Marktberichte

China-Schwäche trifft Krim-Krise Dax schließt klar im Minus

Der Dax zu Wochenbeginn: Sein Tagestief markiert der Leitindex am Nachmittag.

Der Dax zu Wochenbeginn: Sein Tagestief markiert der Leitindex am Nachmittag.

(Foto: REUTERS)

Eiskalte Windböen fegen über den deutschen Aktienmarkt: Peking sendet beunruhigende Signale der Schwäche. Unsicher bleibt die Lage in der Ukraine. Der deutsche Leitindex geht mit gesenktem Kopf in den Feierabend.

Der erste Handelstag der neuen Woche endet am deutschen Aktienmarkt mit deutlichen Kursverlusten: Der Leitindex Dax geht 0,91 Prozent tiefer bei 9265,50 Punkten aus dem Handel. Das Tagestief aus dem Verlauf liegt bei 9216,07 Punkten, das Tageshoch bei 9382,98 Zählern. Der MDax schließt 0,97 Prozent im Minus bei 16.494 Punkten. Der TecDax verliert im Montagshandel 0,93 Prozent auf 1266 Punkte. Der Eurostoxx50 hält sich etwas besser als die deutschen Börsenbarometer und zieht sich lediglich um 0,08 Prozent auf 3092 Punkte zurück.

Seit dem frühen Morgen überschatteten Sorgen um die konjunkturellen Perspektiven in China und die Entwicklungen in der Ukraine das Börsengeschehen in Frankfurt. Starke Kursverluste zeigten sich im Dax insbesondere bei konjunktursensiblen Titeln aus dem Autobau, der Chemieindustrie und der Stahlbranche. Neben den Unsicherheitsfaktoren der Krim-Krise lasteten vor allem die enttäuschenden Exportzahlen aus China auf dem Handel.

Wie am Wochenende bekannt wurde, verzeichnete die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft im Februar erstmals seit elf Monaten wieder ein Defizit in der Handelsbilanz. Die Exporte der chinesischen Industrie brachen überraschend um gut 18 Prozent ein. Zudem gab die chinesische Landeswährung Yuan zu Wochenbeginn abermals spürbar nach. Die Notenbank hatte den Yuan-Referenzkurs zuvor bereits deutlich abgewertet. Die Wirtschaftsschwäche Chinas belastete im Dax vor allem die Papiere von ThyssenKrupp, die am Indexende um 3 Prozent auf 18,98 Euro zurückfallen. Kräftig abwärts ging es daneben auch für Conti, Volkswagen, BMW und Lanxess.

"Eine große Belastung"

Hinzu kam die Unsicherheit über die Zukunft der Krim-Halbinsel. "Die Krise in der Ukraine bleibt eine große Belastung für den Aktienmarkt", erklärte Analyst Roger Peeters von der Close Brothers Seydler Bank. Wenige Tage vor der Volksabstimmung über einen Beitritt der Krim zu Russland hat das russische Militär seine Kontrolle über die Halbinsel ausgeweitet. Auf einer Basis in Sewastopol sollen einem Medienbericht zufolge Schüsse gefallen sein. "Eisiger Gegenwind aus Russland war schon schlimm genug, aber nun wachsen die Zweifel an der chinesischen Konjunktur", erklärte ein Händler. Als Exportnation habe Deutschland starke wirtschaftliche Verbindungen sowohl nach Osteuropa wie auch nach China, erklärte Philippe Gijsels, Chef-Analyst von BNP Paribas Fortis Global Markets.

Besonders Aktien von rohstoffverarbeitenden Unternehmen gerieten europaweit unter Druck: Im MDax verloren die Titel des ThyssenKrupp-Wettbewerbers Salzgitter 2,5 Prozent auf 28,37 Euro. Die Aktien der Kupferhütte Aurubis gaben 4 Prozent nach. Die Aktien der in London gelisteten Minenkonzerne Rio Tinto und Anglo American büßten jeweils etwa 2 Prozent ein. Der Branchenindex für die europäischen Rohstoff-Förderer und -Verarbeiter fiel um 2,3 Prozent. Am Rohstoffmarkt sank der Preis für eine Tonne Kupfer um 1,7 Prozent auf 6669,50 Dollar. Ein großer Teil der Kupfernachfrage - das Metall wird vorwiegend im Bau und in der Elektroindustrie benötigt - geht auf das Konto Chinas.

Comeback im Kali-Markt?

Die Aktien von K+S konnten ihre Verluste aus dem Verlauf dagegen bis zum Abend weitgehend ausgleichen. Die Titel waren gegen Mittag mit dem Rohstoffsektor deutlich ins Minus gerutscht. "Nun setzt sich die positive Stimmung wieder durch", meinte ein Händler mit Blick auf die Erholung am Nachmittag. Marktteilnehmer setzten auf ein Wiederaufleben des Kali-Kartells. Zuletzt hatte Uralkali mit Andeutungen zu einer neuen Vertriebspartnerschaft mit Belaruskali die Kartellspekulationen geschürt. Am Abend gingen K+S prozentual unverändert bei 24,90 Euro aus dem Handel.

Abgesehen von den chinagetriebenen Kursverlusten im Rohstoffsektor trennten sich Anleger zu Wochenbeginn auch von Aktien aus der Automobilindustrie. "Die Branche leidet unter dem festen Euro", meinte ein Händler. Zudem besteht nach schwachen Außenhandelsdaten die Sorge, der chinesische Markt als einer der Hauptabnehmer deutscher Autos könnte ins Stottern geraten. Weiter eintrüben würde sich die Situation, wenn der Branchenindex Stoxx-Auto das Tief von Anfang März bei 496 Punkten nachhaltig unterschreiten sollte, warfen charttechnisch orientierte Beobachter ein. Am Abend lag der Index rund 1,7 Prozent im Minus bei 501 Punkten. Im Dax gaben die Aktien von VW 2,5 Prozent nach auf 178,90 Euro. Conti verbilligten sich um 2,9 Prozent. BMW büßen 1,6 Prozent ein.

 Mit Bilanzen und Ausblicken standen der Aromen- und Duftstoffhersteller Symrise sowie der Kohlenstoffspezialist SGL Carbon im Vordergrund: Die Anteilsscheine von Symrise stiegen nach anfänglichen Verlusten um 2,6 Prozent. Die Aussicht auf rote Zahlen im laufenden Jahr drückten die Aktien des Spezialgrafit-Herstellers SGL Carbon um 5,7 Prozent auf 26,14 Euro ins Minus und damit an das MDax-Ende.

Hochtief investiert "Down under"

Gefragt waren dagegen die Aktien von Hochtief: Die Titel des deutschen Baukonzerns zogen als einer der stärksten Werte im MDax um 2,3 Prozent an. Für mehr als eine Milliarde Australische Dollar (rund 755 Millionen Euro) will das Unternehmen seinen Anteil am australischen Gewinnbringer Leighton auf gut 74 Prozent ausbauen.

Gemessen Eurostoxx50 bewegte sich der europäische Markt zu Wochenbeginn kaum von der Stelle. In London gab der Leitindex FTSE nach, wohingegen der Pariser CAC 40 leicht im Plus schloss. In den USA zeigten sich die wichtigsten Indizes moderat im Minus.

In Paris lösten die Netzverkaufs-Pläne des Mobilfunkanbieters Bouygues einen Run auf französische Telekomaktien aus. Bouygues will sich mit dem Verkauf seines Netzes an den viertgrößten Anbieter Iliad die Zustimmung der Wettbewerbshüter für eine milliardenschwere Übernahme des Rivalen SFR sichern. Die Aktien von Iliad schossen 11 Prozent in die Höhe. Bouygues führten im CAC40 mit einem Plus von 8,7 Prozent die Gewinnerliste an, gefolgt von Orange, die 4,3 Prozent zulegten. Bouygues würde gemeinsam mit SFR den Marktführer Orange ablösen. Die Aktien des Kabelanbieters Numericable, der ebenfalls für SFR geboten hatte, rutschten um über 12 Prozent ab.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 1,33 Prozent am Freitag auf 1,34 Prozent. Der Rentenindex Rex legte um 0,01 Prozent auf 134,28 Punkte zu. Der Bund Future stieg um 0,17 Prozent auf 142,49 Punkte. Der Kurs des Euro sank: Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,3881 (Freitag: 1,3894) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7204 (0,7197) Euro.

Quelle: ntv.de, mmo/jwu/DJ/dpa/rts

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