Wall Street-Vorschau Kein Boden in Sicht
25.10.2008, 12:11 UhrDie Wall Street hat im Oktober mehr als 20 Prozent an Wert eingebüßt, und der Monat ist noch nicht einmal vorbei. Man will sich fast nicht ausmalen, was die letzte Woche bringen könnte man kann es sich auch nicht ausmalen, denn seit Tagen geben sich die amerikanischen Börsen komplett unberechenbar.
Schulbeispiel Freitag: Nachdem die asiatischen und europäischen Börsen über Nacht um jeweils mehr als 10 Prozent eingebrochen waren, rechnete man mit ähnlichen Bewegungen auch in New York. Man stellte sich sogar darauf ein, im frühen Handel so tief zu stürzen, dass es zu einer Aussetzung des Handels kommen könnte. Doch Dow & Co. beließen es bei einem relativ bescheidenen Minus von 5 Prozent, gefährdeten nicht einmal die Tiefstände der Vorwoche und schlossen letztlich mit überschaubaren Abschlägen.
Das freute wohl manchen Anleger, doch die Mehrheit macht sich Sorgen. Denn auf dem Parkett wartete man vergeblich auf eine Kapitulation, ohne die man eine Bodenbildung nicht erwartet. Will heißen: Der ganz tiefe Rutsch, den man am Freitag hinter sich bringen sollte, steht der Wall Street unter Umständen noch bevor.
Wann er kommen wird, ist ungewiss: Vielleicht am Montag, wenn die Händler mit neuen Ängsten aus dem Wochenende kommen.
Oder am Mittwoch, wenn die Fed ihre Zinsentscheidung bekanntgibt. Auf dem Parkett wird fest erwartet, dass die Notenbanker den Leitsatz um 50 Masispunkte auf 1,0 Prozent senken wird - viele spekulieren aber darauf, dass die Zinsen zum allerersten Mal in der amerikanischen Geschichte unter 1,0 Prozent fallen könnten.
Oder am Freitag, wenn die heiß erwarteten Zahlen zum Wirtschaftswachstum im dritten Quartal gemeldet werden. Die Schätzungen gehen bereits von einem schrumpfenden BIP aus positive oder negative Überraschungen könnten die Märkte massiv bewegen.
Abseits von Konjunkturdaten und den Quartalszahlen vieler Konzerne blickt die Wall Street in den nächsten Tagen zunehmend auf das politische Geschehen: Bis zur Präsidentschaftswahl am 5. November sind es nur noch wenige Tage. Die Trader, die traditionell den Republikanern nahe stehen, haben sich in diesem Jahr mit den Demokraten arrangiert; aus dem Financial District flossen zuletzt mehr Spenden an Barack Obama als an seinen Konterpart, dem nur noch Außenseiterchancen zugerechnet werden.
Den Lauf der Wall Street wird die bevorstehende Wahl wohl nicht beeinflussen; die Gemüter der Amerikaner bewegt sie aber, und sie sorgt für ausreichend Nervosität, um zumindest wieder paar spannende Tage zu garantieren.
Die Termine der nächsten Woche im Einzelnen:
Montag, 27. Oktober 2008:
Unternehmensdaten
Loews, Verizon
Wirtschaftsdaten
Hausverkäufe (Neubauten), September (458 000 erwartet)
Dienstag, 28. Oktober 2008:
Unternehmensdaten
DreamWorks, Este Lauder, McGraw-Hill
Wirtschaftsdaten
Verbrauchervertrauen Oktober (54,0 Punkte erwartet)
Mittwoch, 29. Oktober 2008:
Unternehmensdaten:
Chicago Mercantile Exchange, Comcast, Garmin, Kellogg, Kraft Foods, MetLife, Procter & Gamble, Visa
Wirtschaftsdaten
Bestellungen langlebiger Güter, September, (-0,5 Prozent erwartet)
Zinsentscheidung der Notenbank (14.15 Uhr Ortszeit/21.15 Uhr)
Öl-Lagerbestände
Donnerstag, 30. Oktober 2008:
Unternehmensdaten
Alcatel-Lucent, Astra-Zeneca, Colgate-Palmolive, Electronic Arts, Expedia, Exxon Mobil, Motorola, Sun Microsystems
Wirtschaftsdaten
Bruttoinlandsprodukt, Q3-Schätzung (-0,1 Prozent erwartet)
Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung (Vorwoche)
Freitag, 31. Oktober 2008:
Unternehmensdaten
Burger King, Chevron, Clorox, NYSE Euronext
Wirtschaftsdaten
Persönliche Einnahmen/ Ausgaben, September (+0,1 Prozent/-0,1 Prozent erwartet)
Einkaufsmanagerindex Chicago, Oktober (49,7 Punkte erwartet)
Verbrauchervertrauen Michigan, Oktober
Quelle: ntv.de