Enttäuschung über Gipfel Kurse in Asien knicken ein
09.12.2011, 08:14 UhrAn den asiatischen Aktienmärkten geben die Kurse in Folge der ersten Gipfelergebnisse aus Brüssel nach. Investoren sehen die EU-Staaten zwar auf dem richtigen Weg, hatten aber auf konkretere Maßnahmen auch der EZB gehofft.
Die ersten Marktreaktionen auf den EU-Gipfel sind am Freitag in Fernost negativ ausgefallen. Enttäuscht von den Ergebnissen der stundenlangen Verhandlungen in Brüssel schickten die Anleger die Börsenbarometer der Region auf Talfahrt. Marktteilnehmer sprachen aber auch von überzogenen Erwartungen an die Politik. "Insgesamt bewegt sich Europa in die richtige Richtung", räumte Ryota Sakagami von SMBC Nikko Securities ein. Die EU hatte in der Nacht eine Fiskalunion der Euro-Zone vorangebracht, den dauerhaften Rettungsschirm ESM zur Enttäuschung der Märkte aber nicht mit einer Banklizenz ausgestattet. Auch die Weigerung der EZB, zur Linderung der Schuldenkrise massiv Staatsanleihen zu kaufen, sorgte in Asien für Verdruss.
Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index schloss in Tokio 1,5 Prozent im Minus bei 8536 Zählern. Der breiter gefasste Topix-Index verlor 0,9 Prozent auf 738 Punkte. Auch die Börsen in Singapur, Taiwan, Korea und Shanghai mussten Federn lassen. Besonders steil bergab ging es in Hongkong mit einem Minus von 2,5 Prozent. Am Vorabend hatte schon die Wall Street mit kräftigen Abschlägen auf die Entwicklung in Europa reagiert.
Auf dem Krisengipfel in Brüssel einigten sich die 17 Euro-Staaten zusammen mit sechs Nicht-Euro-Ländern der EU auf verschärfte Spar- und Kontrollauflagen. Die von Deutschland und Frankreich geforderte Änderung des EU-Vertrages der 27 Mitgliedstaaten scheiterte aber vor allem am Widerstand Großbritanniens.
Doch die Märkte hatten auf die EZB als die ultimative Retterin in der Not gesetzt. Auch dass sich die Bundesrepublik mit ihrer Ablehnung von Euro-Bonds durchsetzte, missfiel einigen Investoren. "An den Märkten wird es allein durch die Verständigung auf eine Fiskalunion keine Entspannung geben", sagte Junya Tanase von JP Morgan Chase in Tokio. Der EU-Gipfel wurde am Freitag fortgesetzt.
Bei den Einzeltiteln standen an den japanischen Börsen die Aktien des Autoherstellers Toyota im Mittelpunkt. Der VW-Rivale rechnet in diesem Geschäftsjahr mit einem deutlich geringeren Betriebsgewinn als bisher. Zur Begründung führte Toyota Produktionsausfälle nach den Überschwemmungen in Thailand an. Doch die Märkte ließen sich kaum von dieser Entschuldigung trösten: Toyota-Papiere gaben 0,4 Prozent nach.
Vor allem Finanz- und Exportwerte standen vor diesem Hintergrund unter Druck. Nomura sackten um 3 Prozent ab auf 257 Yen, Daiwa Securities verloren 3,4 Prozent auf 255 Yen und Dai-ichi Life Insurance 3,2 Prozent auf 82.700 Yen. Im Exportsektor ging es für Fanuc um 3,1 Prozent nach unten auf 12.690 Yen und für Sony um 3,3 Prozent auf 1.405 Yen.
Chipwerte litten unterdessen unter Ergebniswarnungen der US-Wettbewerber Texas Instruments und Altera. Die schwachen Quartalsausblicke der US-Konzerne hätten die Sorgen über einen weltweiten Nachfragerückgang verschärft, hieß es. Tokyo Electron büßten 1,9 Prozent auf 4.165 Yen ein, Advantest 3 Prozent auf 822 Yen und Renesas Electronics 3,8 Prozent auf 528 Yen.
In Südkorea konnte der Handy-Riese Samsung nicht von seinem Etappensieg gegen den US-Rivalen Apple profitieren. Ein Gericht in Australien hatte ein von dem iPhone- und iPad-Hersteller beantragtes Verkaufsverbot der Galaxy-Geräte aufgehoben. Die Samsung-Aktie gab trotzdem mehr als ein Prozent nach. Am Donnerstag war Samsung mit dem Versuch gescheitert, in Frankreich per Gerichtsentscheid den Verkauf des iPhone 4s zu verhindern.
Quelle: ntv.de, nne/rts