Marktberichte

BP beklagt schwache Margen Ölpreise geben nach

Momentaufnahme im Mittleren Westen: Der Ölboom über dem "Bakken"-Vorkommen in Nord-Dakota verändert alles. Endlose Tankzüge voller Rohöl rollen in Richtung der großen Raffineriezentren.

Momentaufnahme im Mittleren Westen: Der Ölboom über dem "Bakken"-Vorkommen in Nord-Dakota verändert alles. Endlose Tankzüge voller Rohöl rollen in Richtung der großen Raffineriezentren.

(Foto: AP)

An den Rohstoffmärkten müssen Anlagestrategen stets eine Vielzahl verschiedener Einflussfaktoren im Blick behalten: Nach dem Ölarbeiterstreik in Libyen verlagert sich die Aufmerksamkeit auf die Rohstoffreserven der USA und die bröckelnden Profite bei BP.

Die Nachfrage entscheidet: Mit der Aussicht auf weiter steigende Ölreserven in den USA geben die Notierungen am Rohölmarkt deutlich nach. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Dezember kostet am Vormittag im europäisch geprägten Handel 109,26 US-Dollar. Das sind 38 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fällt um 33 Cent auf 98,35 Dollar.

Am Vortag waren die Ölpreise noch wegen einer drohenden Blockade in einem wichtigen Ölterminal im Förderland Libyen deutlich gestiegen. Zu Wochenbeginn hatten dort rund 80 Angehörige des Volksstammes der Berber aus Protest gegen die Situation von Minderheiten in Libyen den Ölhafen Mellitah im Westen des Landes besetzt. Sie drohten, eine zentrale Ölpipeline zu blockieren, berichteten lokale Medien. Mit der Aktion wollten sie durchsetzen, dass die Minderheit der Berber mehr Sitze in der Verfassungskommission erhält.

Bislang sind für sie in dem 60-köpfigen Gremium, das voraussichtlich im Dezember gewählt werden soll, zwei Sitze reserviert. Das besetzte Öl-Terminal in der Nähe der Stadt Suwara wird von dem italienischen Konzern Eni und der staatlichen libyschen Öl-Gesellschaft betrieben.

Die Reaktionen am Markt sind deutlich: Einzelne Vorkommnisse dieser Art können die Stimmung im Ölhandel tatsächlich beeinflussen, selbst wenn konkrete Auswirkungen auf die tatsächlich auf den Markt strömenden Fördermengen ausbleiben sollten. Rohstoffinvestoren reagieren hier ähnlich nervös wie Aktienanleger, die sich mitunter ebenfalls durch schlaglichtartige Betrachtungen einzelner Problemzonen im Markt durchaus zu Kauf- oder Verkaufsentscheidungen veranlasst sehen.

Nach diesem kurzen Zwischenspiel wendet sich die Masse der Anleger nun offenbar wieder besser fassbaren Einflüssen zu. Investoren hätten derzeit vor allem die Entwicklung der Ölreserven in den USA im Blick, meinte ein australischer Rohstoffexperte mit Blick auf den Weltölmarkt.

Entscheidung zur Wochenmitte

Im Vorfeld der Lagerdaten befragte Experten rechnen in der größten Volkswirtschaft der Welt mit dem sechsten Anstieg der Lagerbestände an Rohöl in Folge. Die US-Daten werden am Mittwoch veröffentlicht. Ebenfalls zur Wochenmitte stehen wichtige geldpolitische Entscheidungen der US-Notenbank nach dem zweitägigen Fed-Treffen auf der Agenda, die im weiteren Handelsverlauf stärker in den Fokus der Anleger rücken könnten.

Ein weiteres Schlaglicht auf die Lage im Handel mit Energierohstoff liefert die laufenden Berichtssaison: Europas zweitgrößter Ölkonzern BP hat im dritten Quartal einen deutlichen Gewinnrückgang verbucht. Der bereinigte Gewinn fiel um etwas mehr als ein Viertel auf 3,7 Milliarden US-Dollar (2,7 Milliarden Euro), wie das britische Unternehmen mitteilte.

Die Ölpreise seien zwar im Vergleich zum Vorjahr praktisch stabil geblieben, hieß es zur Erklärung. Allerdings hätten sich jedoch die Margen im Raffineriegeschäft deutlich schlechter entwickelt. Auch im Upstream-Geschäft, also der Erschließung und Förderung von Öl und Erdgas, sanken die Gewinne. Insgesamt übertrafen die Briten dennoch die Schätzungen der Experten. Diese hatten einen stärkeren Gewinneinbruch erwartet. Seinen Aktionären will BP eine um knapp sechs Prozent höhere Quartalsdividende von 9,5 US-Cent je Aktie zahlen.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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