Marktberichte

Inside Wall Street Ladendiebe feiern

Das Weihnachtsgeschäft lief in den USA bekanntlich schlecht - noch schlimmer für den Einzelhandel ist allerdings nicht nur, dass Kunden den Läden fern blieben, sondern dass an ihrer Stelle mehr Ladendiebe als sonst durch die Geschäfte zogen. Unter ihnen viele Ersttäter, die sich von der Finanzkrise genötigt fühlten, kleinere und größere Artikel mitgehen zu lassen.

Eine Umfrage unter amerikanischen Polizei-Dienststellen hat ergeben, dass die Zahl der Verhaftungen im Dezember um 10 bis 20 Prozent über dem Vorjahresniveau liegt. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein, denn die Einzelhändler scheinen ihrerseits gar nicht alle Fälle zu melden, sondern sich häufiger als in der Vergangenheit mit einem einfachen Hausverbot zufrieden zu geben.

Unklar ist, wieviele Ladendiebe zudem gar nicht auffliegen. In wirtschaftlich angespannten Zeiten haben die meisten Einzelhändler Personal abgebaut - darunter nicht nur Kassierer und Tütenpacker, sondern auch Sicherheit-Personal. Weniger verbleibende Detektive sehen sich allerdings einem größeren Ansturm von Dieben gegenüber, die in den Wochen vor Weihnachten verzweifelt genug sind, einige Geschenke zu klauen. Und sie registrieren einen Anstieg im Insider-Diebstahl; in Stoßzeiten werden entlassene Angestellte oft durch Zeitarbeiter ersetzt, die ihrerseits hin und wieder etwas mitgehen lassen.

Während Diebe meist Kleinigkeiten durch die Tür schleusen, summiert sich das ganze: Täglich werden in den USA Waren im Wert von 35 Millionen Dollar geklaut; jeder elfte Amerikaner hat sich schon einmal bei den Tätern eingereiht und zu dem Problem beigetragen.

Entsprechend investieren manche Ketten in Hightech, um die Ladendiebe zur Strecke zu bringen: Ein Supermarkt-Betreiber im Bundesstatt Georgia hat seine Überwachungskamera direkt mit dem lokalen Polizeirevier verlinkt, wo man das Geschehen zwischen Hundefutter und Suppendosen live mitverfolgen kann. In Louisiana zahlen Ladendiebe - auch Ersttäter - satte 1000 Dollar Kaution, wenn sie nicht bis zu ihrem Prozess in U-Haft sitzen wollen.

Eine Mall im New Yorker Stadtteil Staten Island speist hingegen die Polizei-Fotos gefasster Diebe in das Programm ein, das täglich für alle Kunden sichtbar über die TV-Schirme in den Läden flimmert.

Profis hält das aber kaum ab, und Profis machen einen Großteil der Diebstähle aus. Unter anderem dank der steigenden Bedeutung des Internet klauen organisierte Banden immer mehr, um die heiße Ware online zu verhökern. In Ohio wurde gerade ein 35-jähriger Bandenchef gefasst, der auf seinem PC selbstgemachte Barcode-Etiketten druckte und sie von seinen Mittätern bei Wal-Mart auf Produkte kleben ließ. Die kaufte er dann zu Spottpreisen.

Für den gefassten Gauner wird Weihnachten nun im Knast stattfinden; doch auch Gelegenheitsdiebe, die dem Detektiv entwischen konnten, werden unterm Christbaum getrübt Stimmung erleben. Spätestens beim Auspacken der Beute dürfte sich ein mulmiges Gefühl einstellen.

Quelle: ntv.de

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