Microsoft wegen Tiktok im Fokus Hohe Nachfrage beflügelt Waffen-Aktien
03.08.2020, 23:01 Uhr
In den USA gibt es keine richtige Statistik über Waffenverkäufe.
(Foto: AP)
Der Waffen-Boom in den USA scheint ungebrochen. Das macht sich auch an der Wall Street bemerkbar. Zum Wochenstart legen die Papiere namhafter Hersteller wie Smith & Wesson kräftig zu. Auch Microsoft steht bei den Anlegern Hoch im Kurs.
Die hohe Nachfrage der Amerikaner nach Pistolen, Gewehren und Munition hat den großen Waffenschmieden zu Wochenbeginn kräftig Kursauftrieb an der Börse gegeben. Das FBI meldete für Juli einen im Jahresvergleich fast achtzigprozentigen Anstieg der "NICS Background Checks" genannten Überprüfungen, die vor Waffenkäufen gemacht werden.
Der US-Waffen-Boom hält während Corona-Krise und Anti-Rassismus-Protesten schon länger an, im Vormonat hatten die Background Checks sogar einen neuen Rekordwert erreicht. Von der Entwicklung profitieren auch die Aktien der großen US-Waffenhersteller. Die Anteilsscheine von Smith & Wesson legten zum Wochenstart zeitweise um mehr als acht Prozent zu, die der Rivalen Vista Outdoor und Sturm Ruger um über fünf beziehungsweise über vier Prozent. Seit Jahresbeginn liegt Smith & Wesson mit 180 Prozent im Plus, Vista Outdoor mit gut 140 und Sturm Ruger mit über 80. Da es keine richtige Statistik über Waffenverkäufe in den USA gibt, gelten die Daten der Bundespolizei FBI als wichtiger Absatzindikator.
Nasdaq-Composite auf Rekordhoch
In den USA hatte sich die Stimmung in der Industrie im Juli überraschend deutlich aufgehellt. Bereits zuvor hatten hoffnungsfroh stimmende Nachrichten aus Asien für gute Laune gesorgt: Chinas Industrie bleibt nach der Corona-Krise auf Erholungskurs. Der Dow-Jones-Index stieg um 0,9 Prozent auf 26.664 Punkte, der S&P-500 gewann 0,7 Prozent. Der Nasdaq-Composite rückte um 1,5 Prozent vor und markierte bei 10.928 Punkten ein neues Rekordhoch.
Analyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets verwies als zusätzlichen Antrieb auf die laufende Berichtssaison zum zweiten Quartal. Fast zwei Drittel der US-Unternehmen hätten ihre Zahlen vorgelegt, wobei 84 Prozent über den Erwartungen gelegen hätten.
Am Devisenmarkt erholte sich der Dollar weiter von seinem Zweijahrestief am Freitag. Der ICE-Dollarindex stieg um 0,4 Prozent - beflügelt von der Hoffnung auf eine Einigung im Streit um die Coronahilfen. Sollte die US-Politik hier jedoch keine schnelle Lösung finden, könnte der Dollar seine vorangegangene Talfahrt wieder aufnehmen, warnten Analysten.
Der steigende Greenback belastete den Goldpreis. Die Feinunze tendierte kaum verändert bei 1.976 Dollar. Allerdings hatte das Edelmetall bei 1.988 Dollar ein weiteres Allzeithoch markiert, Händler sprachen daher auch von Gewinnmitnahmen und damit von einem gängigen Muster nach Rekordständen. Die Aussichten blieben für Gold aussichtsreich, hieß es im Handel.
WTI und Brent im Plus
Die Erdölpreise zogen deutlicher an, was Beobachter außer mit dem überraschend starken ISM-Einkaufsmanagerindex auch mit den jüngsten US-Coronafallzahlen begründeten. US-Leichtöl der Sorte WTI verteuerte sich um 1,8 Prozent auf 41,01 Dollar, europäisches Referenzöl der Sorte Brent um 1,0 Prozent auf 44,15 Dollar je Fass. Nach der Förderkürzung der Gruppe Opec+ müsse sich der Markt neu einpendeln - gerade zum Monatsanfang, so Händler. Saudi-Arabien könne in diesem Zusammenhang möglicherweise erneut in Kürze die Preise senken.
Unter den Einzelaktien kletterten Microsoft um 5,6 Prozent auf ein neues Rekordhoch. Der Software-Gigant hat Interesse angemeldet, Teile der in der Kritik stehenden App Tiktok von der chinesischen ByteDance zu erwerben. Ein solcher Schritt könnte die US-Regierung bewegen, den Streit über die chinesische Einflussnahme zu begraben.
Auch die Apple-Aktie markierte ein neues Allzeithoch, nach wie vor beflügelt von den guten Zahlen, die der iPhone-Hersteller in der vergangenen Woche vorgelegt hatte. Die Titel verbesserten sich um 2,5 Prozent, unbeeindruckt von einem Patentstreit, den ein chinesisches Unternehmen gegen Apple angestrengt hat. Die Shanghai Zhizhen Network Technology verlangt 1,43 Milliarden Dollar Schadensersatz, weil Apples Sprachassistent Siri angeblich ein Patent des chinesischen Unternehmens verletze.
Siemens Healthineers will Varian Medical Systems zu einem Preis von rund 16,4 Milliarden Dollar übernehmen. Dazu sollen sämtliche Aktien des Anbieters von Hard- und Softwaresystemen für die Strahlentherapie für 177,50 Dollar je Aktie in bar erworben werden. Varian schossen um 22 Prozent auf 174,11 Dollar in die Höhe. Marathon Petroleum stiegen um 1 Prozent. Die Gesellschaft veräußert ihre Tankstellenkette Speedway an 7-Eleven für 21 Milliarden Dollar, berichtete aber auch von einer geringeren Kraftstoffnachfrage als Folge der in den zurückliegenden Wochen stark gestiegenen Corona-Neuinfektionen.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa/DJ