Marktberichte

Paulson verunsichert Asien Fernost-Börsen im Minus

Der Blick in die USA sorgte bei den asiatischen Investoren am Donnerstag erneut für erhebliche Verstimmungen. Dort hat Finanzminister Henry Paulson gestern erklärt, dass die Regierung den amerikanischen Banken nun doch keine problematischen Hypothekenanleihen abkaufen werde. Stattdessen müsse man mit den verfügbaren Milliarden die Problemfelder Privatkredite und Kreditkartenschulden beackern. Dies erinnerte die Marktteilnehmer schlagartig daran, dass die Finanzkrise noch nicht ausgestanden sein könnte. Für die Entwicklung der Realwirtschaft blieb man ebenfalls skeptisch. Zunächst hatte der Chipriese Intel die Umsatzprognose für das laufende Quartal nach unten angepasst. Dann kam auch noch eine Gewinnwarnung von Best Buy - eine der größten Elektronikketten des Landes. Für die asiatischen Technologie- und Elektronikunternehmen schien dies keine guten Perspektiven zu bieten.

Schwache Vorgaben aus den USA und ein weiter erstarkender Yen haben den japanischen Aktienmarkt heute einmal mehr unter Druck gebracht. Der Nikkei-Index fiel am Donnerstag den dritten Handelstag in Folge und verlor dabei 5,3 Prozent auf 8238 Punkte. Damit hat er alle im Laufe des Monats November erzielten Aufschläge wieder abgegeben. Der breitere Topix ging um 4,3 Prozent nach unten auf 837 Zähler.

Relativ schwach schnitten die Elektronikwerte ab. Hier fielen Sony um 8,7 Prozent und Canon um 6,3 Prozent; Panasonic knickten vor dem Hintergrund der Gewinnwarnung von Best Buy um 7,4 Prozent ein.

Asahi Glass brachen um 5,0 Prozent und Nippon Sheet Glass um 9,0 Prozent ein. Die Europäische Kommission hatte diesen und anderen Industrieglasproduzenten zuvor eine milliardenschwere Kartellstrafe aufgebrummt. Im Bankensektor verloren Mizuho Financial 6,6 Prozent. Die Großbank hatte eine umfangreiche Kapitalerhöhug angekündigt. Im übrigen Finanzsektor verbilligten sich daraufhin Mitsubishi UFJ Financial um 3,7 Prozent und Nomura um 5,5 Prozent.

Seoul fängt sich

In Korea gab der Kospi heute 3,15 Prozent auf 1088 Punkte ab. Es hätte allerdings noch weit schlimmer kommen können, denn der Kospi lag zwischenzeitlich über sieben Prozent im Minus. Neue staatliche Maßnahmen zur Milderung der wirtschaftlichen Probleme konnten den Markt in der zweiten Handelshälfte stützen. Die Regierung hatte zuvor erklärt, den im Außenhandel tätigen Firmen Dollarreserven im Umfang von 16 Mrd. Dollar zur Verfügung zu stellen, um damit eine entsprechende Liquidität zu garantieren.

Gleichzeitig will die Regierung über sieben Milliarden Dollar in Unternehmensanleihen investieren, um damit die Ausfinanzierung der örtlichen Unternehmen sicherzustellen. Nach der gestrigen Pleite des mittelgroßen Baukonzerns Shinsung standen heute die Bankenwerte weiter unter Druck. Hana Financial rutschten um 14,9 Prozent ab, Woori Finance gingen um 14,8 Prozent nach unten.

Im Bausektor verbilligten sich Daewoo Engineering & Construction um 11,0 Prozent und Samsung Engineering um 9,6 Prozent.

Im Technologiesektor gaben Hynix Semiconductor 6,7 Prozent und LG Display 11,1 Prozent ab. Samsung Electronics kamen dagegen mit einem Abschlag von 1,4 Prozent glimpflich davon. Gesucht waren unter anderem die Titel von SK Telecom, die in unsicheren Zeiten als "sicherer Hafen" gelten und sich am Donnerstag um 1,6 Prozent verbesserten.

Sorgen in Taiwan

Auch in Taiwan sah man voller Sorgen auf die USA, wo die dort notierten Finanz- und Technologiewerte gestern weiter in den Keller gerauscht waren. Dies führte beim TAIEX zu einem Abschlag von 3,85 Prozent auf 4438 Punkte. Zwischenzeitlich war Taiwans Leitindex sogar bis auf 4374 Stellen abgerutscht.

Die Meldung, dass der Schwiegersohn des ehemaligen Präsidenten Chen Shui-Bian zu einer siebenjährigen Haftstrafe verurteilt worden ist, hatte dagegen auf den Handelsverlauf kaum Einfluss. Die Titel nahezu aller Sektoren standen heute unter fortgesetztem Druck. Im Bankensegment gaben sowohl Cathay Financial als auch Chinatrust Financial um die dort maximal möglichen sieben Prozent ab.

Gleichermaßen wurde mit einigen Titeln aus dem Technologiesektor verfahren. Hier verbilligten sich sowohl die Papiere des Elektronik-Auftragsherstellers Hon Hai Precision als auch des Chip-Designers MediaTek um sieben Prozent. Unter den großen Halbleiterwerten gaben Taiwan Semiconductor 6,7 Prozent und United Microelectronics 3,6 Prozent ab, nachdem zuvor Intel die Umsatzprognose für das vierte Quartal zurückgenommen hatte.

Hongkong knickt ein

In Hongkong knickte der Hang Seng Index heute angesichts schwacher US-Vorgaben um weitere 5,15 Prozent auf 12.943 Stellen ein. Die teils deutlichen Aufschläge an den chinesischen Inlandsbörsen in Shanghai und Shenzhen konnten den Markt kaum stützen. Allerdings entwickelten sich die China-Aktien tendenziell besser als die Papiere der in Hongkong ansässigen Unternehmen.

Insbesondere für Gesellschaften aus der Banken- und Immobilienbranche blieb man weiter skeptisch. Unter den Immobilienwerten gaben Cheung Kong 6,3 Prozent und Sun Hung Kai Properties 7,2 Prozent ab. Im Finanzsektor verloren HSBC nach weiteren skeptischen Analysten-Kommentaren 6,3 Prozent, Hang Seng Bank fielen um 5,8 Prozent.

Unter den China-Banken verbilligten sich Bank of China um 4,6 Prozent und ICBC um 10,5 Prozent. Die ICBC soll angeblich demnächst auf Island-Investments Wertberichtigungen in Höhe von 600 Mio. HK-Dollar vornehmen müssen. Die Papiere des Börsenbetreibers Hong Kong Exchange knickten nach schwachen Zahlen um 7,9 Prozent ein.

Im Rohstoffsektor rutschten PetroChina um 6,4 Prozent und Jiangxi Copper um 7,9 Prozent ab. Unter den übrigen Marktschwergewichten verloren China Mobile 4,6 Prozent und China Life 2,8 Prozent. Hutchison Whampoa fielen um 6,6 Prozent.

In China stieg der Shanghai Composite Index entgegen dem allgemeinen Trend um 3,68 Prozent auf 1927 Punkte; der Shanghai A-Share Index stieg um 3,68 Prozent auf 2024 Zähler.

Quelle: ntv.de

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