Inside Wall Street Gespräche unter Prinzen
26.03.2007, 19:13 UhrDie Börsenkolumne aus New York von Lars Halter
Sagt der eine Prinz zum anderen nun ja, im Detail wird man das wohl nie erfahren. Klar ist aber, dass der eine – Prince Alwaleed bin Talal, seines Zeichens Großaktionär bei der Citigroup – nicht ganz zufrieden ist mit der Geschäftsentwicklung. Für die ist der andere zuständig – Chuck Prince, seines Zeichens CEO der Großbank.
Prince und Prince trafen sich daher vor einigen Wochen in Saudi-Arabien. In einem Wüstencamp bei Riyadh diskutierten sie über die aktuelle Performance der Citigroup, die doch einiges zu wünschen übrig lässt. Die Aktie, die einst ein unverzichtbares Papier in jedem Portfolio war und ihren Wert zwischen 1999 und 2003 verdoppelt hat, ist zuletzt deutlich schwächer gelaufen als die Konkurrenten: Mit einem Kursgewinn von etwa acht Prozent im letzten Jahr hinkt man beispielsweise den 11 Prozent der Bank of America und den 15 Prozent von J.P. Morgan hinterher.
Das könnte daran liegen, dass die Citigroup zu schnell und zu groß gewachsen ist – im eigenen Land un international. In den Finanzblogs kritisieren Anleger die jüngsten Akquisitionen in China und Japan, wo man zwei Sorgenkinder der Branche übernommen hat, ebenso wie die regelmäßige Eröffnung neuer Filialen. Mehr als 8.100 Filialen hat man derzeit in den USA, etwa 50 Prozent mehr als die Bank of America. Mehr Filialen brauchen mehr Angestellte, und ein Blick auf die Bilanz zeigt, wohin das zuletzt geführt hat: Der Umsatz pro Angestelltem ist deutlich unter die Vergleichswerte der Konkurrenten gerutscht.
Entsprechend fordern Anleger nun Entlassungen. Ob es bei den 15.000 bleibt, von denen das Wall Street Journal am Montag berichtet, ist nicht sicher. Feste Zahlen soll es erst im April bei Quartalskonferenz und Aktionärsversammlung geben. Da werden Anleger genau hinhören, denn für die Citigroup geht es darum, nicht zu viele und nicht zu wenige Stellen abzubauen – beides wäre fatal für den Aktienkurs.
Zu viele Entlassungen würden die Moral bei der weltgrößten Bank untergraben und das weitere Wachstum stark einschränken. Zu wenige indes signalisieren den Aktionären – eben Prince Alwaleed bin Talal – zu wenig Entschlossenheit. Darum mache sich der reiche Saudi zur Zeit noch keine Sorgen. „Wir haben starkes Vertrauen in Citigroup“, wird er im Wall Street Journal zitiert.
Dessen muss sich CEO Chuck Prince würdig erweisen, weshalb er vermutlich nicht nur 15 000 Stellen streichen, sondern auch in anderen Bereichen sparen wird. Potenzial gibt es genug. Auch nach dem abrupten Rausschmiss des Lebenmanns Todd Thompson, der wegen seiner teuren Liebschaft mit einer amerikanischen Finanz-Journalistin und einem extravaganten Kamin im Büro in Ungnade gefallen war.
So will Prince die Organisation einiger regionaler Zentralen straffen und das Konten- mit dem Investmentbanking-Geschäft häufiger unter einem Dach zusammenbringen. Zudem sollen einige Jobs von teuren an günstigere Orte verlegt werden. Etwa 1500 Mitarbeiter sollen bald ihren zum Verkauf stehenden Büro-Turm in Manhattan verlassen und in ein günstigeres Gebäude in Jersey City ziehen – gleich über den Fluss und auch nur 10 Minuten von der Wall Street entfernt.
Ob Entlassungen, Filialschließungen oder gebremster Einsatz bei Übernahmen, das Ziel der Citigroup ist klar: Die Kosten müssen gesenkt werden. In den vergangenen zwei Jahren sind sie um 15 Prozent gestiegen, der Umsatz hingegen nur um 7 Prozent. Diese Diskrepanz soll verschwinden. Das hat der eine Prince dem anderen versprochen.
Quelle: ntv.de