Inside Wall Street Knasttipps für Bernie Madoff
25.06.2009, 17:44 Uhr
Vor einem halben Jahr marschierte Bernie Madoff noch durch die Straßen von New York.
(Foto: REUTERS)
An der Wall Street geht eine weitere Woche zu Ende, und ein paar Meter nördlich läuft ein alter Mann unruhig in seiner Zelle auf und ab. Bernie Madoff, 71 Jahre alt und dank des größten Schneeballsystems aller Zeiten ein Betrüger von historischem Ausmaß, wartet auf sein Strafmaß, das am Montag verkündet werden soll. Dann geht´s in einen richtigen Knast – weit weg vom Finanzviertel.
Das heißt nicht, dass Madoff nun keine Hoffnung mehr hätte. Im Gegenteil: Über seinen Anwalt ließ er vor wenigen Tagen verlauten, dass er auf eine Strafe hoffe, die ihn "nicht sein ganzes Leben lang" hinter Gitter bringe. Madoff wird am Montag wohl enttäuscht werden. Biszu 150 Jahre Knast sind möglich, und selbst eine ganz dramatische Verkürzung der Strafzeit dürfte ihm in seinem Alter kaum nutzen.
Kein Urlaubsparadies
Einige Experten an der Wall Street, wo man sich mit Betrug und Gefängnis durchaus auskennt, geben Madoff nun Tips für seinen Lebensabend. Der wird aller Voraussicht nach nicht in einem "Club Fed" stattfinden, einem jener offenen Gefängnisse, die ohne Mauern und Zäune, dafür mit Pool und Kino einem Ferienlager nicht unähnlich sind. Verurteilte Straftäter, die keinen gewalttätigen Hintergrund und nur finanzielle Betrügereien begangen haben, kamen in den letzten Jahren häufig in solchen Anstalten unter.
Nicht so Madoff. "Seine Strafe ist zu lang, da wäre das Fluchtrisiko zu hoch", meint etwa Larry Levine, der Gründer der Beratungsfirma Wall Street Prison Consultants. Levine hat selbst mehrere Jahre in Gefängnissen in den ganzen USA verbracht und berät heute Banker und Broker, die wegen Insiderhandels, Steuerhinterziehung oder ähnlicher Straftaten "vom Handelsparkett in den Knast" umziehen müssen.
Madoff werde mindestens in eine geschlossene Anstalt mit mittleren Sicherheitsvorkehrungen kommen, spekuliert Levine. Das heißt: Zwei-Mann-Zelle unter ständiger Beobachtung, Gitterstäbe, streng geregelter Alltag zwischen Wecken und Hofgang und – niedrige Arbeit. In einem sogenannten "medium security prison" arbeiten die meisten Gefangenen in Werkstätten, Wäscherei und Küche und verdienen zwischen 16 und 40 Cent pro Stune… in solchen Größenordnungen hat Madoff noch nie gerechnet.
Besuch von Mrs. Madoff
Wieviel Besuch Madoff empfangen darf, ist von einer zur anderen Anstalt verschieden. Außer seiner Frau scheint es zur Zeit niemanden zu geben, der den Milliarden-Betrüger überhaupt besuchen wollte. Seine Frau wiederum, die nach wie vor im 7 Millionen Dollar teuren Penthouse an der Upper East Side wohnt und damit nur zehn Kilometer vom aktuellen Madoff-Knast, wird sich dann an eine längere Fahrt gewöhnen müssen: Die nächste Anstalt, die für den 71-Jährigen in Frage kommen dürfte, liegt rund 110 Kilometer entfernt von Manhattan im Bundesstaat New York. Andere mögliche Standorte wären in New Jersey und Pennsylvania und sicher ist zur Zeit nur eines: Die Gefängnisbehörde bemüht sich stets, Gefangene "nicht weiter als 800 Kilometer von zuhause" unterzubringen.
Wo auch immer Madoff enden wird, Gefängnis-Experte Levine hat ein paar Tips für das Leben hinter Gittern parat: So solle er stets gut besuchte Orte aufsuchen und abgelegene Räume im Knast meiden – das mindert die Gefahr von Mithäftlingen angegriffen zu werden. Möglich sei das durchaus, meint Levine, denn für viele kleine Kriminelle gelte er als "Wirtschafts-Terrorist". Levine weiter: "Madoff muss sich an einige Grundregeln halten. Lege dich mit niemandem an, sei immer höflich, und leih dir nichts aus, um nicht bei irgendjemandem in der Schuld zu stehen."
Halte sich Madoff an diese Regeln, dürfte er im Knast sicher sein und keine allzu großen Probleme haben, meint Levine. Und das ist ihm doch zu wünschen. Immerhin ist ziemlich unwahrscheinlich, dass Bernie Madoff jemals aus dem Gefängnis entlassen wird.
Quelle: ntv.de