Marktberichte

Inside Wall Street Gerüchte um Chrysler

von Lars Halter

Aufregung im Automobil-Sektor: Der amerikanische Autoriese General Motors soll an einer Übernahme von Chrysler interessiert sein. Der amerikanische Branchendienst Automotive News meldet unter Berufung auf Quellen in Deutschland und Amerika, dass entsprechende Verhandlungen bereits begonnen hätten.

Erst am Mittwoch hatte DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche explizit keine Maßnahme ausgeschlossen, um Chrysler zu stärken. Ein möglicher eventueller Verkauf der US-Tochter war danach für viele Experten ein Thema, mit einem zeitnahen Deal rechnete aber niemand. Zudem hatten die beiden Automobil-Riesen bereits über eine mögliche Zusammenarbeit bei einem großen SUV nachgedacht, was bisher als einzige nennenswerte Kooperation gewertet worden war.

Entsprechend zeigten sich Börsianer im New Yorker Handel überrascht. Die GM-Aktie brach binnen weniger Minuten um mehr als zwei Prozent ein. Anlegern missfällt der Gedanke, dass sich das ohnehin in einer tiefen Krise steckende Traditionsunternehmen im Falle einer Übernahme um ein weiteres Sorgenkind kümmern müsste.

Später erholte sich das Papier allerdings, da Analysten den Deal noch längst nicht in trockenen Tüchern sehen. „Das wäre einfach zu teuer“, fasst der Branchen-Analyst Jim Hall von AutoPacific zusammen, der persönlich nicht an eine Übernahme glaubt.

Auf dem Weg zurück in die Profitabilität wäre Chrysler für General Motors ein weiterer Bremsklotz, meint auch der Detroiter Branchen-Experte Phil LeBeau im Interview mit dem amerikanischen Börsensender CNBC. Doch hätte eine Übernahme durchaus positive Seiten: „Marken wie Jeep und Dodge wären wertvoll für General Motors“, so LeBeau. Vor allem die Dodge-RAM-Serie könnte den Truck-Sektor von GM verstärken. In dieser für hohe Gewinnmargen bekannten Sparte liegt General Motors zur Zeit deutlich hinter Ford und DaimlerChrysler.

Innerhalb der GM-Gruppe scheinen hingegen die Sorgen zu überwiegen. Automotive News zitiert Klaus Franz, der die Gewerkschaften im Opel-Aufsichtsrats vertritt. Eine Übernahme von Chrysler „wäre eine Katastrophe“, so Franz. „Beide Unternehmen haben die gleichen Probleme: Sie haben die falschen Produkte.“

Deutlich im Plus bleibt hingegen das Papier von DaimlerChrysler. Die Aktie des deutsch-amerikanischen Konzerns reagierte auf die Übernahme-Gerüchte mit einem Sprung um zeitweise mehr als fünf Prozent. Anleger würden es begrüßen, wenn sich der Konzern schneller als erwartet von der strauchelnden Ami-Tochter trennen könnte.

Quelle: ntv.de

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