Marktberichte

Inside Wall Street Kaderschmiede im Bärenmarkt

So wie Harvard jedes Jahr die besten Studenten der Welt anzieht und ausbildet, so zieht die Stiftung der hoch angesehenen Elite-Uni die besten Fonds-Manager an, die den mit zig Milliarden Dollar bestückten „Harvard Endowment Fund" verwalten. Doch auch die besten konnten in den letzten vier Monaten einen Einbruch um 22 Prozent nicht verhindern.

Damit steht Harvard zwar besser da als der breite Aktienmarkt. Der S&P-500-Index hat seit Anfang August immerhin 41 Prozent abgegeben; die Blue Chips verzeichnen ein Minus von 34 Prozent. Trotzdem hat das Fonds-Management jetzt erstmals einen außerzyklischen Zwischenbericht vorgelegt, um die Fakultät auf die schwierige finanzielle Lage vorzubereiten. Immerhin geht man davon aus, dass die Anlagen bis zum Ende des Fiskaljahres noch weiter abrutschen könnten - ein Minus von 30 Prozent wird nicht ausgeschlossen.

Das würde Harvard schwer treffen. Ganze 35 Prozent der operativen Kosten des Universität werden vom „Endowment Fund getragen, einige Abteilungen decken sogar die Hälfte ihrer Kosten aus den Zuschüssen. Damit ist klar: Harvard muss das Budget für das laufende Geschäftsjahr überarbeiten; zahlreiche Programme müssen wohl gestrichen werden.

Unklar ist, welche Auswirkungen das auf die jüngst beschlossenen Stipendien-Programme haben wird. Erst Ende letzten Jahres hat Harvard beschlossen, sich bewusst Studenten aus unteren und mittleren Einkommensschichten zu öffnen. So sollten Eltern mit einem Jahreseinkommen zwischen 120.000 und 180.000 Dollar nur 10 Prozent ihres Einkommens als beitragen müssen, den Rest wollte man bezuschussen. In der Vergangenheit hatten die Studiengebühren von mehr als 45.000 Dollar einen Großteil der Bevölkerung von der Kaderschmiede ferngehalten.

Große Vorwürfe werden sich die Fonds-Manager trotz der erlittenen Verluste nicht anhören müssen, und auch die Anlagestrategie scheint sich nicht groß zu ändern. Kein Wunder. Denn dass Harvard den breiten Markt erneut geschlagen hat, liegt an einer außergewöhnlichen Diversifizierung. Der „Endowment Fund hat 12 Prozent seiner Anlagen in US-Aktien, weitere 12 Prozent in Aktien der großen internationalen Märkte und 10 Prozent in Aktien aus Schwellenländern.

Neben dem Wertpapier-Portfolio legt man großen Wert auf anderweitige Anlagen: So stecken elf Prozent in privaten Anlagen, neun Prozent in Wald und Forst und weitere neun Prozent in Immobilien. Aus diesem recht stabilen Bereich könnten jetzt Anlagen veräußert werden, damit Harvard mit dem Erlös Aktien nachkaufen kann. Denn Experten wissen: Nach dramatischen Einbrüchen am Aktienmarkt dürfen Anleger nicht etwa den Mut verlieren, sondern müssen einsteigen, um die Erholung nicht zu verpassen.

Quelle: ntv.de

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