Marktberichte

Inside Wall Street Katerstimmung im Einzelhandel

Für die Börse sind schlechte Nachrichten manchmal gute Nachrichten, und im Umkehrschluss kommt es hin und und wieder vor, dass eben nun ja, gute Nachrichten einmal nach hinten los gehen. Solche guten Nachrichten kommen am Donnerstag aus dem Einzelhandel, wo es einige starke Zahlen gibt - bei den Billigheimern.

Selten war das Weihnachtsgeschäft des amerikanischen Einzelhandels für die Börse wichtiger als in den letzten Wochen. Weil der Verbraucher bis zu zwei Drittel der US-Konjunktur stemmt, und weil das restliche Drittel zuletzt unter Kreditkrise, Inflation und schwachem Arbeitsmarkt massiv gelitten hat, war die Frage: Hält zumindest der Verbraucher durch? Konsumiert er weiter? Kauft er weiter? Schenkt er weiter?

Jetzt kommt die Auflösung, auf die Anleger gewartet haben: Die Amerikaner kaufen - aber so billig wie möglich. Am liebsten bei Wal-Mart und dem Großhändler Costco, wo die Umsätze in den Wochen vor dem Fest entsprechend deutlich zugelegt haben.

Bei den Ketten im mittleren Preissegment, etwa Target, JC Penney oder Macys, blickt man hingegen auf Umsatzeinbußen, ebenso bei zahlreichen Modehäusern. Ob Nordstrom, Limited Brands oder The Gap, ob Teenie-Ausstatter wie Abercrombie & Fitch, Hot Topic oder Pacific Sunwear, quer durch die Branche sind die Kunden ausgeblieben. In den Malls war es erschreckend ruhig, in Manhattan schauten Kunden lieber die schick dekorierten Weihnachtsfenster an als ihre Portmonnaies zu öffnen.

Zusammengefasst messen Branchen-Analysten für November und Dezember ein Umsatzplus von 1,7 Prozent - das schwächste seit fünf Jahren. An der Börse schlägt sich das nun nieder: Zwei Drittel der amerikanischen Einzelhändler haben im Dezember die Umsatzprognosen verfehlt. Eine ganze Reihe von Unternehmen spricht Warnungen für das abgelaufene Quartal aus, in dem manche Bilanz enttäuschen wird. Viele Aktien sind auf Talfahrt.

Beobachter sind sich in ihrer Problem-Analyse einig: Nachdem der Konsument lange durchgehalten hat, wird mittlerweile der Druck zu groß. Das Haus ist beliehen, die Hypothek teuer, die Kreditkarte bis zum Limit ausgereizt, der Arbeitsplatz in Gefahr klar, dass immer mehr Amerikaner langsam anfangen, ihre Ausgaben einzugrenzen. Zumal jüngste Skandale um Spielzeug mit hohem Bleigehalt und anderen giftigen Substanzen die Einkaufsfreude sicherlich zusätzlich getrübt haben.

Dabei ist letzten Endes überraschend, dass die Amerikaner überhaupt noch shoppen waren. In anderen Ländern, in denen nicht so sehr auf Pump importiert und konsumiert wird wie in den USA, wären die Verbraucherausgaben unter ähnlichen Umständen wohl sehr viel steiler eingebrochen.

Quelle: ntv.de

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