81,90 Euro für 100 Liter Heizöl verliert an Höhe
25.10.2013, 12:21 Uhr
"Es besteht Potenzial für weiter sinkende Preise, allerdings zeigen die letzten Jahre auch, dass sich das Blatt in solchen Phasen schnell drehen kann."
(Foto: picture alliance / dpa)
An den Rohstoffmärkten müssen sich Beobachter vor dem Wochenende mit einer schwierigen Gemengenlage befassen: Die jüngsten Konjunktursignale deuten auf eine unterschiedliche Entwicklung der Ölnachfrage hin. Nur beim Heizöl geht es klar nach unten.
Die Ölpreise bewegen sich am letzten Handelstag der Woche in unterschiedliche Richtungen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Dezember kostete im europäisch geprägten Handel 106,80 Dollar und damit 10 Cent weniger als am Vortag. Im asiatischen Handel war der Preis am Morgen noch bis auf 107,25 US-Dollar gestiegen. Womöglich reagiere der Markt beim Nordseeöl auf die Daten zur britischen Wirtschaft, hieß es.
Großbritannien gewinnt im dritten Quartal offenbar weiter an Fahrt: In den Monaten Juli bis September stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Vergleich zum Vorquartal um 0,8 Prozent, wie das Londoner Statistikamt auf Grundlage einer ersten Schätzung mitteilte. Dies ist das höchste Wachstum seit dem Frühjahr 2010. Im zweiten Quartal hatte das Wachstum noch bei 0,7 Prozent gelegen. Ökonomen hatten die Beschleunigung erwartet. Die Erholung wurde wie bereits schon im Vorquartal von allen wichtigen Wirtschaftssektoren getragen.
Die britische Volkswirtschaft ist über den Außenhandel eng mit den übrigen europäischen Wirtschaftsmächten verknüpft. Eine rasche Erholung auf der Insel könnte die Konjunktur in einem der wichtigsten Wirtschaftsräume der Welt ankurbeln - und damit auch die Nachfrage nach Rohöl und Rohölprodukten in dieser Region befeuern.
Auch im Vergleich zum Vorjahr beschleunigte sich das britische Wirtschaftswachstum. Im dritten Quartal wuchs das BIP um 1,5 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Im vorherigen Quartal hatte der Anstieg noch bei 1,3 Prozent gelegen.
Anders sieht die Entwicklung in den USA aus. Dort deuten die zuletzt vorgelegten Arbeitsmarktzahlen auf keine schnelle Konjunkturerholung hin. Das Fass Rohöl der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) legt vor diesem Hintergrund dennoch um 25 Cent zu auf 97,35 Dollar. Beobachter sprachen hier von einer leichten Gegenbewegung nach den jüngsten Kursverlusten. Vor allem die steigenden Rohölreserven in den USA belasteten weiter die Ölpreise.
Nach dem teuersten Heizöljahr
In Deutschland ist unterdessen der Preis für Heizöl in den vergangenen Wochen deutlich gesunken: Für 100 Liter (beim Kauf von 3000 Litern) waren zuletzt 81,90 Euro zu bezahlen, wie aus den Preiserhebungen verschiedener Internetportale hervorgeht. Damit hat der Heizölpreis wieder das Niveau von 2011 erreicht. Schon seit Jahresbeginn liegt der Preis unter dem Vorjahr. Bereits im April und Juni dieses Jahres hatte er kurzfristig die Marke von 82 Euro unterschritten. Gegenwärtig sind 100 Liter Heizöl rund zwölf Euro billiger als vor einem Jahr. Das Vorjahr war mit einem Durchschnittspreis von 90 Euro das teuerste Heizöljahr aller Zeiten.
Der Heizölhandel rät den Besitzern von Ölheizungen, sich jetzt für den Winter einzudecken. "Weiterhin ist das derzeitige Preisniveau für eine Winterbevorratung sehr attraktiv und liegt deutlich unter dem Durchschnittspreis der letzen 100 Tage in Höhe von 85,70 Euro je 100 Liter", heißt es zum Beispiel auf dem Portal der Firma Tecson, einem Hersteller von Tankmesstechnik. "Es besteht Potenzial für weiter sinkende Preise, allerdings zeigen die letzten Jahre auch, dass sich das Blatt in solchen Phasen schnell drehen kann."
Hintergrund der günstigen Preise sind stabile bis fallende Rohölpreise und ein starker Euro. Der Rohölpreis bewegt sich seit fast drei Jahren meistens in einem Preisband zwischen 95 und 115 Dollar für ein Barrel (159 Liter). Gegenwärtig sind es 104 Dollar. Der Euro ist in den vergangenen Wochen erstarkt und liegt bei 1,38 Dollar nahe einem Zwei-Jahres-Hoch. Das hilft dem deutschen Verbraucher.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa