Kakao auf 32-Jahreshoch Leere Tanks drücken Öl
21.01.2010, 17:30 UhrDer steigende Dollar, das Wachstum in China, der Frost in Florida und der Saisonbeginn in Brasilien sorgen an den Rohstoffmärkten für neue Rekordhochs. Rohöl gibt trotz der überraschend gefallenen Lagerbestände in den USA weiter nach.

Ernte in Indien: Der Rohzucker konkurriert theoretisch mit der deutschen Zuckerrübe.
(Foto: REUTERS)
Leergefegte Lagerhäuser vor Beginn der neuen Ernte in Brasilien haben den Preis für Zucker am Donnerstag auf ein Rekordhoch getrieben. In London kletterte der Terminkontrakt auf raffinierten Zucker um bis zu 2,1 Prozent auf 766 Dollar je Tonne. Die in den USA gehandelten Futures auf Rohzucker zogen sogar um 2,4 Prozent an. Mit 29,81 US-Cent je Pfund waren sie so teuer wie seit Januar 1981 nicht mehr.
In der vergangenen Saison waren die Ernten der weltweit größten Zuckerproduzenten Brasilien und Indien hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Gleichzeitig ist der Heißhunger auf das Süßungsmittel ungebrochen. Die Reserven Indiens - weltweit die Nummer eins beim Zucker-Verbrauch - haben sich binnen eines Jahres mehr als halbiert und liegen derzeit bei fünf Millionen Tonnen.
Auch der Höhenflug von Palladium ging zunächst weiter. Das unter anderem in Automobilkatalysatoren eingesetzte Edelmetall verteuerte sich um bis zu 1,6 Prozent auf 471,75 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) und war damit so teuer wie seit Juni 2008 nicht mehr. Palladium profitiere ebenso wie Platin von der anhaltend hohen Nachfrage nach Einführung von börsennotierten Fonds (ETFs) auf die beiden Metalle, sagten Börsianer. Platin näherte sich bis auf rund 20 Dollar an sein 18-Monats-Hoch von 1654 Dollar an, auf das es am Vortag geklettert war.
Gold litt dagegen unter der anhaltenden Stärke des Dollar. Die Aufwertung der US-Währung macht das Edelmetall für Anleger außerhalb der USA teurer. Der Goldpreis fiel unter die psychologisch wichtige Marke von 1100 Dollar. Die Feinunze (31,1 Gramm) des Edelmetalls verbilligte sich zeitweise um 1,8 Prozent auf ein Dreieinhalb-Wochen-Tief von 1090,85 Dollar. Tobias Merath, Chef-Rohstoffanalyst der Credit Suisse, betonte jedoch, dass die wieder zunehmende Risikoaversion einiger Anleger einen größeren Kursrutsch des als sichere Anlage geltenden Goldes verhindere.
Bei den Basismetallen stützten die starken chinesischen Konjunkturdaten die Kurse. Gleichzeitig schürten sie aber Spekulationen um eine Straffung der dortigen Geldpolitik, sagte Citigroup-Analyst David Thurtell. "Es ist zwar nicht hilfreich, die Zinsen anzuheben. So lange sie aber ruhig und maßvoll reagieren, ist es in Ordnung." Eine Tonne Kupfer kostete mit 7416 Dollar je Tonne ungefähr so viel wie am Vortag.
Das starke Wirtschaftswachstum in China sorgte auch bei Investoren am Rohölmarkt für gemischte Gefühle. Am Vorabend hatte die Weltbank bereits gewarnt, die Erholung der Weltwirtschaft könnte sich verlangsamen, wenn die Staaten einen Teil des Geldes, dass sie zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise in die Märkte gepumpt hatten, wieder abziehen. Ein Barrel (159 Liter) der richtungsweisenden US-Ölsorte WTI pendelte zunächst um die Marke von 78 Dollar und kostete am Nachmittag mit 78,11 Dollar 0,5 Prozent mehr als am Mittwoch. Nordseeöl der Sorte Brent verteuerte sich um 0,4 Prozent auf 76,59 Dollar.
Hochstände an den Agrarmärkten
Die Hoffnung auf eine anhaltend hohe Nachfrage aus China verhalf Sojabohnen zu einer Kurserholung. Die Terminkontrakte verteuerten sich um 0,4 Prozent auf 9,54 Dollar je Scheffel, nachdem sie an den beiden vorangegangenen Tagen um insgesamt 2,5 Prozent abgerutscht waren. Geschürt wurden die Spekulationen Börsianern zufolge von starken chinesischen Konjunkturdaten.
Weizen und Mais konnten sich dagegen nicht von ihren Kursverlusten der vergangenen Wochen erholen und kosteten 4,97 beziehungsweise 3,68 Dollar je Scheffel. Vor allem spekulativ orientierte Anleger hatten sich zuletzt aus dem Markt zurückgezogen, weil sie ein Überangebot befürchteten.
Spekulationen auf das Ausmaß der Frostschäden in den Hauptanbaugebieten Floridas trieben den Preis für gefrorenen, konzentrierten Orangensaft kräftig in die Höhe. Der März-Terminkontrakt kletterte in der Spitze um knapp vier Prozent auf 1,41 Dollar je Tonne. Damit lag er nur noch fünf US-Cent von seinem vor zwei Wochen markierten Zwei-Jahres-Hoch entfernt. Anleger warteten Börsianern zufolge auf Informationen, wie stark der Kälteeinbruch vor mehr als einer Woche die Ernte schmälern werde.
Die Hoffnung auf eine hohe Nachfrage hat den Preis für Kakao am Donnerstag auf den höchsten Stand seit September 1977 getrieben. Gleichzeitig schmälerten die geringen Investitionen in Plantagen das Angebot, vor allem beim weltweit größten Produzenten Elfenbeinküste, betonten Börsianer. Für den späten Abend (MEZ) war die Veröffentlichung der nordamerikanischen Daten zur Kakao-Verarbeitung angekündigt.
Der richtungweisende Mai-Kontrakt verteuerte sich am Donnerstagnachmittag in London um bis zu 1,9 Prozent auf 2356 Pfund je Tonne. In seinem Fahrwasser kletterte der für den US-Handel maßgebliche März-Kontrakt um 1,8 Prozent auf ein Fünf-Wochen-Hoch von 3485 Dollar je Tonne.
Blick in die US-Tanks
Die Rohöl- und Destillatlagerbestände in den USA sind in der Woche zum 15. Januar 2010 im Vergleich zur Vorwoche gesunken, die Benzinlagerbestände dagegen gestiegen. Wie das Department of Energy (DoE) mitteilte, verringerten sich die Lagerbestände beim Rohöl um 0,471 Mio. Barrel auf 330,565 Mio. Barrel. Analysten hatten dagegen einen Anstieg um 1,9 Mio. Barrel prognostiziert.
Wie das Ministerium weiter mitteilte, verringerten sich die Lagerbestände an Mitteldestillaten wie Diesel und leichtes Heizöl um 3,263 Mio. Barrel auf 157,138 Mio. Barrel. Hier war ein Rückgang um nur 0,2 Mio. Barrel erwartet worden.
Die Lagerbestände an bleifreiem Superbenzin dagegen stiegen um 3,950 Mio. Barrel auf 227,442 Mio. Barrel, während die Prognose auf einen Zuwachs um nur 1,3 Mio. Barrel gelautet hatte. Die Kapazitätsauslastung der US-Raffinerien belief sich auf 78,4 Prozent, nach 81,3 Prozent in der Vorwoche.
Die täglichen Rohölimporte verringerten sich um 0,355 Mio Barrel auf 8,54 Mio. Barrel, die strategische Ölreserve betrug unverändert 726,6 Mio Barrel.
Quelle: ntv.de, DJ/rts