Wall Street gibt nach Keine Entlastung in Sicht
30.01.2009, 16:30 UhrZu Wochenbeginn haben die Bullen an der Wall Street ihr Bestes gegeben, doch am Ende hatten sie keine Chance: Amerika ist offiziell in einer Rezession, schwache Daten aus Konjunktur und Unternehmen häufen sich, und prompt stürzten die amerikanischen Indizes am Freitag noch einmal ab. Der Frust auf dem Parkett ist groß, denn mit der Woche ist auch der Januar verloren.
Am Freitag gab der Dow-Jones-Index um 148 Zähler oder 1,8 Prozent auf 8000,86 Punkte ab. Damit konnte der Leitindex ganz knapp die psychologisch wichtige Marke von 8000 Punkten verteidigen, nachdem man im Tagesverlauf zeitweise darunter gehandelt hatte.
Der marktbreit aufgestellte S&P-500-Index verlor 19 Zähler oder 2,3 Prozent auf 825 Punkte. Für die Hightech-lastige Nasdaq sah es nicht besser aus; es ging um 31 Zähler oder 2 Prozent auf 1476 Punkte herunter.
Auf Wochensicht hat der breite Markt damit fast ein Prozent verloren, für den Monat Januar bilanziert man ein Minus von mehr als acht Prozent. Das ist bitter, denn laut dem historisch recht zuverlässigen Januar-Indikator gibt der erste Monat den Trend für das ganze Jahr vor. Nach dramatischen Verlusten im vergangenen Jahr hatten vor wenigen Wochen allerdings nur 6 Prozent der Analysten auf weitere Verluste für 2009 getippt.
Zum Wochenschluss waren sie allerdings unvermeidlich. Das Bruttoinlandsprodukt der USA ist im vierten Quartal um 3,8 Prozent zurückgegangen und damit zwar weniger dramatisch als man befürchtet hatte. Allerdings bilanziert man noch immer den steilsten Einbruch seit einem Vierteljahrhundert. Zudem ist die Zahl durch ungewollt hohe Lagerbestände beschönigt, die nach Ansicht zahlreicher Experten gar nicht in den Indikator gehören.
Auf ein historisches Tief ist auch der Einkaufsmanagerindex aus Chicago gefallen. Der Industrie-Indikator wird mit 33,5 Punkten gemeldet und damit so tief wie seit 1982 nicht mehr. Dass sich das Verbrauchervertrauen hingegen etwas verbesserte, fiel am Freitag nicht mehr ins Gewicht.
Auf Unternehmensseite war die Zahl der Gewinner überschaubar. Im Dow kletterte Boeing um 3 Prozent, die nächstbesten Aktien waren ExxonMobil und Chevron, die fast unverändert aus dem Handel gingen. ExxonMobil blickt für das vierte Quartal auf einen Gewinneinbruch um 32 Prozent auf 7,8 Milliarden Dollar, doch für das Geschäftsjahr steht ein Rekordgewinn von 45,2 Milliarden Dollar zu Buche. Chevron überraschte mit einer stabilen Gewinnentwicklung.
Sämtliche anderen Dow-Aktien schlossen im Minus, darunter Procter & Gamble mit einem Verlust von 6,5 Prozent. Der Konsumartikler, der unter anderem Shampoo, Rasierer und Windeln verkauft, hat Umsatz und Gewinn in Höhe der Erwartungen gemeldet, die zuvor aber gesenkt worden waren. Das Unternehmen leidet darunter, dass Läden angesichts schwacher Verbraucherausgaben weniger Lagerbestände aufgebaut haben.
Zu den größten Verlierern gehörten am Freitag die Banken. Auf dem Parkett wird gemunkelt, dass die von Präsident Obama geplante "Bad Bank", die den Banken ihre kaputten Anlagen abnehmen sollte, nicht so bald beschlossen werden soll. Citigroup war mit einem Abschlag von 8,5 Prozent der schwächste Wert unter den Blue Chips, auch Bank of America und J.P. Morgan Chase verloren deutlich.
Auf der Gewinnerseite überzeugte hingegen ein Unternehmen: Der Online-Händler Amazon.com kletterte um fast 18 Prozent. Das Unternehmen hat im vergangenen Quartal und sogar im schwachen Weihnachtsgeschäft unerwartet gut abgeschnitten. Man hat das vor allem den im Vergleich zum traditionellen Einzelhandel niedrigen Kosten zu verdanken, die über niedrige Preise an die Kunden weitergegeben werden konnten - eine gute Strategie in Krisenzeiten, in denen der Verbraucher spart.
Quelle: ntv.de