Marktberichte

Draghi zeigt Entschlossenheit Dax lässt sich von EZB locken

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(Foto: picture alliance / dpa)

Der deutsche Aktienmarkt hat trotz praller Agenda seine ganze Aufmerksamkeit der Zinsentscheidung der europäischen Notenbank gewidmet. Die angedeutete weitere Lockerung der Geldpolitik im Juni erweist sich dann als Treibstoff.

Die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank sowie die anschließenden Äußerungen ihres Präsidenten haben für Nervosität im Handel gesorgt. Noch während Mario Draghi die Ergebnisse der Ratssitzung erläuterte, unterbrach der Leitindex Dax seine Abwärtsbewegung. Allerdings trat das Börsenbarometer nach einem kurzen Ausflug in den Süden wieder die Rückkehr in die Gewinnzone an. Für den Richtungswechsel sorgte dann wieder Draghis: "Der EZB-Rat fühlt sich wohl damit, beim nächsten Mal zu handeln."

Damit lehne sich Draghi recht weit aus dem Fenster, sagte ein Analyst. Vermutlich werde die EZB auf der nächsten Sitzung die Inflationserwartungen senken und könnte dies zum Anlass für eine Leitzinssenkung nehmen. Zuvor hatten EZB sowie die Bank of England ihre Zinspolitik bestätigt.

Den Tag beendet der Dax 0,9 Prozent fester bei 9607 Zählern. Der MDax gewann 1,6 Prozent auf 16.294 Punkte. Der TecDax schob sich noch ins Plus und kletterte 0,2 Prozent auf 1229 Zählern. Der Eurozonen-Leitindex Eurostoxx stieg 1,3 Prozent auf 3202 Stellen.

Am europäischen Aktienmarkt zählten die Finanzwerte zu den Favoriten, da sie üblicherweise besonders sensibel auf Nachrichten zur Geldpolitik reagieren. Der Index für die Banken der Euro-Zone gewann 2,6 Prozent. Hier lagen italienische Titel wie Intesa Sanpaolo oder die HVB-Mutter Unicredit mit Kursgewinnen von 4,6 beziehungsweise 3,5 Prozent weit vorn. Deutsche Bank gewannen 1,8 Prozent. In London rückten Barclays in der Spitze 8,7 Prozent vor und waren mit 264,4 Pence so teuer wie zuletzt Mitte Februar. Das Geldhaus will die Sparte Investmentbanking sowie das Privatkunden-Geschäft verkleinern und dabei 19.000 der insgesamt 140.000 Stellen streichen.

Chinas Außenhandel überrascht

Für eine freundliche Grundstimmung hatten zuvor China, die USA und die Ukraine gesorgt. "Es ist einer dieser seltenen Augenblicke, wo sich sowohl Politik als auch Konjunkturdaten und die Geldpolitik in die Hände spielen", hatte ein Händler am Morgen erklärt.

So meldete China für April entgegen der Erwartungen höhere Exporte und gestiegene Importe. Aus den USA überraschte der Arbeitsmarkt. Bereits am Vorabend hatte die US-Notenbank signalisiert, die US-Zinsen auch nach dem Ende der Anleihenkäufe länger unverändert zu lassen. Komplettiert wurden die guten Nachrichten durch Russland: Präsident Wladimir Putin hatte den Abzug der Truppen von der ukrainischen Grenze bekanntgegeben und sich für eine Verschiebung des Autonomiereferendum in der Ost-Ukraine ausgesprochen. Die Weigerung der Separatisten sorgt im Dax jedoch für einen kleinen Knick.

Zahlenflut in den Indizes

Im Dax standen Deutsche Börse ganz oben auf den Kauflisten und verteuerten sich um 2,8 Prozent. Infineon zogen nach einer Kaufempfehlung 2,7 Prozent an. Gesucht waren nach einer Hochstufung auch Eon. RWE erhöhten sich um 2,2 Prozent.

Abgaben mussten Allianz hinnehmen, die 3,1 Prozent nachgaben. SAP sanken 1,0 Prozent. Das Sentiment für die Aktie sei seit dem Rücktritt des Technikvorstands angeknackst, sagte ein Händler. Die Aktie hat die Verluste nach einer Mitteilung von Blackrock noch ausgeweitet. Danach ist der Stimmrechtsanteil von Blackrock unter die Schwelle von drei Prozent gefallen. Allerdings ist hier zu beachten, dass Blackrock Inhaber von iShares ist, dem größten ETF-Anbieter weltweit.

Bei Munich Re hat sich die negative Einschätzung der Quartalszahlen durchgesetzt. "Man hatte zwar seit dem zurückhaltenden Ausblick vor einer Woche mit schwächeren Zahlen gerechnet, aber nicht unbedingt damit, dass es auch operativ nicht so gut läuft", sagt ein Händler. Das Papier verlor 0,9 Prozent. Commerzbank büßten am Tag der Hauptversammlung ebenfalls 0,9 Prozent ein.

Überraschungen im MDax

Rheinmetall
Rheinmetall 1.744,50

In der zweiten Reihe erlebten Rheinmetall ein Kursfeuerwerk und zogen um 8,0 Prozent. "Der Ordereingang entwickelt sich positiv und liefert eine gute Basis für die kommenden Quartale", sagte ein Händler. Zudem schnitt das Autozuliefer-Geschäft schnitt besser ab als erwartet. ElringKlinger erhöhten sich um 6,2 Prozent an. Das Unternehmen überrascht nach zuletzt enttäuschenden Quartalen mit einem Umsatzplus und einem überproportionalen Ebit-Anstieg.

Bilfinger verteuern sich um 5,5 Prozent. Die DZ Bank spricht von einem stabil Start ins Jahr. Der Auftragsbestand gebe einen guten Einblick in die weitere Geschäftsentwicklung. Dass die Sparte Construction zum Verkauf gestellt habe, komme überraschend, sei aber konsequent.

Metro legten 2,7 Prozent zu. Dass es bei Media-Saturn nicht so rund läuft, komm jetzt nicht überraschend", sagte ein Händler. "Insgesamt fielen die Konzern-Zahlen aber nicht so schlecht aus wie vom Markt erwartet." Viele Anleger setzten auf die gut laufenden Großmärkte. Das Minus fiel im zudem Auftaktquartal geringer aus als erwartet. Grund für die roten Zahlen ist unter anderem das späte Osterfest, dass sich erst in den Zweitquartalszahlen niederschlagen dürfte.

Lanxess-Aktien zogen um 1,3 Prozent an. Eine überraschend angekündigte Kapitalerhöhung konnte am Markt schnell platziert werden. Mit dem Geld will sich der Anfang April angetretene neue Vorstandschef Matthias Zachert Finanzspielraum für notwendige Restrukturierungsmaßnahmen schaffen. Zachert genießt bei Investoren einen exzellenten Ruf.

Am Ende brachen Hannover Rück ein und verloren 4,9 Prozent. Wacker Chemie setzten 2,5 Prozent zurück.

Freenet stürzen ab

Im TecDax fielen allen voran Freenet 7,1 Prozent. Telefonica verbilligten sich um 2,4 Prozent. Der harte Preiskampf auf dem Mobilfunkmarkt und hohe Werbeausgaben haben den Jahresauftakt verhagelt.

Die Umsätze entwickelten sich zu Jahresbeginn überraschend mau. Compugroup büßten 2,3 Prozent ein. Als "schwach" stuft Lars Dannenberg, Analyst bei Hauck & Aufhäuser, die Erstquartalszahlen ein. Der Umsatz habe dank Zukäufen zwar zugelegt, allerdings die Markterwartung verfehlt. Das Ebitda litt unter Gegenwind von der Währungsseite sowie hohen Kosten für Forschung wie auch Integration der Zukäufe und enttäuschte ebenfalls. Der Cash-Flow brach um 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein.

Am anderen Ende riss es SMA Solar in die Höhe. Das Papier verteuerte sich um 11,6 Prozent. Dialog Semiconductor stiegen um 7,4 Prozent.

Im SDax verlieren AirBerlin 2,3 Prozent. Die Krisen-Airline hat sich mehr als eine halbe Milliarde Euro frisches Geld gesichert. Neben der Finanzspritze ihres Großaktionärs Etihad in Höhe von 300 Millionen Euro sammelte Deutschlands Nummer zwei über zwei Anleihen 252 Millionen Euro ein. Bisherige Gläubiger zeigten jedoch kaum Interesse, ihre Air-Berlin-Anleihen mit Zinsen von 8,5 und 11,5 Prozent in die neuen, länger laufenden Papiere umzutauschen, die bis zum Jahr 2019 mit 6,75 und 5,625 Prozent verzinst werden.

Quelle: ntv.de, mmo/jwu/DJ/rts

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