Marktberichte

Gerüchte um Fiat und Chrysler Dax schließt exakt auf Linie

Unschlüssige Bewegungen innerhalb einer schmalen Bandbreite: Die Dax-Kurve in Frankfurt zu Wochenbeginn.

Unschlüssige Bewegungen innerhalb einer schmalen Bandbreite: Die Dax-Kurve in Frankfurt zu Wochenbeginn.

(Foto: REUTERS)

Der erste Handelstag der neuen Woche endet am deutschen Aktienmarkt mit überraschenden Ergebnissen: Am Abend geht der Leitindex mit einem höchst ungewöhnlichen Schlusskurs aus dem Handel. Hinter den Kulissen legt eine einzelne Aktie mehr als acht Prozent zu.

Der deutsche Aktienhandel kommt zu Wochenbeginn minimal voran, bewegt sich allerdings teils nur mit außergewöhnlich dünnen Kursaufschlägen in die Gewinnzone: Nach einem weitgehend lustlosen Verlauf schloss der Leitindex Dax 0,008 Prozent fester bei 8276,32 Punkten - und damit nahezu exakt auf dem Niveau von Ende vergangener Woche. Das früh markierte Tageshoch liegt bei 8310,37 Zählern, das Tagestief bei 8246,77 Punkten. Der MDax verabschiedete sich 0,39 Prozent im Plus bei 14.645,21 Zählern in den Feierabend. Der TecDax legte 0,25 Prozent zu auf 1046,85 Punkte.

Am Morgen hatten Nachrichten über ein Ultimatum der USA an die syrische Regierung für kurzzeitige Belebung gesorgt und den Dax auf sein bisheriges Tageshoch bei 8310 Punkten gehoben. Frank Schneider vom Broker Alpha machte Anlegern wenig Hoffnung: Die Märkte dürften vor dem Hintergrund der Syrien-Krise weiterhin schwankungsanfällig bleiben.

Neue Fed-Spekulationen

"Für viele Leute war der September als Zeitpunkt für die Drosselung der Fed-Wertpapierkäufe schon festgezurrt und es war nur noch eine Frage des Umfangs", sagte HSBC-Stratege Daragh Maher. Nach den enttäuschenden US-Arbeitsmarktdaten vom Freitag spekulierten nun offenbar einige Investoren darauf, dass die US-Notenbank die geldpolitischen Zügel erst in einigen Monaten anziehen wird. Vor diesem Hintergrund gibt der Dollar etwas nach. Ein Euro verteuert sich unter dem Eindruck der Bewegungen bei den Verhandlungen um die syrischen Giftgas-Bestände auf 1,3254 Dollar, nach 1,3177 Dollar zum New Yorker Freitagsschluss.

Bislang kauft die US-Notenbank zur Ankurbelung der Konjunktur monatlich Staatsanleihen und Immobilienpapiere im Volumen von 85 Milliarden Dollar auf. Fed-Chef Ben Bernanke hatte angekündigt, den Geldhahn allmählich zuzudrehen, sofern sich die US-Konjunktur weiter erholt. Der Fed-Offenmarktausschuss, der die US-Geldpolitik bestimmt, will am 17. und 18 September zu seiner nächsten Sitzung zusammenkommen.

K+S gewinnt kräftig

Das schwache Schlusskursplus im Dax sollte Anleger nicht über die Bewegungen hinter den Kulissen hinwegtäuschen: Bei den Aktien von K+S gab es überaus kräftige Kursgewinne. Die Titel des einzigen Rohstoffunternehmens im Leitindex setzten sich mit einem sprunghaften Aufschlag von 8,2 Prozent auf 20,34 Euro mit großem Abstand an die Dax-Spitze - und bewahrten den Index vor einem Abrutschen in die Verlustzone.

Trotz weiterhin skeptischer Analystenstudien setzen die K+S-Papiere damit ihre jüngste Erholungsbewegung nach der Uralkali-Affäre fort. Einem Händler zufolge sorgten dann auch die wieder aufgeflammten Spekulationen über Uralkali für Unterstützung. Berichten zufolge könnte Großaktionär Suleiman Kerimov unter Druck geraten, seine Anteile zu verkaufen. Damit komme Hoffnung auf, dass die Vertriebsallianzen für Kali nun doch noch wieder aufleben könnten, sagte ein Börsianer.

Unterdessen sorgen positive Analystenkommentare und Branchennachrichten bei den Rückversicherern für deutliche Kurszuwächse. Aktien der Munich Re legten als zweitstärkster Dax-Titel um knapp 3,1 Prozent zu auf 139,20 Euro. Im MDax kletterten Hannover Rück um 1,3 Prozent auf 53,08 Euro. Vom Branchentreffen "Rendez-vous de Septembre" in Monte Carlo hieß es, dass sich die Preise für Naturkatastrophen-Rückversicherungen wieder stabilisieren dürften.

Neuigkeiten gibt es im Übernahmepoker um Kabel Deutschland. Der britische Telekom-Konzern Vodafone schloss kurz vor Ablauf der Frist zur Annahme des Übernahmeangebots eine Veränderung der Bedingungen für die Kaufofferte aus. In der "Financial Times" hatten nicht genannte Aktionäre von Kabel Deutschland die Befürchtung geäußert, dass die Annahmeschwelle nicht erreicht werden könnte. Sie forderten Vodafone auf, die Bedingungen zu ändern. Die Papiere von Kabel Deutschland sanken zu Wochenbeginn um 0,6 Prozent zurück auf 85,22 Euro.

Die beiden Versorger-Aktien im Dax blieben dagegen bis zum Abend auf Talfahrt: RWE verloren im Montagshandel 1,6 Prozent auf 22,90 Euro. Eon gaben als zeitweise schwächster Dax-Wert 1,7 Prozent ab auf 12,49 Euro. Händler verwiesen unter anderem auf Analystenkommentare: Die HSBC senkte das Kursziel für die Papiere. Die Analysten von Bofa/Merrill Lynch stuften zudem die Eon-Titel von bislang "Neutral" auf "Underperform" herunter. Vor dem Wochenende war das RWE-Papier mit mehr als 6 Prozent als größter Tagesgewinner im Dax aus dem Handel gegangen. Auch Eon hatten kräftig zugelegt. Im Handel wurde die starke Bewegung auch auf Shorteindeckungen zurückgeführt.

Analysten der WGZ-Bank bieten unterdessen eine ganz andere Erklärung für den bisherigen Kursanstieg des RWE-Papiers an: Die Analysten führen diesen vor allem auf den Bericht der Monopolkommission zurück, der empfiehlt, das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) radikal zu ändern. Der starke Ausbau der erneuerbaren Energien infolge der attraktiven Subventionierung habe die Rentabilität des konventionellen Kraftwerksparks von RWE stark reduziert. Sowohl die Auslastung als auch der Großhandelsstrompreis seien stark gesunken. Darüber hinaus dürfte die RWE-Stammaktie davon profitiert haben, dass die Umfragewerte der "Grünen" gefallen seien, so die WGZ.

Dass es zu einer Veränderung des EEG nach der Bundestagswahl kommen werde, stellt für die Analysten keine Überraschung dar. "Wie die Vergangenheit aber gezeigt hat, dürften die 'Expertenvorschläge' im politischen Prozess einiger Verwässerung unterworfen werden", heißt es einschränkend. Darüber hinaus bleibe abzuwarten, wie schnell die Novellierung des EEG vollzogen werde. Die WGZ-Bank bleibt bei ihrer Verkaufsempfehlung für das RWE-Papier mit einem Ziel von 20 Euro.

Schwächster Wert im Dax waren am Montag Bayer mit einem Abschlag von 1,7 Prozent auf 82,01 Euro. Grund ist Händlern zufolge ein Bericht über angebliche negative Nebenwirkungen beim Blutverdünner Xarelto. Zuletzt hatte der "Spiegel" über eine angebliche Häufung von Zwischenfällen beim Einsatz des Blutverdünners berichtet. Die deutschen Arzneimittelbehörden dementierten: Es ließen sich keine neuen Gefahren bei dem Bayer-Präparat feststellen. Ein Bayer-Sprecher hatte schon am Wochenende erklärt, dass der Nutzen des Medikaments die Risiken weiterhin überwiege. Bayer traut seinem Hoffnungsträger Xarelto jährliche Spitzenumsätze von zwei Milliarden Euro zu.

Chrysler-Gerüchte bei Fiat

Eine Chance auf größere Bewegung zeichnet sich im Automobilsektor ab: An der Börse machen neue Spekulationen über eine vollständige Übernahme von Chrysler durch den italienischen Auto-Hersteller Fiat die Runde. Denn sowohl Fiat-Chef Sergio Marchionne als auch Chairman John Elkann haben ihre Teilnahme an der wichtigen Branchenmesse IAA in Frankfurt abgesagt. Händlern zufolge könnten neue Verhandlungen über den Kauf der restlichen 41,5 Prozent an Chrysler der Hintergrund dafür sein. Fiat-Aktien verteuerten sich im Frankfurter Aktienhandel um bemerkenswert starke 6,1 Prozent.

Fiat hatte andere Verpflichtungen für die Marchionne-Absage bei der IAA genannt, ohne ins Detail zu gehen. Die Absage bei einer so großen Messe sei ungewöhnlich und schüre dementsprechend Spekulationen, sagte ein Händler. Ein Insider ergänzte, der Fiat-Chef werde in Italien bleiben. Allerdings können natürlich auch dort Gespräche stattfinden. Es wird erwartet, dass Fiat dem US-Gewerkschaftsfonds Veba sein Chrysler-Paket abkauft. Dann könnten die beiden Auto-Hersteller fusioniert werden, um Kosten zu sparen. Es würde gemessen am Umsatz der siebtgrößte Anbieter der Welt entstehen.

In Italien sorgte der mögliche Ausschluss von Silvio Berlusconi aus dem Senat für zusätzliche Verunsicherung. Der wegen Steuerhinterziehung verurteilte ehemalige Ministerpräsident Berlusconi hat für diesen Fall mit dem Rückzug seiner Partei PDL aus der Regierungskoalition gedroht. Die Analysten von Morgan Stanley sahen wegen der instabilen politischen Lage nur geringe Chancen auf nachhaltige Reformen, um die italienischen Wachstumsaussichten zu verbessern. Der Leitindex MIB der Mailänder Börse schloss 1,2 Prozent fester bei 17.244,74 Punkten. Der Eurostoxx50 büßte dagegen 0,2 Prozent ein auf 2798,31 Zähler.

Am deutschen Rentenmarkt stieg die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 1,62 (Vortag: 1,67) Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,20 Prozent auf 132,19 Punkte. Der Bund-Future gab um 0,12 Prozent nach 137,53 Punkte. Der Kurs des Euro stieg. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,3194 (Freitag: 1,3117) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7579 (0,7624) Euro.

Quelle: ntv.de, mmo/jwu/DJ/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen