Inside Wall Street Kampf um Rabatte
13.05.2008, 20:42 UhrDie jüngsten Zahlen aus dem Einzelhandel dürften manchen Anleger erstaunt haben: Dem Verbraucher scheint es gar nicht so schlecht zu gehen, wie man angesichts des schlaffen Arbeitsmarktes und der anhaltenden Inflation befürchtet hätte. Doch scheint das Durchhaltevermögen des Kunden nun langsam zu bröckeln.
Die Analysten von Lehman Brothers warnen etwa, dass sich das Umfeld für den Verbraucher in den letzten Wochen noch einmal deutlich verschlechtert habe und der Trend anhalte. In den nächsten Monaten dürften die Zahlen aus dem Einzehandel merklich einbrechen. Und die Zahlen zur Warnung liefert der Branchenverband NRF mit einer aktuellen Umfrage:
So hat man untersucht, wie die Amerikaner ihre Steuerrückerstattung ausgeben, die in den nächsten Wochen in die Briefkästen flattern wird. Wir erinnern uns: Die Bush-Regierung hat ein Rabatt-Programm beschlossen, das jedem Steuerzahler 600 US-Dollar per Scheck zukommen lässt. Für Ehepaare gibt es 1200 Dollar, dazu 300 Dollar pro Kind. Das Geld, so die Idee in Washington, würde größtenteils in den Konsum fließen und den Amerikanern bei der Anschaffung von Elektronikartikeln oder Autos helfen wie auch Urlaube und ähnliches finanzieren.
Auf diese Weise sollten bis zu 100 Milliarden Dollar in die Konjunktur zurückfließen und für einen Aufschwung nach den schwachen letzten Monaten sorgen.
Eine erste NRF-Umfrage vor drei Monaten hatte diese Theorie zumindest teilweise gestützt. Doch die aktuellen Zahlen spiegeln ein ganz anderes Bild. So zeichnet sich ab, dass die meisten Amerikaner ihre Rabatt-Schecks zur Finanzierung von Alltagsbedarf aufbrauchen werden. Die Zahl der Amerikaner, deren Scheck größtenteils an der Tankstelle draufgehen dürrfte, ist um 50 Prozent auf 17,2 Millionen gestiegen; auch die Zahl derer, die Lebensmittel über das Rabatprogramm bezahlen, hat zugelegt.
Deutlich weniger Amerikaner planen hingegen, ihre Schecks in Möbel, Autos oder Elektronikartikel anzulegen. Privates Verwöhnen in Salon oder Spa ist noch deutlicher abgerutscht. "An nicht notwendige Ausgaben ist für die meisten Amerikaner zur Zeit einfach nicht zu denken", fasst NRF-Chefin Tracy Mullin zusammen. Statt der von der Regierung angestrebten 100-Milliarden-Spritze für die Konjunktur dürften nun nur etwa 42 Milliarden Dollar entsprechend ausgegeben werden.
Ein umso größerer Teil dürfte zur Tilgung von Schulden verwendet werden, Geld zu sparen ist mehr Amerikanern wichtig geworden, und auch ausstehende Rechnungen, vor allem aus dem Gesundheitsbereich, werden einen großen Teil verschlingen.
Der Einzelhandel wiederum schaut dem Trend nicht untätig zu. Um doch möglichst viele Rabattschecks in die Kassen zu bekommen, bieten zahlreiche Ketten spezielle Sonder-Promos an. Manche geben etwa zehn Prozent Sonderrabatt auf Konsumgüter und Geschenkgutscheine und bauen darauf, dass der clevere Verbraucher diese "Wertschöpfung" mitnehmen will.
Quelle: ntv.de