Marktberichte

Inside Wall Street Google glänzt und verliert

Die Börsenkolumne aus New York von Lars Halter

„Google räumt ab“, hieß es in ersten Schlagzeilen nach der Quartalskonferenz der Suchmaschine. „Google verdreifacht den Gewinn“, hieß es und „Google schlägt alle Erwartungen“. Da drängt sich eine Frage auf: Warum gibt das Online-Papier im Handel mehr als 10 Dollar ab?

Anleger erkennen am Donnerstag wieder einmal, wie komplex ein Quartalsbericht sein kann und wie viele Erwartungen er im Detail erfüllen muss. Denn es kommt eben nicht nur auf die Eckdaten an. Mit Umsatz und Gewinn liegt Google für die vergangenen drei Monate besser als erwartet, die Marktanteile gegenüber anderen Internet-Portalen sind stabil und es sieht ganz und gar nicht danach aus, als würde Corporate America die Ausgaben für Online-Werbung bald zurückfahren.

Im Gegenteil: Die Branche wächst, und so stellt sich bei Google eigentlich nur eine Frage: Reicht Wachstum auf einer Schiene langfristig aus, oder steht der farbenfrohe Googleplex mit seinem geradlinigen Geschäftsmodell auf einem wackligen Fundament? Denn außer Einnahmen durch Werbung hat das Unternehmen nichts vorzuweisen.

Das besorgt einige Anleger, zudem scheint nicht ganz klar zu sein, wie kontrolliert Google sein Geld ausgibt. Die Akquisition der Video-Seite Youtube.com war im vergangenen Jahr eine der größten Schlagzeilen im Hightech-Geschäft. Im Gespräch mit Analysten konnte (oder wollte) Google-CEO Eric Schmidt aber nicht konkretisieren, wie genau Google Geld bringen könnte.

Sicher, das Management dürfte wohl Ideen haben und einfach keine Lust, streng nach Kalender vierteljährlich darüber zu plaudern. Und angesichts des Umsatzwachstums, das der Überflieger seit seinem Börsenstart vorweisen kann, sind allzu harsche Zweifel nicht einmal angebracht. Und doch: Angesichts der Performance der Aktie und des Preises – immerhin ist Google zuletzt auf über 500 Dollar pro Papier geklettert – sind Anleger eben auf Perfektion aus. Jede Unsicherheit, jede offene Frage kann das Papier belasten, auch wenn sich dahinter vielleicht nur Taktik verbirgt.

Google gehört also am Donnerstag zu den Verlierern im Handel, im Googleplex im sonnigen Silicon Valley dürfte das aber keinem Sorgenfalten in die Stirn treiben. Anleger erkennen am Beispiel der Suchmaschine lediglich einmal mehr, dass nackte Zahlen bei einer Quartalskonferenz längst nicht alles sind.

Quelle: ntv.de

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