Inside Wall Street Gemeinsam gegen Google
04.05.2007, 14:25 UhrDie Börsenkolumne aus New York von Lars Halter
In der Hightech-Branche kündigt sich ein spektakulärer Deal an: Der Softwarekonzern Microsoft will nach Gerüchten in New York den Online-Riesen Yahoo kaufen. Ein Angebot soll sich auf bis zu 50 Mrd. US-Dollar belaufen und dürfte die Unternehmen im gemeinsamen Kampf gegen Google stärken.
An Google beißen sich Microsoft und Yahoo seit Jahren die Zähne aus. Mehr als 65 Prozent aller Umsätze mit Online-Werbung über Suchmaschinen gehen an Google, für die zahlreichen Konkurrenten blieben bisher nur Krümel. Umso frustrierender für Yahoo, ist das Portal - das eine eigene Suchmaschine betreibt - doch die meist besuchte Webseite der Welt.
Yahoo und Microsoft, im Online- und Suchgeschäft mit der Seite MSN vertreten, hätten gemeinsam einen Anteil von 27 Prozent der Werbe-Umsätze und könnten über breite Kooperationen näher an Google heranrücken. Die „New York Post berichtet nun, Microsoft habe Yahoo offiziell an den Verhandlungstisch gebeten.
Experten an der Wall Street sind allerdings nicht sicher, ob es zu einer Übernahme kommen soll, oder möglicherweise nur zu einer engen Zusammenarbeit - projektbezogen oder allgemein. Microsoft dürfte eine klassische Übernahme am liebsten sein. Die würde das Unternehmen in die Zukunft führen, nachdem man in den letzten Jahren zwar das Geschäft mit Betriebssystemen halten konnte, aber im Internet zunehmend den Anschluss verloren hat.
Das Google in den vergangenen Monaten immer mehr Programme und Applikationen online zur Verfügung gestellt hat und in direkte Konkurrenz zu Produkten der Windows-Reihe tritt, bringt Microsoft umso mehr in Zugzwang.
Allerdings wäre eine Übernahme wettbewerbsrechtlich nicht unumstritten und zudem in bezug auf die Unternehmenskultur problematisch. Viele Yahoo-Mitarbeiter stehen Microsoft nicht gerade freundlich gegenüber. Von Mit-Gründer Jerry Yang ist sogar überliefert, er hasse Microsoft und benutze prinzipiell keine Produkte des Unternehmens.
Anleger halten eine Übernahme dennoch für möglich, wie sich an der frühen Reaktion der Yahoo-Aktie zeigt. Die legt vor Handelsbeginn in New York um 15 Prozent zu.
Ein weiterer Medien-Merger?
Mit einem frühen Plus von 25 Prozent notiert die Aktie von Reuters. Der Nachrichtenagentur liegt ein Übernahmeangebot von unbekannter Seite vor, wie das Management am Freitagmorgen bestätigt hat. Insider halten es für möglich, dass die die Thomson Group hinter dem Angebot stehen könnte, um Reuters in ihren Finanznachrichtendienst Thomson Financial einzugliedern.
Allerdings gibt es auch Spekulationen, dass Rupert Murdoch an Reuters interessiert sein könnte. Der Medienmogul und Chef der News Corp. hat bereite Mitte der Woche ein Übernahmeangebot an Dow Jones gerichtet, den Verlag von Wall Street Journal und Barrons. Murdoch soll mit den Finanzmedien und seinem Fernseh-Ableger Fox einen neuen Business-Sender planen, für den Reuters wichtigen Kontent liefern könnte.
Quelle: ntv.de