Marktberichte

Inside Wall Street Finanzkrise bei Sotheby's

Als im letzten November die "Weizenfelder" von Vincent Van Gogh bei Sothebys keinen Käufer fanden, brachen die Aktien des berühmten Auktionshauses ein. Dass die Bieter nicht über 25 Millionen Dollar kamen - das Bild war zwischen 28 und 35 Millionen Dollar bewertet worden -, schien Anlegern ein böses Vorzeichen.

Seit November hat die Sotheby's-Aktie nun etwa die Hälfte ihres Wertes verloren. Und wer rechtzeitig ausgestiegen ist freut sich, denn immer mehr deutet darauf hin, dass die Kreditkrise in der Kunstszene neue Opfer findet.

Die Nachfrage nach millionenschweren Werken alter Meister ist spürbar zurückgegangen. Noch schlimmer: Viele New Yorker Banker, die im letzten Herbst noch großzügig zugeschlagen haben, können ihre Rechnungen nicht bezahlen. Sotheby's blickt für das Jahr 2007 auf ausstehende Rechnungen in Höhe von 835 Millionen Dollar - so viel wie nie zuvor in der traditionsreichen Geschichte des Hauses.

Allein 520 Millionen Dollar sind aus dem vierten Quartal ausstehend, berichtet das Wall Street Journal, und das dürfte direkt mit den Schwierigkeiten an der Wall Street zusammenhängen. Manch ein Banker, der sich mit Blick auf den Weihnachtsbonus für sein Loft einen Warhol oder Rothko gegönnt hat, ist in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Ganze sechs Millionen Dollar hat Sotheby's bereits abgeschrieben. Die sollten von Kunden kommen, die man mittlerweile schlicht für zahlungsunfähig hält.

Mit dem Nachfragerückgang auf Käuferseite fällt es dem Auktionshaus schwerer, interessante und teure Werke anzubieten. Das Unternehmen greift daher in die eigene Tasche und garantiert Kunden einen Mindesterlös - unabhängig davon, was bei der Versteigerung wirklich geboten wird. Die Rückstellungen dafür steigen seit geraumer Zeit, für die prestigeträchtige Mai-Versteigerung mit handverlesenem Publikum sind sie so hoch wie nie zuvor.

Langfristig stellt sich jedoch die Frage, ob der Nachfragerückgang und die Zahlungsschwierigkeiten mancher Kunden zu einer Preiskorrektur auf dem Kunstmarkt führen können. Im vergangenen Jahr sind die Kunstpreise laut der Branchenwebsite Artprice.com um 18 Prozent gestiegen. Alle paar Wochen machten Sothebys und Christies mit neuen Rekordumsätzen Schlagzeilen, was nicht zuletzt auch am steigenden Interesse aus dem Mittleren und dem Fernen Osten lag.

Quelle: ntv.de

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