Marktberichte

Inside Wall Street Holz- statt Plastikspielzeug

Die Börsenkolumne aus New York von Lars Halter

Magnetspiele sind tödlich, Elmo ist giftig, Toys'R'Us ist in Panik, und jetzt untersucht Walt Disney schon freiwillig seine Produkte im amerikanischen Spielzeughandel ist die Hölle los. Wenige Monate vor Weihnachten kommt das einigen Nischenfirmen zugute, die in den USA herstellen und die Umsätze steigen sehen.

Nachdem Mattel bislang mehr als eine Million Spielwaren wegen bleihaltiger Farbe und anderer Mängel zurückgerufen hat, steigt US-weit die Skepsis vor Spielzeug aus China. Der Plastikkrempel aus dem Billiglohnland ist nicht mehr gefragt, und die 22 Milliarden Dollar schwere Branche steht wenige Monate vor dem Weihnachtsgeschäft vor einer handfesten Krise.

Doch jede Krise hat ihre Gewinner, und zurzeit sind das einige Unternehmen, die im Zeitalter von Plastikfiguren und Videospielen bisher ein Schattendasein geführt haben. Zu ihnen gehört Sue Dennison von Roy Toy im amerikanischen Bundesstaat Maine. Deren Unternehmen stellt Holzspielzeug her und liefert plötzlich an Einzelhändler im ganzen Land. Die Nachfrage nach Bausätzen für Forts und Blockhütten ist dermaßen angestiegen, dass außer den bisherigen zehn Halbtageskräften plötzlich 40 Vollzeitmitarbeiter in Lohn und Brot stehen.

Bei Uncle Goose sieht es ähnlich aus: Der Hersteller von Holzwürfeln und Puzzles verzeichnet "dramatische Umsatzanstiege" und hat demonstrativ das Logo "Made in USA" auf der Website und auf den Verpackungen seiner Spielwaren vergrößert. Bei Eltern kommt das an; da steht "Made in USA" mittlerweile nicht mehr für "teuer", sondern vor allem für "nicht giftig".

Poof-Slinky, der Hersteller der lustigen Spirale, die in Kinderzimmern weltweit Treppenstufen herab läuft, setzt ebenfalls auf die Macht des Logos. "Made in USA" prangt größer denn je auf den neu gestalteten Verkaufsdisplay in den Läden, und bei Smart Monkey Toys, wo Bausätze aus Pappe für bastelfreudige Kids hergestellt werden, hat man den Herkunftsverweis sogar in die Begriffsliste bei Google eingeschrieben. Wer jetzt nach "Made in USA" sucht, findet das kleine Unternehmen aus Wisconsin weit oben in der Trefferliste - und kauft möglicherweise.

Ob Holz oder Pappe oder Stoff, wie beim Hersteller Willow Tree Toys - alles was natürlich ist, kommt derzeit in Amerika an und könnte letztlich auch unterm Weihnachtsbaum landen. Bis Jahresende rechnen Insider mit einem Wachstumspotenzial von bis zu 35 Prozent für die kleinen Firmen. Die Wall Street allerdings dürfte davon recht wenig haben. Im Gegensatz zu den Plastik-Riesen sind die Holz- und Papp-Bastler nicht börsennotiert.

Quelle: ntv.de

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