Inside Wall Street Luxus-Fusel zum Fest
10.12.2007, 17:11 UhrBisher hatte in den USA Wein unter zehn Dollar die Flasche den Ruf, selbst zum Kochen zu schlecht zu sein. Doch dann gewann der Zwei-Dollar-Chardonnay einer Supermarktkette gleich zwei Goldmedaillen für seine Qualität. Trinkt Amerika jetzt also billiger? Nicht wirklich. Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft kommt die Trendwende: Die Branche setzt auf Luxusspirituosen.
Auch wenn die meisten Whiskeys oder Cognacs, die zum Fest verschenkt werden, zwischen 20 und 50 Dollar kosten, geben Wall-Street-Broker mit millionenschweren Boni und andere Superreiche sich damit nicht ab. Für Menschen mit zu viel Geld, die sonst schon alles besitzen, haben Spirituosenkonzerne besonders edle Tropfen im Angebot, mit Preisen im drei- bis vierstelligen Bereich - pro Flasche, versteht sich.
Dabei ist es gerade beim Cognac wie beim Wein: Auch für relativ wenig Geld gibt es gute Qualität. Experten sagen sogar, dass die Qualität schon bei einem Preis von unter 100 Dollar pro Flasche ein Plateau erreicht. Teuer heißt also nicht unbedingt besser. Doch können eben nur Luxusprodukte zusätzlich zum guten Geschmack auch dem Ego schmeicheln - das lässt man sich etwas kosten.
Mit Abstand das teuerste Statussymbol ist "L'Esprit de Courvoisier", eine Mischung von Cognacs, von denen die ältesten aus der Zeit Napoleons stammen. Für den edlen Tropfen im handgeblasenen und nummerierten Kristalldekanter muss man satte 5000 Dollar hinlegen. Dafür bekommt man Legenden und Gesprächsstoff mitgeliefert. Der Brennerei Courvoisier wird nachgesagt, das Lieblingsgetränk Napoleons I. produziert zu haben. Allerdings wurde das französische Unternehmen erst 1835 gegründet - ganze 14 Jahre nach Napoleons Tod.
Historische Tropfen sind auch bei Whiskeyliebhabern gefragt. Von Johnnie Walker's Premiumsorte Blue Label, die pro Flasche selbst schon stolze 200 Dollar kostet, gibt es auch einen königlichen Bruder. Für 600 Dollar gibt es eine Kombination aus seltenen Whiskeys, die aus Destillerien stammen, die zur Zeit des britischen König George V Hoflieferanten waren. Sie kommen mit Echtheitszertifikat. Außerdem verspricht die limitierte Auflage, dass es nur noch 7299 andere Eigentümer des gleichen exquisiten Getränks gibt.
Wer nicht ganz so viel Geld ausgeben möchte, kann eine Komposition von Tequilas verschenken. Auf bedeutende Geschichte muss man allerdings verzichten. Die ältesten sind gerade einmal 30 Jahre alt. Mit einem Preis von 200 Dollar kommt man dafür vergleichsweise billig weg. Jede Flasche ist individuell nummeriert, datiert und von Hand versiegelt.
Und wer noch eine Idee braucht, wie Silvester dieses Jahr zu einem besonderen Ereignis wird, kann es mit dem Champagner "Perrier Jouet Fleur Blanc de Blancs 1999" versuchen. Die verwendeten Chardonnay-Trauben kommen zu 100 Prozent aus den Grand Cru Weinbergen des französischen Dorfes Cramant. Eine Flasche des spritzigen Getränks bekommt man ab 400 Dollar.
Eines haben die Luxusgüter aber mit den Billigmarken aus dem Supermarkt gemeinsam: Wenn Cognac, Champagner oder Tequila zu gut geschmeckt haben, lassen sich die Kopfschmerzen am nächsten Tag nicht vermeiden - egal wie teuer der Abend vorher war.
Quelle: ntv.de