EZB schöpft ab Im Zweifel war's der Euro
08.06.2010, 17:15 UhrDie Finanzminister der Euro-Zone bringen die vertraglichen Details des Rettungsschirms unter Dach und Fach. Ein Befreiungsschlag für den Euro? Wenn ja, dann nur ein kleiner.
Das deutsche Sparpaket ist an den Devisenmärkten skeptisch aufgenommen worden. Dem Euro nutzte die Einigung der Bundesregierung auf die bislang größte Haushaltssanierung in der Geschichte der Bundesrepublik kaum. Die Gemeinschaftswährung notierte am frühen Abend mit 1,1955 Dollar weiter nur knapp über dem am Vortag erreichten Vier-Jahres-Tief von 1,1878 Dollar. Die Bundesregierung will bis 2014 insgesamt 80 Milliarden Euro einsparen. Zwar lobten einige Devisenexperten die deutsche Vorreiterrolle. Doch schwang meist auch die Sorge mit, mit dem Sparprogramm werde die gerade einsetzende Konjunkturerholung in der größten Volkswirtschaft wieder gebremst. "Die Wirkung dürfte eher symbolisch sein", stellte die Commerzbank fest.
Etwas Stabilität zurück in den Euro brachte die Maßnahem der Europäischen Zentralbank (EZB) wie geplant 40,5 Mrd. Euro vom Interbankenmarkt der Euro-Zone abzuschöpfen und damit die Käufe von Staatsanleihen wieder zu kompensieren. Die 64 Banken und Sparkassen, die sich an dem Geschäft beteiligten, bekommen im Schnitt einen Zins von 0,31 Prozent. Insgesamt hatten die Institute mit 75,6 Mrd. Euro wesentlich mehr Gebote abgeben, als die EZB bedienen wollte. Händler zeigten sich enttäuscht. "Ich hätte gedacht, dass die EZB in dieser Lage mehr Anleihen gekauft hat", erklärte einer.
Beim regulären Wochentender teilte die EZB 96 Banken und Sparkassen der Euro-Zone 122,039 Milliarden Euro zum Festzins von einem Prozent zu.
Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1942 (Montag: 1,1959) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8374 (0,8362) Euro.
Im Zweifel gegen den Euro
Auch die Analysten der Metzler Bank zeigten sich wenig überzeugt. Einerseits dürfte das Paket Deutschland zu einem "relativen Schuldenvorteil" verhelfen. "Andererseits handelt es sich aber auch um einen Bremsklotz für das hiesige Wachstum. Zur Erinnerung: das Konjunkturpaket der Deutschen hatte auch einen Umfang von 82 Milliarden Euro, die Folgen sind uns allen bekannt", schrieben die Analysten.
Börsianer erklärten, derzeit würden fast alle Faktoren im Zweifel gegen den Euro ausgelegt. So hatten am Freitag schwache US-Arbeitsmarktdaten nicht etwa den Dollar belastet, sondern den Euro. Die Argumentation lautete, in Krisenzeiten würden die Anleger den Dollar als Weltleitwährung anderen Investments vorziehen - selbst wenn die Probleme in den USA ihren Ausgang nehmen. Zudem leidet der Euro unter der Angst vieler Anleger, die Währungsunion könne dem durch die Konjunkturprogramme angehäuften Schuldenbergen nicht Herr werden. Wenn schließlich eine Regierung - wie die deutsche - die Schuldenbremse zieht, sorgen sich wieder alle um die Konjunktur. Somit bleibt der Euro bis auf weiteres unter Druck.
Talfahrt zum Schweizer Franken
Auch zum Schweizer Franken setzte der Euro seine Talfahrt fort. Die Gemeinschaftswährung rutschte auf 1,3787 Franken und notierte damit so niedrig wie noch nie zuvor seit Einführung des Euro 1999. Händler verweisen auf gute Schweizer Konjunkturdaten. So dürfte nach Angaben des Staatssekretariats (Seco) im laufenden Jahr das Wachstum in der Schweiz höher als bislang erwartet ausfallen. Zudem bleibe der Euro weiter unbeliebt. "Im Moment sind die Marktteilnehmer sehr besorgt, und das lastet auf dem Euro", stellte ein Analyst bei der St. Galler Kantonalbank mit.
Fitch und das Pfund
Auch das britische Pfund steht unter Druck: Skeptische Aussagen der Ratingagentur Fitch zur Bewältigung der britischen Haushaltsprobleme belasten. Die britische Währung fiel auf 1,4412 Dollar von 1,4466 Dollar. Auch zum Euro gab das Pfund nach, so dass die ansonsten eher schwache Gemeinschaftswährung auf 82,67 Pence von 82,36 Pence kletterte.
Fitch beschrieb die fiskalischen Herausforderungen des Vereinigten Königreichs als gewaltig. Erforderlich sei eine mittelfristige Strategie zur Haushaltskonsolidierung. Die neue konservativ-liberale Regierung ist seit Mai im Amt. Der neue Premierminister David Cameron hatte am Montag eingeräumt, die Probleme mit dem Haushaltsdefizit seien noch größer als gedacht.
Quelle: ntv.de, rts/DJ