Marktberichte

Schuldenstreit in Washington Dax leicht im Minus erwartet

Es ist wieder Pullunder-Zeit (r.), auch an der Börse.

Es ist wieder Pullunder-Zeit (r.), auch an der Börse.

(Foto: REUTERS)

Am deutschen Aktienmarkt steht Anlegern wohl ein zögerlicher Handelsstart bevor: Händler verweisen auf die anstehenden Haushaltsentscheidungen in den USA. Den wichtigsten Termin des Tages liefert der Ifo-Index zum deutschen Geschäftsklima.

Die Vorgaben von der Wall Street und aus Asien verheißen nichts Gutes: Der Dax dürfte nach Einschätzung von Beobachtern in Banken und Brokerhäusern schwächer in den Handel starten. Bei Lang & Schwarz berechneten Experten für den Leitindex einen Eröffnungsstand von 8624 Punkten, was einem Abschlag von 0,1 Prozent entspricht. Schon zu Wochenbeginn hatte der Dax um 0,5 Prozent auf 8635 Zähler nachgegeben.

Nach dem für Investoren beruhigenden Wahlsieg von Bundeskanzlerin Angela Merkel dürften Anleger ihren Fokus schnell wieder auf die Geldpolitik in den USA legen. Widersprüchliche Aussagen hochrangiger Notenbanker darüber, ob eine Drosselung der massiven Anleihenkäufe bald zu erwarten sei oder nicht, belasteten die Börsen rund um den Globus. In Tokio beendete der Leitindex Nikkei den Vormittagshandel mit einem Abschlag von 0,7 Prozent auf 14.639 Punkten. Der breiter gefasste Topix verlor um 0,8 Prozent. In New York hatte der Dow-Jones-Index der Standardwerte mit einem Minus von 0,3 Prozent auf 15.401 Punkten geschlossen.

In der Arena der Einzelwerte dürften sich Anleger am Morgen vor allem mit den Aktien von Evonik befassen: Im Zusammenhang mit dem aktuell bekanntgegebenen Sparprogramm rechneten Händler mit Kursgewinnen. "Gestern hat SGL Carbon ein 150 Millionen Euro schweres Sparprogramm aufgelegt, woraufhin die Aktie um mehr als 6 Prozent gestiegen ist", sagte ein Beobachter. Unterstelle man, dass das Sparziel von Evonik von 250 Millionen Euro pro anno bereits im laufenden Jahr gelte, dann könnten sich die Einsparungen bis 2016 auf maximal 1 Milliarden Euro belaufen. Zuvor habe Evonik dagegen lediglich Einsparungen von insgesamt 500 Millionen Euro bis 2016 in Aussicht gestellt.

Auch an den übrigen großen Handelsplätzen Europas außerhalb Deutschlands zeichnet sich zum Auftakt ein leichter Abwärtstrend ab. "Die Bundestagswahl ist bis auf weiteres abgeschlossen", beschrieb ein Händler die marktpsychologische Ausgangslage. Damit rücke nun wieder die Entwicklung in den USA in den Vordergrund. In Washington muss in den kommenden Wochen nicht nur ein neuer Staatshaushalt verabschiedet werden - auch die Anhebung der Schuldenobergrenze steht erneut auf der Agenda.

Angesichts der parteipolitischen Grabenkämpfe zwischen Republikanern und Demokraten im US-Kongress dürfte dies nicht einfach werden. In den vergangenen Jahren hatten Auseinandersetzungen um Schulden und Sparzwang im US-Haushalt mehrfach zu einer drohenden Totalblockade geführt. Zeitweise stand die technische Zahlungsunfähigkeit der Vereinigten Staaten unmittelbar bevor.

Zudem sorge die "zunehmend als erratisch empfundene" Geldpolitik der US-Notenbank für Verunsicherung unter den Anlegern, so der Händler weiter. Die Federal Reserve (Fed) hatte zuletzt wider Erwarten ihre monatlichen Anleihekäufe im Umfang von 85 Milliarden Dollar doch nicht gedrosselt. Seitdem liefern sich die "Tauben" und "Falken" innerhalb der Fed einen öffentlichen Schlagabtausch. Der Präsident der Dallas-Fed, Richard Fisher, sieht bereits die Glaubwürdigkeit der US-Notenbank gefährdet.

Im Handelsverlauf am Dienstag dürfte die Veröffentlichung des deutschen Ifo-Geschäftsklimaindex neue Akzente setzen. Im Konsens wird für September ein Anstieg auf 108,0 nach zuvor 107,5 Punkten erwartet. Am Nachmittag folgen dann aus den USA der Case-Shiller-Hauspreisindex sowie die Bekanntgabe des Index des Verbrauchervertrauens. Auch melden sich verschiedene EZB-Verantwortliche im Tagesverlauf zu Wort.

Zu Wochenbeginn hatte der Dax am ersten Handelstag nach der Bundestagswahl Verluste verzeichnet: Die sich abzeichnenden Schwierigkeiten bei der Regierungsbildung verunsichere die Anleger, hieß es am Markt. Zugleich blieben aber auch die Unwägbarkeiten der weiteren US-Geldpolitik bestehen, was auf den derzeitigen rekordnahen Kursniveaus für Vorsicht sorge. Der deutsche Leitindex verlor nach seiner starken Vorwoche am Montag 0,47 Prozent auf 8635,29 Punkte. In der vergangenen Woche hatte er mehrfach Rekordstände erobert und insgesamt 1,95 Prozent hinzugewonnen. Der MDax fiel am Montag um 0,37 Prozent auf 14.966,22 Punkte. Der TecDax hingegen konnte sich mit einem Plus von 0,28 Prozent bei 1070,52 Punkten in der Gewinnzone halten.

Die Vorgaben aus den USA fallen eher schwach aus: Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss mit einem Minus von 0,3 Prozent auf 15.401 Punkten. Im Verlauf pendelte er zwischen 15.368 und knapp 15.467 Stellen. Der breiter gefasste S&P-500 fiel um knapp 0,5 Prozent auf rund 1702 Zähler. Der Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq gab 0,25 Prozent auf 3765 Punkte nach.

Die US-Kreditmärkte haben zu Wochenbeginn zugelegt. Die zehnjährigen Staatsanleihen gewannen 8/32 auf 98-7/32. Die Rendite sank auf 2,706 Prozent. Der 30-jährige Bond stieg 18/32 auf 98-2/32 und rentierte mit 3,733 Prozent. Händler sagten, dass die Anleihen von der Schwäche an den Aktienmärkten und Äußerungen eines hochrangigen Fed-Vertreters profitiert hätten. US-Notenbanker William Dudley sagte, dass es bei der Konjunktur noch heftigen Gegenwind gebe.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts

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