Marktberichte

Zwei Cent in 24 Stunden Euro taumelt unter 1,38

Beherrscht das Instrumentarium der Notenbanker: Mario Draghi arbeitet mit Hinweisen und Andeutungen.

Beherrscht das Instrumentarium der Notenbanker: Mario Draghi arbeitet mit Hinweisen und Andeutungen.

(Foto: imago/Xinhua)

An den Devisenmärkten wirkt die EZB-Sitzung noch nach. Wie ein geprügelter Hund zieht sich der Euro immer weiter zurück. Peilte die Einheitswährung gestern noch die 1,40er Hürde an, kann sie nun die Marke von 1,38 nicht halten.

Auch gut 24 Stunden nach der jüngsten Ratssitzung der Europäischen Zentralbank sucht die Gemeinschaftswährung den Boden. Am Mittag musste der Euro auch die Marke von 1,38 Dollar aufgeben. Damit hat die Einheitswährung seit den Ausführungen von EZB-Präsident Mario Draghi mehr als zwei Cent verloren - und ein Ende ist nicht in Sicht.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,17

Am Mittag geht der Euro zu 1,3785 Dollar um. Am Vortag war er kurzzeitig noch auf ein Zweieinhalb-Jahres-Hoch von 1,3995 Dollar gestiegen. Dann aber geriet der Euro mit Spekulationen auf eine baldige Lockerung der Geldpolitik in den freien Fall.

Bemerkenswert daran, dass die Europäische Zentralbank (EZB) bislang wenig mehr gemacht hat als zuletzt - die schärfste Waffe von EZB-Chef Mario Draghi ist vorerst weiter das Wort.

Viele Anleger setzten nun darauf, dass die EZB bei der nächsten Sitzung im Juni aktiv werde, indem sie zum Beispiel die Zinsen senke, sagte Shinichiro Kadota von Barclays in Tokio. Seit dem vergangenen Herbst liegt der Leitzins im Euro-Raum auf einem Rekordtief von 0,25 Prozent.

Derweil setzte die EZB einen Referenzkurse von 1,3781 US-Dollar für den Euro fest. Ein Euro entspricht außerdem 140,14 Yen, 0,81725 Pfund Sterling und 1,2186 Schweizer Franken.

MS: Euro dürfte unter Druck bleiben

Nach Ansicht von Morgan Stanley dürfte der Euro bis zum Treffen der EZB im Juni zum Dollar tendenziell unter Druck bleiben. Gleichwohl halten sie das Abwärtspotenzial für begrenzt. Sollte die 50-Tage-Durchschnittsmarke von 1,3825 Dollar nicht halten, nehme die Gemeinschaftswährung 1,3775 Dollar ins Visier und dann den Bereich 1,3675/1,3650 Dollar. Für eine länger andauernde Abwärtsstrecke des Euro bedürfe es auch einer Erholung des Dollar, die bislang Fehlanzeige sei.

Auch nach Auffassung der Rabobank braucht es vor allem einen stärkeren Dollar um den Euro zu drücken. Grund seien die Zweifel, dass die EZB in der Lage ist, den Euro zu schwächen. Nur ein erstarkender Dollar dürfte garantieren, dass der Weg des Euro nach unten führe, betont Rabobank-Expertin Jane Foley.

Die Äußerungen von US-Notenbankchefin Janet Yellen in der zurückliegenden Woche suggerierten, dass die US-Zinsen noch für einige Zeit niedrig blieben. Die Rabobank rechne daher erst Ende 2015 mit der ersten Zinserhöhung in den USA.

Da Yellen ihren Kurs in nächster Zeit wohl nicht ändern werde, dürfte es für den Dollar schwer werden, viel Boden zum Euro gut zu machen in den kommenden Monaten, heißt es weiter. Daher erhöhe man das Ziel für den Euro auf Sicht von zwölf Monaten von 1,28 auf 1,30 Dollar. In sechs Monaten sieht Rabo den Euro bei 1,35 Dollar.

Wenig Bewegung zeigte sich auch im fernöstlichen Devisenmarktgeschehen. Der Dollar notierte in der Nacht mit 101,69 Yen knapp unter dem Niveau des Vortages. Der Euro schien sich zu stabilisieren und notierte bei 1,3841 Dollar.

Kurssprung der Norwegischen Krone

Derweil hat die norwegische Krone mit einem kleinen Kurssprung auf ein Sechsmonatshoch auf den stärker als erwartet ausgefallenen Anstieg der Inflation im April reagiert. Im Monatsvergleich betrug er 0,6 Prozent, auf Jahressicht 2,5 Prozent. Analysten hatten 0,3 und 2,4 Prozent vorhergesagt. In einer ersten Reaktion gab der Euro von 8,1525 auf 8,1207 Kronen nach, ehe er sich auf 8,1400 wieder etwas erholte.

Bei 8,10 dürfte aber vor dem Wochenende erst einmal Schluss sein, hatten die Analysten der Commerzbank zuvor gesagt. Denn bereits am Vortag sei der Ausgang der Zinssitzung der Norges Bank dazu genutzt worden, die Unterstützung bei 8,20 Kronen endlich zu durchbrechen. Die Norges Bank habe wie erwartet ihre neutrale Geldpolitik und die Einschätzung der Lage im Großen und Ganzen unverändert gelassen. Sie habe eingeräumt, dass die Inflation etwas höher als erwartet sei, diese Aussage aber insofern relativiert, als dies temporären Faktoren geschuldet sei.

Quelle: ntv.de, mmo/jwu/rts

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