Bundesanleihen setzen Rekordjagd fort Konjunktursorgen drücken Euro
20.08.2010, 16:30 Uhr
Auf diesen Druckbögen mit Zehn-Euro-Scheinen findet auch der Experte nichts zu beanstanden.
(Foto: dpa)
Anleger an den Renten- und Devisenmärkten haben am Freitag wegen düsterer Perspektiven für die US-Konjunktur sichere Wochenend-Parkplätze für ihre Investments gesucht. Hauptprofiteure waren Bundesanleihen und der US-Dollar. Als anfällig geltende Währungen wie der Euro, der australische Dollar oder das Pfund Sterling gerieten dagegen unter Druck.
Investoren trieb vor allem die Sorge um, dass die US-Wirtschaft zurück in die Rezession fallen könnte, zuletzt hatten Arbeitsmarktdaten und der Konjunkturindex der Notenbank von Philadelphia enttäuscht. "Die US-Konjunkturaussichten trüben sich immer weiter ein, das macht Anleger bezüglich der globalen Perspektiven äußerst skeptisch", sagte ein Händler. "Dazu kommt die Parlamentswahl in Australien, deren Ausgang ziemlich unklar ist." Trotz der vielen Fragezeichen für die US-Wirtschaft werde deren Währung weiter als sicherer Hafen angefahren. Zudem wurden im Handelsverlauf bei einigen Währungen wichtige technische Marken genommen. Daraufhin verstärkten automatisch generierte Orders die jeweiligen Trends.
Weber schickt Euro auf Talfahrt
Die Gemeinschaftswährung wurde Händlern zufolge zusätzlich belastet durch einen Vorstoß von Bundesbankpräsident Axel Weber zur Zuteilung bei Geldmarktoperationen. Der Euro fiel bis auf 1,2678 (spätes Vortagesgeschäft: 1,2832) Dollar und war damit so günstig wie seit Mitte Juli nicht mehr.
Es sei weise, nicht vor dem Jahreswechsel vom Prinzip der Vollzuteilung bei wöchentlichen, monatlichen und Drei-Monats-Tendern abzurücken, sagte Weber, der Mitglied des EZB-Rats ist, in einem Interview der Nachrichtenagentur Bloomberg. "Da lehnt er sich schon ganz schön aus dem Fenster", kommentierte ein Analyst. "Jetzt muss man aber einmal abwarten, wie sich die EZB insgesamt dazu positioniert."
Der australische Dollar rutschte auf ein Monatstief von 0,8846 (0,8921) Dollar. Die Australier wählen am Samstag ein neues Parlament, und Umfragen zufolge kann ein Machtwechsel nicht ausgeschlossen werden. Das britische Pfund gab bis auf 1,5464 (1,5591) Dollar nach. Gefragt blieb der japanische Yen, der Händlern zufolge von Spekulationen profitierte, die japanische Notenbank könnte ihre Geldpolitik weiter lockern.
Immer mehr Bundesanleihen in den Portfolios
Die Risikoscheu der Investoren spiegelte sich auch am Rentenmarkt wider. Der Bund-Future setzte seine Rekordjagd fort und kletterte in der Spitze um 57 Ticks auf ein Rekordhoch von 133,02 Zählern. Fünfjährige Bundespapiere rentierten erstmals noch mit 1,267 Prozent, die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen fiel bis auf 2,24 Prozent. Am US-Rentenmarkt sah das Bild ähnlich aus. "Mit dem starken Yen kaufen die Japaner US-Bonds und treiben die Renditen noch weiter nach unten", merkte ein Händler an.
Im Zuge der massiven Nachfrage nach den als sicheren Hafen gesuchten deutschen Papiere zogen die Spreads zu den Anleihen aus den europäischen Peripheriestaaten wieder an. So betrug zum Beispiel der Aufschlag für die zehnjährigen Griechenbonds zeitweise 870 Basispunkte, so hoch war er zuletzt im Mai.
Quelle: ntv.de, nne/rts