Marktberichte

Inside Wall Street Immobilienkrise? - Nicht in New York

Zu den größten Problemen für die US-Wirtschaft gehören seit Monaten die dramatisch fallenden Immobilienpreise. In New York kennt man das Problem nicht – im Gegenteil: In der Metropole, die sich gerne die „Hauptstadt der Welt“ nennt, sind die Häuser- und Apartmentpreise auch im letzten Jahr wieder gestiegen, und zwar um satte 15 Prozent.

Den durchschnittlichen Preis für ein New Yorker Apartment beziffern die Makler bei der branchenführenden Corcoran Group auf 915.000 Dollar, zwei andere Brokerstudien kommen auf Preise um etwa 850 000 Dollar. Allerdings wissen nur New Yorker, was für ein Apartment sich damit kaufen lässt – in Europa dürfte manch eine Wohnung dieser „mittleren Preiskategorie“ allerhöchstens als Besenkammer durchgehen.

Deutlich besser lässt es sich da schon in den Wohnungen leben, die in den letzten Monaten vor allem in zahlreichen neuen Türmen in Midtown auf den Markt kamen. Ein Zwei-Zimmer-Apartment mit etwa 300 Quadratmetern Wohnfläche fand jüngst für 12,5 Millionen Dollar einen Käufer.

Dass die Preise im traditionell teuren New York zuletzt in derart astronomische Höhen gestiegen sind, hat nicht einmal mit dem schlechten Angebot zu tun. Im Gegenteil: Laut einer Studie der Immobilien-Experten von Prudential Douglas Elliman sind in den letzten zwölf Monaten mehrere tausend neue Apartments auf den Markt gekommen. Da aber andererseits weniger Bewohner die Stadt verlassen, ist die Zahl der zum Verkauf stehenden Einheiten um 13 Prozent zurückgegangen.

Zudem ist natürlich jedem Investor klar, dass eines Tages auch das Totalangebot an Wohnraum nicht weiter wachsen wird – immerhin ist Manhattan eine Insel. Und eine Insel, zudem, auf der sich die Finanz- und Kultur- und Mode- und Promi-Elite tummelt, auf der also jeder gerne mitspielen würde, der sich das leisten kann. Die Nachfrage nach Apartments steigt also zunehmend.

Dabei kommen immer mehr Käufer aus dem Ausland. Denen spielt der niedrige Dollarkurs in die Hände, viele Investoren aus Europa, Asien oder Nahost bekommen ihr Condo mit Blick auf den Central Park zum Schnäppchenpreis. Amerikanischen Käufern kommt unterdessen die Zinspolitik der Notenbank entgegen, die Hypotheken weiterhin billig hält.

Viele Käufer auf dem New Yorker Real-Estate-Markt haben eine Fremdfinanzierung indes gar nicht nötig. Vor allem an der Wall Street gibt es viele, die ihren jüngsten Weihnachtsbonus direkt in eine neue Immobilie stecken. Dass die Boni im Zusammenhang mit der Kreditkrise zuletzt teils steil eingebrochen sind, kümmert im Finanzdistrikt nur wenige; für ein schönes Apartment reicht es schließlich noch.

Der jüngste Kaufrausch hat allerdings auch Auswirkungen auf Nachbarschaften außerhalb Manhattans. Im nördlich angrenzenden Harlem sind die Immobilienpreise im letzten Jahr um unglaubliche 56 Prozent gestiegen, wie die Corcoran-Studie berechnet. Der Preis für die Durchschnittswohnung liegt zur Zeit bei 610 000 Dollar, die Makler bieten aber auch 200 Quadratmeter für 1,8 Millionen Dollar an.

Harlem profitiert am stärksten von der Immobilienwelle aus Manhattan. Der nördliche Stadtteil ist besser als die übrigen an den Nahverkehr angeschlossen und damit für Pendler aus Midtown und Downtown leicht erreichbar. Manhattans östliche Nachbarn Brooklyn und Queens indes haben ihre Preis-Rallys teilweise schon hinter sich.

Nächster Gewinner ist Experten zufolge der Nachbarstaat New Jersey. In den Hudson-Metropolen Jersey City und Hoboken zieht der Immobilienmarkt seit Jahren steil an. Dass viele Banken nach 9/11 teile ihrer Büros aus Sicherheits- und strategischen Gründen über den Fluss verlegt haben, hat Arbeitsplätze geschaffen und die Städte attraktiver gemacht.

Für beide Städte, ebenso wie für New York selbt, dürfte der Aufwärtstrend noch eine Zeit lang anhalten, glauben die drei großen Makler. Für 2008 ist die Nachfrage ungebrochen stark, ein Ende des Booms ist nicht in Sicht.

Quelle: ntv.de

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