danach aber machten weitere Abschreibungen und Verluste im Kreditsektor den Aktienmärkten Sorgen und führten zu Kursstürzen - bis sie schließlich die Fed in die Knie zwangen.

Die Währungshüter wehrten sich allerdings auch zu keinem Zeitpunkt gegen den Druck von der Wall Street. Kaum hatten die Börsen eine Korrektur markiert, sprangen Fed-Chef Ben Bernanke, sein Vize Donald Kohn und weitere Gouverneure vor die Mikrofone, um Anlegern weitere Zinssenkungen zu signalisieren. Mehr brauchte es nicht, um dem Markt wieder Beine zu machen: Seit Anleger wieder Hoffnung in die Notenbank haben, zog der Dow um fast 1000 Punkte an.

Tatsächlich hat die Zinssenkung einige Vorteile, von denen der Markt profitieren kann. Zum bringt sie natürlich Liquidität, um die immer engere Situation an den Kreditmärkten zu entschärfen. Zum anderen schwächt sie weiter den Dollar, wodurch sich Amerika einerseits einfacher entschulden und andererseits die Exporte nach Europa und Asien ankurbeln kann.

Das wars dann aber auch schon. Danach zeigt sich die wahre Natur der Zinssenkung, die erneut nicht mehr ist als ein weiterer Schuss für einen Junkie. Sie stachelt die Forderung des Marktes nach weiterem Entgegenkommen an, wie sich umgehend nach Bekanntgabe der Zinsentscheidung zeigte. Analysten aller Häuser kommentierten und rechnen damit, dass der Leitzins bis Sommer mindestens um weitere 100 Basispunkte auf bis zu 3,0 Prozent fallen wird.

Dabei lässt man völlig außer acht, dass die jüngsten Zinssenkungen in einem Umfeld mit außergewöhnlich hoher Inflation stattgefunden haben. Noch in dieser Woche stehen an der Wall Street die Zahlen zur Entwicklung der Verbraucherpreise im November an, die wegen hoher Energie- und Lebensmittelkosten so steil zugelegt haben sollen wie nie zuvor.

Auch scheint die Notenbank die jüngsten Konjunkturdaten nicht genau betrachtet zu haben. Denn wenngleich einige Zahlen nicht gut waren, so waren sie auch nicht katastrophal schlecht. Der Arbeitsmarkt zeigte sich im November etwas stärker als erwartet, die Indizes für Industrie und Dienstleistungsgewerbe liegen weiterhin im expandierenden Bereich. Und der Aktienmarkt steht ebenfalls nicht unter Druck. Zwar haben die Aktien der Häuserbauer und zahlreiche Papiere im Finanz- und Kreditsektor zuletzt deutlich nachgegeben, doch notiert der breite Markt nur knapp unter seinen jüngsten Rekordständen.

Quelle: ntv.de

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