Marktberichte

Inside Wall Street Football-Indikator im Abseits

Die Börsenkolumne aus New York von Lars Halter

Die Sport-Nation USA steht vor ihrem größten Wochenende: Am Sonntag treten die Chicago Bears und die Indianapolis Colts in Florida zum Super Bowl an. Das Finale der Football-Meisterschaft hält nicht nur die Fans in Atem, sondern auch die Wall Street – wenngleich kaum einer den legendären Super-Bowl-Indikator ernst nimmt.

In diesem Jahr schon gar nicht, denn eine Umstellung der amerikanischen Football-Liga hat das alte System ins Wanken gebracht, an dem sich die Wall Street so lange erfreut hatte. Das hatte nämlich im Super-Bowl jeweils den Sieger der American League (AFL) und den Sieger der National League (NFL) zusammengebracht. Eine Laune des Weltgeists wollte es, dass nach einem Sieg des NFL-Teams die Börse bis Jahresende kletterte und nach einem Sieg des AFL-Teams nachgab. Die Trefferquote des Index liegt bei 80 Prozent und damit höher als bei manchem konjunkturell begründeten Index.

Das Problem in diesem Jahr: Nach einer Restrukturierung der Liga stehen sich am Sonntag zwei Mannschaften gegenüber, die beide ihre Wurzeln in der National League haben. Das wäre so weit so gut, denn damit hat der Aktienmarkt in 2007 gute Karten, unabhängig davon, wer das entscheidende Field Goal schießt.

Doch raten Experten davon ab, im Football-Fieber nun größere Beträge in Aktien zu investieren. Denn so beeindruckend eine Trefferquote von 80 Prozent ist, gibt es doch zweierlei zu bedenken: Zum einen lag der Index ausgerechnet in den vergangenen fünf Jahren immer wieder daneben und hat an Magie eingebüßt.

Zum anderen ist trotz der hohen Korrelation völlig klar, dass Football und Börse nichts miteinander zu tun haben. Es gibt noch viele andere Indizes, die seit Jahrzehnten fast parallel mit den S&P-500 verlaufen. Der kalifornische Ökonom David Leinweber hat im Datenwust der UNO einen Chart gefunden, der dem amerikanischen Aktienmarkt fast punktgenau gleicht – er beschreibt die Butterproduktion in Bangladesh. Einen ähnlichen Verlauf zeigen der internationale Flugverkehr und die Eiskrem-Produktion in Amerika, wie ein Professor aus Neuseeland jüngst herausfand.

Dass sich die Wall Street mit dem Super Bowl beschäftigt, hat trotz allem einen guten Grund. Das größte Sportereignis des Landes ist an sich ein Wirtschaftsfaktor. Rund um Miami sind die Hotels ausgebucht, für Flüge nach Florida gilt dasselbe. Wer nicht live dabei sein kann, unterstützt die heimische Gastronomie. Sportbars zwischen New York und Los Angeles werden schon am frühen Morgen voll besetzt sein, denn die Übertragung beginnt lange vor den Anpfiff.

Insgesamt sendet CBS zehn Stunden Super Bowl, inklusive der Halbzeit-Show von Prince und einer Einlage von Billy Joel und dem Cirque du Soleil. CBS ist einer der größten Gewinner am Sonntag, man rechnet mit höheren Werbeeinnahmen als je zuvor. Eine Minute kostet 2,3 Mio. US-Dollar, wenige Tage vor dem Spiel sind fast alle Werbepausen ausverkauft.

Quelle: ntv.de

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