Inside Wall Street Flaute am IPO-Markt
04.12.2007, 20:30 UhrWie weit sich die Finanzkrise in den USA in das nächste Jahr schleppen wird, wird an den Börsen heftig diskutiert. Nach den Hypotheken- könnten die Kreditkartenschulden die nächste Hürde für die US-Konjunktur sein, die Prognosen für den Arbeitsmarkt sind schlecht, manche Beobachter warnen vor einer Rezession. Ein Marktsegment dürfte 2008 auf jeden Fall leiden: das Geschäft mit IPOs.
Einbrüche im IPO-Sektor würde der Markt gewaltig spüren, denn im zu Ende gehenden Jahr lief das Geschäft so gut wie lange nicht mehr: Obwohl es zuletzt keine spektakulären Börsengänge gab, summieren sich die kleinen und mittelgroßen seit Jahresbeginn doch auf 61 Mrd. US-Dollar. Unabhängig vom Verlauf des Dezembers wird 2007 damit als stärkstes IPO-Jahr seit dem Dotcom-Boom in den späten Neunzigern in die Geschichte der Wall Street eingehen.
Der Andrang auf das Parkett flaute aber wohlgemerkt zuletzt ab: Alleine im November zogen 16 Unternehmen ihre geplante Erstnotierung zurück und verzichteten zusammen auf eine Kapitalaufnahme von geplanten 5,6 Mrd. US-Dollar.
Der Grund liegt auf der Hand: In dem aktuell volatilen und unsicheren Börsenumfeld wagen sich nun einmal nicht allzu viele Firmen in die Märkte. Wozu auch? Den größten Kapitalbedarf haben meist Unternehmen mit großer Vision und wenig handfesten Erfolgen. Und genau das wird viele Anleger abschrecken, die inmitten einer Kreditkrise Kapital kein Quellen stecken, deren Erfolg unsicher ist.
Selbst wer sich noch Chancen ausrechnet und vor der Börse keine Angst hat, dürfte vergeblich auf einen leichten und bequemen Einstieg hoffen. Denn die Banken, die jede Erstnotierung betreuen, werden sich die Bilanzen der Neulinge gründlichst ansehen. Manche Firma mit hohem Schuldenstand oder zweifelhafter Kreditwürdigkeit dürfte nicht einmal einen Sponsor finden - geschweige denn einen Aktionär.
Einige namhafte Konzerne dürften den Sprung in die Öffentlichkeit dennoch wagen: Nach dem erfolgreichen Debüt von Mastercard mit einem Kursgewinn von mehr als 400 Prozent seit Mai ist mit der Erstnotierung des Konkurrenten Visa auf jeden Fall zu rechnen.
Ganz anders sieht es hingegen für die Privatinvestoren aus, die sich noch vor wenigen Monaten in der Schlange vor der NYSE auf die Füße traten. Nachdem Blackstone seit Börsenstart im Sommer 30 Prozent und der Hedgefond Och Ziff Capital etwa 25 Prozent eingebüßt haben, scheint man etwa bei KKR an einem IPO nicht länger interessiert zu sein.
So konzentrieren sich Anleger mit Blick auf Börsenküken zur Zeit auf Unternehmen außerhalb der Finanz- und Investmentbranche. Einige Hersteller von Medizintechnik stehen auf dem IPO-Plan für 2008. Und dann gibt es noch die Firmen aus China, die zunehmend an den westlichen Finanzplätzen mitspielen wollen. Immerhin 27 chinesische Konzerne haben im laufenden Jahr an US-Börsen erstnotiert, in 2008 dürften es laut IPO-Experten noch mehr werden.
Quelle: ntv.de