Dax-Vorschau Geldschwemme macht Kauflaune
13.04.2013, 15:27 Uhr
Locker, lockerer, am lockersten: Die lockere Geldpolitik der Notenbanken weltweit lockt Investoren in Aktienmärkte.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Krisen der Welt gehen zur Zeit spurlos an den Märkten vorbei. Kurstreiber sind die großzügigen Geldgeschenke der Notenbanken. Händler rechnen in der kommenden Woche allenfalls mit kleineren Dellen. Investoren erwartet eine regelrechte Zahlenflut.
Konjunkturunsicherheit, Euro-Krise, Korea-Konflikt - die Schlagzeilen machen derzeit alles andere als gute Laune. Der Dax steigt trotzdem - in den vergangenen fünf Tagen um 1,1 Prozent auf 7744 Zähler. Und auch in der neuen Woche sehen Marktbeobachter kein größeres Rückschlagpotenzial für den deutschen Aktienmarkt.
"Die weit geöffneten Geldschleusen der Notenbanken dürften den Leitindex tendenziell weiter stützen", sagt Tobias Basse, Aktienstratege der NordLB. In den USA zeigen sich einige Experten sogar überrascht davon, wie sehr sie das Aufwärtspotenzial der Börsen unterschätzt haben. Immerhin hat der S&P schon in weniger als vier Monaten die Jahresziele vieler Strategen übertroffen.
Nicht nur in den USA, sondern auch in Japan und Großbritannien stabilisieren die Notenbanken mit dem Ankauf von Staatsanleihen seit geraumer Zeit die Märkte. Vor allem die japanische Zentralbank hatte zuletzt keinen Zweifel daran gelassen, dass die Märkte mit einer anhaltenden Geldschwemme rechnen können. Bei der US-Notenbank Fed mehren sich inzwischen zwar die Stimmen, die einen baldigen Ausstieg aus dem milliardenschweren Anleihenkaufprogramm fordern. "Aber selbst wenn es tatsächlich dazu kommen sollte, wird die Fed dabei sehr vorsichtig und marktschonend vorgehen", sagt Basse.
Eurokrise immer für böse Überraschungen gut
Auch wenn der Aufwärtstrend im Dax intakt scheint, mit - zumindest kurzfristigen - Dämpfern müssen Anleger in der neuen Woche rechnen, meinen Börsianer. Vor allem, wenn sich der Korea-Konflikt weiter zuspitzen sollte. Die Lage auf der koreanischen Halbinsel wird immer angespannter. Die Vereinigten Staaten haben mit der Verlegung von Kampfflugzeugen und Kriegsschiffen in die Region reagiert.
Aber auch in der Eurokrise sei keine Ruhe absehbar, heißt es in einem Kommentar der Landesbank Berlin. Erst in der abgelaufenen Woche sorgte Zypern für Wirbel, weil das Finanzloch des Insel-Staates mit 23 Milliarden Euro nun etwa sechs Milliarden Euro größer ausfällt als zunächst gedacht. Am Freitag brachten die Euro-Finanzminister ein Rettungspaket mit Hilfskrediten über zehn Milliarden Euro auf den Weg. Für Unsicherheit sorgt zudem Slowenien: Schon länger wird darüber spekuliert, dass das kleine Euroland wegen der Schwäche seiner Banken als sechster Staat Milliardenhilfen des Euro-Rettungsschirms braucht. Sollten sich die Marktbedingungen verschlechtern, sei dies möglich, hatte der Chef der zweitgrößten Regierungspartei Igor Luksic am Dienstag gesagt. Nun forciert das Land den Verkauf seines Tafelsilbers und stellte einen Privatisierungsplan in Aussicht.
US-Bilanzsaison nimmt Fahrt auf
Die sich warm laufende Bilanzsaison in den USA dürfte in der neuen Woche ebenfalls für Gesprächsstoff sorgen. Unter anderem lassen sich Citigroup (Montag), Goldman Sachs, Intel, Yahoo (Dienstag), Bank of America (Mittwoch), Morgan Stanley und IBM (Donnerstag) in ihre Bücher schauen. "Vor den Zahlen herrscht große Unsicherheit, denn einige fürchten durchaus negative Überraschungen", sagt Basse von der NordLB. Auch Gordon Charlop von Rosenblatt Securities sieht die Bilanzen als möglichen Katalysator für einen Rückschlag an der Wall Street. "Das ist die Nagelprobe", sagt er.
Hierzulande müssen die Investoren noch auf die große Zahlenflut warten. Vorerst wird nur SAP am Freitag Einblick in das erste Quartal geben. Dafür stehen zahlreiche Hauptversammlungen an, unter anderem laden Henkel (Montag), RWE, Beiersdorf (Donnerstag) und Commerzbank (Freitag) ihre Aktionäre ein.
An Konjunkturdaten mangelt es in der neuen Woche ebenfalls nicht. Am Dienstag steht der ZEW-Index zur Veröffentlichung an - einer Reuters-Umfrage zufolge dürften Anleger und Analysten die Aussichten für die deutsche Wirtschaft etwas schlechter bewerten als zuletzt. Wie es um die US-Wirtschaft bestellt ist, sollten neben den Wohnbaubeginnen (Dienstag) auch das Beige Book der Fed (Mittwoch) sowie der Konjunkturindex der Notenbank von Philadelphia und die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe (Donnerstag) zeigen.
"Alle fragen sich, wie es in den USA weiter geht, denn mit der wirtschaftlichen Entwicklung steht und fällt, wie lange die Fed noch ihre Anleihenkäufe fortsetzt", sagt ein Börsianer. Notenbankchef Ben Bernanke will erst dann den Fuß vom Gaspedal nehmen, wenn die Arbeitslosenquote wieder auf 6,5 Prozent gefallen ist. Aktuell liegt sie bei 7,6 Prozent und ist damit weit vom Zielwert der Fed entfernt.
Quelle: ntv.de, rts