Marktberichte

Italien weckt neue Hoffnungen Dax schließt dünn im Minus

Ein unsicherer Start, ein früher Vorstoß ins Plus, ein träger Handelstag: Erst am Nachmittag sackte der Dax wieder ins Minus.

Ein unsicherer Start, ein früher Vorstoß ins Plus, ein träger Handelstag: Erst am Nachmittag sackte der Dax wieder ins Minus.

(Foto: REUTERS)

Der Auftrieb am Aktienmarkt erweist sich zu Wochenbeginn - zumindest in der ersten Reihe - als wenig tragfähig. Im Leitindex ziehen sich Anleger am Nachmittag plötzlich zurück. Der Dax sackt unvermittelt ab.

Der Appetit der Anleger auf europäische Aktien lässt offenbar nach: Größere Kursrücksetzer seien aber nicht zu erwarten, bemühten sich Börsenhändler zu versichern. "Die Investoren sind recht optimistisch bezüglich der wirtschaftlichen und politischen Lage in den europäischen Peripherie-Staaten", meinte zum Beispiel David Thebault vom Brokerhaus Global Equities. Einer der Hoffnungsträger ist der designierte italienische Ministerpräsident Matteo Renzi, von dem sich Börsianer ein höheres Reformtempo versprechen.

Am deutschen Aktienmarkt lösten die neuen Aufschwungshoffnungen zunächst keine größeren Bewegungen auf. Der Leitindex Dax bewegte sich mit geringen Kursausschlägen durch überwiegend freundliches Terrain, nur um am Abend 0,1 Prozent tiefer bei 9657 Punkten aus dem Handel zu gehen. Bis zu dem im Januar erreichten Rekordhoch bei 9794 Punkten fehlen allerdings nur noch knapp 140 Zähler. Für den MDax ging es zum Wochenauftakt um 0,8 Prozent auf 16.88- Punkte nach oben. Der TecDax stieg um 1,1 Prozent auf 1272 Punkte. Im frühen Verlauf hatte das Barometer der deutschen Tech-Titel ein neues Jahreshoch bei 1269 Punkten markiert.

Die Umsätze blieben sowohl in Deutschland als auch in Italien und den restlichen europäischen Börsen dünn. Da die Wall Street wegen eines Feiertags ("President's Day") geschlossen blieb, hielten sich viele Anleger mit zupackendem Engagement zurück.

Die Hinweise auf eine anhaltende Zuversicht sind allerdings nicht zu übersehen: In den vergangenen Wochen hatten Anleger so viel Geld in europäische Aktienfonds gesteckt wie nie zuvor: Dem Datenanbieter EPFR Global zufolge flossen seit Jahresbeginn netto 17 Milliarden Euro in diese Anlageklasse.

Nach der guten Börsenentwicklung der vergangenen Tage schien sich die Masse der Anleger allerdings zu Wochenbeginn nicht weit aus der Deckung wagen zu wollen. In der zurückliegenden Woche hatte der Dax fast 4 Prozent zugelegt. Insgesamt ist der Index seit der jüngsten Korrektur ohne größere Atempause um rund 6,5 Prozent gestiegen.

Im Kreis der deutschen Einzelwerte waren Lanxess im Montagshandel besonders stark gefragt. Die Aktien stiegen ein der Spitze auf ein Acht-Monats-Hoch von 54,09 Euro und schlossen 2,3 Prozent fester bei 53,74 Euro. Der Sprung über die Marke von 53,64 Euro - das Hoch von Mitte November - habe Zusatzkäufe ausgelöst, sagte ein Börsianer.

Der Ausbau der Carbon-Kooperation des Autobauers BMW schob die Aktien der SGL Group kräftig an. Sie schossen an der MDax-Spitze um fast 13 Prozent nach oben. Das "Handelsblatt" hatte unter Berufung auf Konzernkreise berichtet, dass die beiden Unternehmen ihre gemeinsame Kohlefaserproduktion ausweiten wollten. Ein BMW-Sprecher bestätigte auf Nachfrage, dass der Konzern das Material in zusätzlichen Modellen einsetzen wolle. Das Gemeinschaftsunternehmen SGL Automotive Carbon Fibers erweitere deswegen die Produktionsfläche. BMW-Aktien büßten 1,2 Prozent ein, nachdem sie seit Anfang Februar bereits deutlich zugelegt hatten.

Die Anteilsscheine von Thyssenkrupp fielen nach einem negativen Analystenkommentar als Schlusslicht im Dax um knapp 1,8 Prozent. Morphosys-Aktien gewannen 1,9 Prozent. Das im TecDax notierte Biotechnologie-Unternehmen hatte bei der Zusammenarbeit mit dem schweizerischen Pharmakonzern Novartis erneut einen Erfolg verbucht und eine Zwischenzahlung erhalten.

Im TecDax brachen QSC dagegen um bis zu 7,4 Prozent ein. Das Telekom- und IT-Unternehmen will in diesem Jahr verstärkt Geld in neue Produkte stecken und stellt daher seine Geschäftsziele für 2016 unter Vorbehalt. "2014 wird uns Geld kosten, aber es ist eine Investition in die Zukunft, die wir bewusst in Kauf nehmen", sagte Finanzchefin Barbara Stolz der "Börsen-Zeitung". QSC schlossen 3,8 Prozent tiefer bei 3,71 Euro.

Neuer Reformeifer in Italien

Die wichtigsten Börsen Europas fanden keine gemeinsame Richtung. Der Eurostoxx50 schloss prozentual unverändert bei 3118,91 Punkten. In Paris gab der Cac 40 leicht nach, während der FTSE 100 in London kräftig anzog.

An der Börse in Mailand standen die politischen Umbrüche der vergangenen Tage im Vordergrund. Der italienische Präsident Giorgio Napolitano beauftragte Matteo Renzi am Montag offiziell mit der Regierungsbildung. Der Chef der Demokratischen Partei (PD) hatte sich zuvor in einem innerparteilichen Machtkampf gegen Enrico Letta durchgesetzt, der daraufhin als Ministerpräsident zurücktrat. Renzi will nach eigenen Angaben in den kommenden Wochen Reformen des Wahlrechts, des Arbeitsmarkts und der Verwaltung auf den Weg bringen.

Anleger griffen daraufhin verstärkt zu italienischen Staatsanleihen. Der Kurs der richtungsweisenden zehnjährigen Papiere stieg um bis zu 0,6 Prozent auf 107,74 Punkte. Im Gegenzug fiel die Rendite auf 3,606 Prozent, den tiefsten Stand seit Januar 2006.

Versicherer RSA im Aufwind

Die Hoffnung auf eine schnelle Sanierung beflügelte die Aktien von RSA. Die Titel des auch in Deutschland agierenden britischen Unternehmensversicherers stiegen um 2,5 Prozent auf 98,2 Pence und gehörten damit zu den Favoriten im Londoner Auswahlindex FTSE. Medienberichten zufolge prüft der Konzern, der durch einen Bilanz-Skandal in finanzielle Schieflage geraten war, den Verkauf des Kanada-Geschäfts.

Das Volumen dieses Deals taxieren Experten auf bis zu 200 Millionen Pfund. Außerdem fühle der neue Chef Stephen Hester bei Investoren wegen der geplanten 350 Millionen Pfund schweren Kapitalerhöhung vor, hieß es weiter. Hester, zuvor Chef der Royal Bank of Scotland (RBS), gilt als fähiger Sanierer.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen