Zypern sorgt für Kursrutsch Goldpreis fängt sich
11.04.2013, 13:55 UhrUnruhe am Markt für Edelmetalle: Weil Zypern große Teile seiner Goldreserven versilbern soll, nähert sich der Preis für eine Feinunze Gold dem tiefsten Punkt seit knapp zehn Monaten an. Anleger fürchten, dass weitere Krisenländer Gold abstoßen müssen.
Der Preisverfall beim Gold ist erst einmal gestoppt: Das Edelmetall kostete am frühen Nachmittag 1560 Dollar je Feinunze und kostete damit etwas mehr als im Schlussgeschäft vom Mittwoch. Am Vortag war der Preis zeitweise um knapp 2 Prozent auf 1555,39 Dollar gefallen, nachdem bekannt geworden war, dass Zypern als Teil des Rettungsabkommens auch den größten Teil seiner Goldreserven verkaufen muss.
Händler begründeten die starken Verluste mit der Furcht von Anlegern, dass auch andere von der Schuldenkrise besonders betroffene Staaten wie Griechenland oder Portugal zu Verkäufen von Goldreserven gezwungen werden könnten, was zu einem großen Angebot auf den Märkten führen würde.
Die Absicht, Gold aus zyprischen Beständen zu verkaufen, geht aus dem abschließenden Text des Rettungsabkommens hervor, das an die Öffentlichkeit gelangt war. Die Regierung in Nikosia hatte sich vor einigen Wochen mit seinen internationalen Geldgebern auf an Auflagen geknüpfte Milliardenhilfen verständigt. Im Gegenzug muss das Land auch seinen Bankensektor deutlich verkleinern und Anleger mit Einlagen von mehr als 100.000 Euro zur Kasse bitten.
Die zyprische Gold-Vereinbarung markiert den ersten größeren Goldverkauf eines Eurozonen-Staates seit Frankreich 2009 rund 17,4 Tonnen des Edelmetalls abgestoßen hatte. Zu aktuellen Preisen entspräche ein Wert von 400 Millionen Euro mehr als 10 Tonnen des Metalls.
"Psychologischer Belastungsfaktor"
Experten sehen in dem Preisrutsch vom Vortag allerdings eine Überreaktion des Marktes. "Die angedachte Menge von zehn Tonnen ist nicht groß", betonte Macquarie-Analyst Matthew Turner. Dies entspreche in etwa der Menge, die börsennotierte Gold-Fonds (ETFs) derzeit durchschnittlich jede Woche verkauften. Allein von Dienstag auf Mittwoch hatten sich diese von 16,8 Tonnen des Edelmetalls getrennt.
"Der Preissturz beim Gold war im Übrigen nicht nur auf Zypern zurückzuführen, sondern auch auf die Veröffentlichung des Protokolls der letzten Fed-Sitzung", sagte Daniel Briesemann, Rohstoff-Analyst Commerzbank. "Daraus ging hervor, dass sich einige Mitglieder für die Beendigung des Anleihenankaufprogramms zum Jahresende ausgesprochen haben."
Auch für LBBW-Analyst Thorsten Proettel sind die Verkaufspläne für das zyprische Gold allenfalls ein vorübergehender psychologischer Belastungsfaktor. "So lange nicht Frankreich oder Italien gezwungen sind, größere Mengen ihrer Goldreserven zu verkaufen, hat dies keinen längerfristigen Einfluss auf den Preis."
Selbst wenn andere Staaten ihre Schulden durch den Verkauf von Goldreserven abbauen wollten, müsse nicht mit einer Edelmetall-Schwemme gerechnet werden, betont LBBW-Analyst Proettel. Schließlich limitiere das "Washington Gold Agreement" die jährlichen Gold-Verkäufe der Notenbanken, die die Vereinbarung unterzeichnet haben, auf insgesamt 400 Tonnen.
Der Fall Zypern taugt auch für seinen Kollegen Briesemann nicht zur Blaupause für den Weg aus der Schuldenkrise. "Der wirtschaftliche Effekt von Goldverkäufen wäre gering und sie würden nur unwesentlich zum Abbau der Staatsschulden beitragen. Zypern ist erst einmal als Einzelfall zu sehen, weil kein anderes Land derzeit so sehr auf Biegen und Brechen Geld braucht wie der Inselstaat."
Öl wird etwas billiger
Die Ölpreise gaben leicht nach. Der Trend zeigt aber seit mehreren Tagen moderat nach oben. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Mai kostete 105,57 US-Dollar. Das waren 22 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) sank ebenfalls leicht um 24 Cent auf 94,40 Dollar.
Neue Daten zu den amerikanische Ölvorräten belegten das derzeit hohe Angebot an Rohöl bei zugleich verhaltener Nachfrage. Nach Zahlen des Energieministeriums vom Mittwoch sind die Rohölvorräte der USA in der vergangenen Woche abermals gestiegen. Mit knapp 390 Mio. Barrel liegen sie gegenwärtig auf dem höchsten Niveau seit Mitte 1990. Das reichliche Angebot drückt auf die Ölpreise, während die anhaltend lockere Geldpolitik zahlreicher großer Notenbanken stützt.
Quelle: ntv.de, jga/jve/dpa/rts