Dunkle Wolken aus den USA Konjunktur belastet Dax
30.09.2002, 20:05 UhrDie anhaltenden Sorgen um die weltweite Konjunktur haben den Dax am Montag auf Talfahrt geschickt. Nahrung erhielten die Sorgen vor allem durch den deutlich schlechter als erwartet ausgefallenen US-Einkaufsmanagerindex. Der Dax fiel zeitweise auf den tiefsten Stand seit 1996.
Das Kursbarometer schloss mit 5,1 Prozent bei 2.769 Punkte. Zuvor war es schon bis auf 2.719 Punkte nach unten gegangen.
Der Index der Chicagoer Einkaufsmanager ist im September auf 48,1 Punkte von 54,9 Punkten im Vormonat gefallen. Analysten hatten nur mit einem Rückgang auf 53,1 Punkte gehofft. Ein Indexstand unter 50 Punkten signalisiert eine sich abschwächende Wirtschaftstätigkeit, mehr als 50 Punkte stehen für einen Aufschwung. Die schlechten US-Daten hätten die Angst vor einem Double-Dip der US-Wirtschaft wieder verstärkt, so ein Händler.
"Es gibt weiterhin keinen guten Grund, Aktien zu kaufen", fasste ein anderer Händler die trübe Stimmung zusammen. Neben der schwachen Weltwirtschaft belaste auch der hohe Ölpreis den Markt. Angesichts des drohenden Irak-Krieges war der Preis für die führende europäische Ölsorte Brent am Montag wieder über 29 US-Dollar pro Barrel (159 Liter) gestiegen.
Der September machte seinem Ruf als schlechtester Börsenmonat des Jahres unterdessen alle Ehre. Der Dax hat allein in diesem Monat mehr als ein Viertel seines Wertes eingebüßt, der größte Monatsverlust seit einem Jahrzehnt. Die Marktkapitalisierung der 30-Dax-Unternehmen verringerte sich im September um insgesamt 131 Mrd. Euro, was in etwa dem Bruttoinlandsprodukt von Norwegen entspricht.
Trotz der extremen Kursverluste gebe es die Chance, dass der Dax im Bereich der neuen Tiefs einen Boden ausbilde, machte ein Börsianer zumindest etwas Mut. Der Volatilitätsindex V-Dax, der die Dax-Schwankungsbreite beschreibt, stieg mit 57,96 Punkten auf ein Allzeithoch. Dies deute erfahrungsgemäß eine Übertreibung an den Aktienmärkten an. Im Anschluss daran könnte daher sehr schnell eine deutliche Kurserholung einsetzen.
Der Kursverfall am Montag war allerdings immer noch branchenübergreifend zu beobachten. Während sich kaum ein Wert auf die Gewinnerseite durchschlagen konnte, verzeichneten die Titel auf der Verliererseite dicke Minuszeichen - allen voran Infineon , die 11,9 Prozent auf 5,61 Euro einbrachen.
Obwohl Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller Gerüchte dementiert hat, wonach die Bank Liquiditätsprobleme hat, brach die Commerzbank-Aktie um 8,7 Prozent auf 6,68 Euro ein. Es helfe nicht, wenn Müller erkläre, dass das Institut kein Liquiditätsproblem habe, wenn er gleichzeitig erkläre, dass eine Ergebnisprognose für das Gesamtjahr wegen der Unsicherheit an den Finanzmärkten und der volatile Ertragsentwicklung nicht möglich sei, bemängelte ein Händler.
SAP wurden von einem Bericht der "Euro am Sonntag" belastet, der die bereits reduzierten Prognosen des Software-Entwicklers immer noch als zu hoch einschätzt. Die Papiere notierten 1,5 Prozent im Minus bei 46,34 Euro.
Zu den großen Verlierern im Markt gehörten TUI. Die Aktien des Reisekonzerns fielen um 4,3 Prozent auf 16,39 Euro. Auslöser waren schlechte Nachrichten des größten britischen Reisekonzerns und TUI-Konkurrenten MyTravel. MyTravel hatte seine Erwartungen zum Jahresergebnis zurückgeschraubt.
Trotz der Beteuerung von TUI, dass man an der Gesamtjahresprognose für 2002 festhalte, da die Geschäfte gut liefen, überwogen am Markt die Sorgen über stürmische Zeiten in der Reisebranche. Die TUI-Aktie wurde durch UBS Warburg herabgestuft. TUI hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass man die Reiseflaute in Deutschland für beendet halte und optimistisch ins neue Jahr gehe.
Quelle: ntv.de