Ein "noch stärkerer Dollar"? Euro rammt die Hacken ein
04.08.2014, 17:39 Uhr
Wirtschaftsschwäche und Deflationsgefahr: Wird EZB-Präsident Draghi "geldpolitische Maßnahmen" ankündigen?
(Foto: dpa)
An den Devisenmärkten bringen sich Währungsstrategen in Position. Zum Start in die neue Handelswoche gewinnen Spekulationen um die sich abzeichnende Zinswende in den USA an Boden. Beim Euro bereiten sich Investoren auf die kommende EZB-Sitzung vor.
Der Euro hat sich zu Wochenbeginn nach wochenlanger Talfahrt vorerst über der Marke von 1,34 US-Dollar stabilisiert. Die Gemeinschaftswährung bewegte sich dabei in einer sehr engen Handelsspanne. Am Nachmittag kostete der Euro 1,3420 Dollar und damit in etwa so viel wie am Freitagabend. Gegen Mittag hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Referenzkurs auf 1,3422 (Freitag: 1,3395) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7451 (0,7466) Euro.
Nach Einschätzung von Händlern profitierte der Euro weiter von leicht enttäuschenden Arbeitsmarktdaten aus den USA vom vergangenen Freitag. In der größten Volkswirtschaft der Welt war die Zahl der Beschäftigten im Juli nicht so stark gestiegen wie erwartet.
"Der Arbeitsmarktbericht sollte vorerst dazu beitragen, dass die Spekulationen auf eine frühe Leitzinserhöhung in den USA gedämpft werden", sagte Experte Dirk Gojny von der National-Bank. Zuletzt hatte die Aussicht auf eine frühe Zinserhöhung in den USA und eine längere Phase mit Mini-Zinsen in der Eurozone die Gemeinschaftswährung unter Druck gesetzt.
Die anstehende Zinswende in den USA dürfte den Dollar nach Einschätzung der BayernLB auf lange Sicht allerdings weiter antreiben. "Wir prognostizieren einen noch stärkeren Dollar, da die Leitzinserhöhung der US-Notenbank Fed näher rückt", erklärte der Chefvolkswirt der Landesbank, Jürgen Michels.
Geringere Kapitalzuflüsse nach Südeuropa und steigende US-Anleiherenditen bei kürzeren Laufzeiten dürften den Euro in den kommenden zwölf Monaten bis auf 1,28 Dollar drücken, sagte Michels. Dies wäre ein Rückgang um rund 4,6 Prozent. Die BayernLB geht davon aus, dass die Fed bis Mitte 2015 die geldpolitischen Zügel anziehen wird.
Abgesehen von den Zinsaussichten wird der Euro zum Wochenauftakt auch durch die Rettung der portugiesischen Großbank Banco Espírito Santo (BES) gestützt. Rund zweieinhalb Monate nach dem Verlassen des EU-Rettungsschirmes hat das angeschlagene Euroland einen neuen, gefährlichen Krisenherd gelöscht. Die Richtung Pleite taumelnde Großbank BES bekommt eine Finanzspritze von 4,9 Milliarden Euro und wird von faulen Kreditgeschäften befreit.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,79720 (0,79610) britische Pfund, 137,72 (137,92) japanische Yen und 1,2167 (1,2163) Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold wurde in London mit 1290,50 (1291,25) Dollar gefixt. Ein Kilogramm Gold kostete 30.490,00 (30.330,00) Euro.
Beobachter gehen davon aus, dass an den Devisenmärkten größere Umwälzungen bevorstehen: Einige Experten halten es für wahrscheinlich, dass die Währungshüter um EBZ-Chef Mario Draghi auf weitere Lockerungsschritte hinarbeiten. Draghi könnte diese Maßnahmen in der traditionellen Pressekonferenz nach dem regulären Zinsentscheid am kommenden Donnerstag in Aussicht stellen, heißt es. Das dürfte den Euro belasten.
August-Treffen der Währungshüter
Auch wenn an diesem Donnerstag keine konkreten Maßnahmen der Zentralbanker zu erwarten seien, dürfte den Anlegern doch zunehmend klar werden, dass der geldpolitische Unterschied zwischen den USA und Europa weiter zunehme, erklärten Börsianer.
"Während die US-Wirtschaft an Schwung gewinnt und über Zinserhöhungen diskutiert wird, stellt man sich in der Europäischen Währungsunion die Frage, ob der geldpolitische Expansionskurs noch verschärft werden muss", heißt es dazu in einem Kommentar der Helaba. Die EZB hatte im Juni zuletzt die Zinsen gesenkt, um einer deflationäre Spirale aus fallenden Preisen und sinkenden Investitionen entgegenzuwirken.
Quelle: ntv.de, mmo/bad/dpa/rts