Dax-Vorschau Kochen auf kleiner Flamme
18.12.2010, 12:22 UhrKurz vor Weihnachten wird am deutschen Aktienmarkt wohl nicht mehr viel anbrennen. Auf den Wunschzetteln der Investoren stehen Dax-Werte vor allem wegen der vom Export getriebenen Wirtschaft ganz oben.
In den verbleibenden Börsentagen des Jahres dürfte es für den Dax trotz Euro-Krise kein größeres Störfeuer mehr geben. "Die Anleger an den Finanzmärkten scheinen sich derzeit entspannt zurückzulehnen und die vorweihnachtliche Zeit zu genießen", fasst Marktanalyst Dennis Nacken von Allianz Global Investors in seinem Wochenausblick zusammen.
Ausruhen können sich die Investoren auf einem dicken Polster: seit Jahresbeginn hat der Leitindex knapp 18 Prozent zugelegt. Damit gehörten deutsche Aktien zu den Lieblingen des Jahres. Der Dax steuert auf das stärkste vierte Quartal seit 2003 und einen der besten Jahresausklänge seiner Geschichte zu. Zum Vergleich: der EuroStoxx50 hat bislang vier Prozent verloren und auch die großen US-Indizes machten 2010 bis dato Miese.
Auf den Wunschzetteln der Investoren stehen Dax-Werte vor allem wegen der vom Export getriebenen Wirtschaft ganz oben. "Auch in Sachen Schuldenkrise haben wir verglichen mit den europäischen Indizes eine relativ weiße Weste", sagte Postbank-Stratege Heinz-Gerd Sonnenschein.
Dass der Dax die Marke von 7000 Punkten ins neue Jahr hinein retten wird, hält er für sehr wahrscheinlich: am Freitagnachmittag pendelte der Index um 7010 Punkte und lag damit auf Wochensicht hauchdünn im Plus. Auch 2011 rechnen die meisten Analysten mit weiter steigenden Kursen: im Schnitt gehen von Reuters befragte Experten von einem Dax-Stand von 7625 Zählern bis Ende 2011 aus.
Vorweihnachtstradition Window Dressing
Zweifellos schwebt jedoch weiter das Risiko einer Eskalation der Staatsschuldenkrise wie ein Damoklesschwert über den Märkten. Das spricht für Zurückhaltung bei den Investoren und magere Handelsumsätze. Die EU-Staats- und Regierungschefs einigten sich auf dem Brüsseler Gipfel zwar auf einen Schutzmechanismus für den Euro, eine Ausweitung des Rettungsschirms wurde bislang aber nicht beschlossen. "Es gab zwar keine konkreten Beschlüsse, aber zumindest das Signal 'Wir lassen hier nichts anbrennen'", betonte Sonnenschein.
"Wenn die EU sich allerdings doch noch darauf einigen sollte, den Rettungsschirm zu verdoppeln, könnte es noch kräftig nach oben gehen", sagte Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research. Ansonsten rechnet er in den verbleibenden zwei Börsenwochen bestenfalls mit etwas Bilanzkosmetik, vor allem bei kleineren Werten. Auch Stratege Nacken geht davon aus, dass das sogenannte "Window Dressing" möglicherweise für Impulse sorgen könnte. Dabei werden zum Jahresende die Portfolios mit Wertpapieren bestückt, die gut gelaufen sind.
Die Datenlage ist überschaubar: In der Eurozone stehen am Montag Zahlen zum Verbrauchervertrauen an, in Japan wird die Notenbank am Dienstag ihre Zinssitzung abhalten. Am Donnerstag stehen US-Daten zum Häuser- und Arbeitsmarkt sowie das Verbrauchervertrauen der Uni Michigan auf der Agenda. Ähnlich mager sieht es in der Folgewoche aus, wo am Donnerstag der Chicago-Einkaufsmanagerindex das Highlight sein dürfte. Investoren sollten zudem im Hinterkopf behalten, dass die Märkte am Heiligabend und am 31. Dezember geschlossen bleiben. Der Börsenhandel am Donnerstag vor Silvester (30. Dezember) läuft auf dem Frankfurter Parkett und Xetra nur bis 14 Uhr (MEZ).
Quelle: ntv.de, Anika Ross, rts