Es geht dennoch aufwärts Finanztitel bremsen Dax
14.02.2011, 17:40 UhrDer Frankfurter Aktienmarkt präsentiert sich gut gelaunt. "Einer Fortsetzung der Rally mit neuen Jahreshöchstständen steht nichts im Weg", meint ein Händler. Für gute Stimmung sorgen die Vorgaben aus Asien. Dort reagieren die Börsen mit kräftigen Gewinnen auf die Entspannung in Ägypten und auf neue Handelsdaten aus China.
Am deutschen Aktienmarkt geht es weiter nach oben. Starke chinesische Im- und Exportdaten verhelfen dem Dax zu einem schwungvollen Wochenstart. Der Leitindex kletterte zeitweise um 0,7 auf 7424 Punkte und erreichte damit auf den höchsten Stand seit drei Jahren. Im Verlauf fiel der Dax aber wieder etwas zurück und schloss 0,3 Prozent im Plus bei einem Stand von 7396 Punkten.
Dass der Dax von seinem Tageshoch etwas zurückkam, lag an den Finanztiteln, denn der Banken- und Versicherungssektor geriet in Europa unter Abgabedruck. Händler verwiesen zum einen auf sich ausweitende Spreads an den Kreditmärkten auf Anleihen aus der Eurozonen-Peripherie, hier verlangten Anleger also größere Risikoaufschläge. Zum anderen wurde auf Spekulationen verwiesen, wonach die WestLB abgewickelt werden könnte. Dies belastete auch den Euro.
Am Gesamtmarkt wurde die Stimmung dagegen von günstigen Vorlagen aus Asien gestützt. "Zur Zeit kennt der Börsen-Express einfach keinen Stopp mehr", sagte ein Börsianer. "Die Ampeln stehen auf grün und die 7500 erscheint nur noch eine Frage der Zeit." Bislang würden kleinere Rückgänge stets zum Einstieg in den Markt genutzt. Der MDax legte 0,5 Prozent auf 10.610 Punkte zu, während der TecDax 1,3 Prozent auf 905 Zähler gewann. "Der Markt läuft wie ein gut geschmierter Motor", sagte Chefhändler Oliver Roth von Close Brothers Seydler. Solange es keine Störfeuer von konjunktureller Seite gebe, dürfte es angesichts der hohen Liquidität auch so weitergehen.
Die Lust auf Aktien wurde zum Wochenauftakt vor allem den starken Konjunkturdaten aus China geweckt. Die kräftig gestiegenen In- und Exporte in der Volksrepublik ließen weiterhin auf eine brummende Wirtschaft hoffen, betonen Börsianer. Die chinesischen Ausfuhren legten im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat um 37,7 Prozent zu. Das 51-prozentige Plus bei den Einfuhren lag doppelt so hoch wie von Analysten erwartet. "Die starke Entwicklung des Export-Wachstums hängt mit den verbesserten wirtschaftlichen Bedingungen bei den wichtigsten Handelspartnern Chinas zusammen", so die Goldman-Sachs-Volkswirte Yu Song und Helen Qiao. "Das starke Import-Wachstum stützt sich auf die anziehende Binnennachfrage."
Von der optimistischen Stimmung profitieren am deutschen Aktienmarkt vor allem Werte, die sich am Freitag eher unterdurchschnittlich entwickelt hatten. Linde, BASF und MAN legten im Dax zwischen 1,9 und 2,4 Prozent zu. Weniger gefragt sind dagegen Lufthansa, die sich um 0,3 Prozent verbilligten. Der Weltluftfahrtverband IATA blickt trotz des jüngsten Aufschwungs eher vorsichtig in die Zukunft. Die Folgen der Wirtschaftskrise lasteten noch einige Zeit auf Teilen der Branche, sagte Verbandspräsident Giovanni Bisignani.
Bei den Finanztiteln verloen Allianz 1,1 Prozent. Deutsche Bank fielen um 0,8 Prozent. Munich Re gaben 0,2 Prozent ab, Commerzbank 0,3 Prozent.
Zu den Verlierern zählten auch Volkswagen, die 1,2 Prozent einbüßten. Die US-Behörden nehmen nach einer Pannenserie die Dieselmotoren des Wolfsburger Autobauers unter die Lupe. Das sei schädlich für die Reputation und könne das US-Geschäft beeinträchtigen, sagt ein Börsianer.
Im MDax legten Bilfinger Berger nach der Vorlage von Geschäftszahlen zunächst deutllich zu, drehten dann allerdings 1,2 Prozent ins Minus. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen. Hinzu kam ein negativer Analystenkommentar der WestLB. Alle guten Nachrichten seien nun bekannt und das Aufwärtspotenzial begrenzt.
Beim Konkurrenten Hochtief hielt Investoren dagegen auch ein Gewinnrückgang bei der australischen Tochter Leighton nicht von Aktienkäufen ab. Der Essener Konzern hat eigenen Angaben zufolge seinen Gewinn 2010 dennoch gesteigert. "Das deutet darauf hin, dass die Geschäfte bei Hochtief gut laufen", sagt ein Börsianer.
An die MDax-Spitze kämpften sich Gerresheimer nach einem positiven Analystenkommentar: Die Aktien des Spezialverpackungsherstellers kletterten um 3,3 Prozent.
Die im Technologie-Index TecDax gelisteten Aktien von Centrotherm stiegen um 6 Prozent. Der auf die Solarindustrie spezialisierte Anlagenbauer hatte sich optimistisch zu den Aussichten für 2011 geäußert. Roth + Rau stiegen nach einer Hochstufung durch Goldman Sachs um 7 Prozent.
Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ