Inside Wall Street Milliardenschwere Kaderschmieden
22.01.2007, 19:11 UhrDie Börsenkolumne aus New York von Lars Halter
Die Rivalität der beiden Elite-Universitäten von Harvard und Yale ist seit Jahrzehnten so legendär wie die Kaderschmieden selbst. Einmal im Jahr treten die Ruder-Teams zur härtest umkämpften Regatta an, einmal im Jahr stehen sich die Football-Teams gegenüber - und einmal im Jahr zeigt ein Vergleich nackter Zahlen, welche Schule das Gelehrte und Erlernte besser umsetzt.
Jedes Jahr im Januar veröffentlichen die Universitäten die Performance ihrer jeweiligen Fonds. In diesen werden Studiengebühren und Spenden, Sponsorenbeiträge und Zinserträge verwaltet, um die Milliarden-Töpfe kümmert sich jeweils ein ganzer Stab von Investoren. Die lassen sich ihre Dienste fürstlich bezahlen. Manchmal zu fürstlich: Die Entlohnung des Harvard-Teams stieß vor einigen Jahren auf massiven Widerstand bei Sponsoren, die einen allzu großen Teil ihrer Spenden in der Verwaltung verschwinden sahen.
Diese Kritik scheint umso angemessener zu sein, als die Performance des Harvard-Fonds zwar recht gut ist, aber keineswegs atemberaubend. Im abgelaufenen Jahr wuchs der Topf um 13,5 Prozent auf 28,92 Mrd. US-Dollar. Damit verfügt Harvard zwar bei weitem über mehr Geld als alle anderen Universitäten im Land, die Rendite ist aber nur durchschnittlich. Zumal nicht alle Zuflüsse Investitionsgewinne sind, sondern auch die Spenden in dieselbe Statistik mit einfließen.
Investitionen und Spenden zusammengenommen hat der Fonds von Yale besser abgeschnitten als der Topf der Konkurrenten: Er wuchs um 18,4 Prozent auf 18,03 Mrd. US-Dollar. Ein stärkeres Wachstum als Harvard schafften auch die übrigen Schulen der Efeu-Liga: Dartmouth verzeichnet ein Wachstum von 13,9 Prozent, die beiden New Yorker Schulen Cornell und Columbia von 14,4 Prozent, Princeton legte um 16,4 Prozent zu, Brown University um 17,5 Prozent und die Universität von Pennsylvania vergrößerte ihren Fond gar um 21,6 Prozent.
Den größten Zuwachs unter allen amerikanischen Unis schaffte die Tufts University, eine vergleichsweise kleine, private Kunsthochschule in der Nähe von Boston. Dort scheint man gute Fonds-Verwalter zu haben, aber auch großzügige Alumni. Eine einzelne Spende über 40 Mio. von Johnathan Tisch, dem CEO des Hotel- und Tabakriesen Loews Corp. schönt die Statistik, die den Tufts-Fonds insgesamt auf 1,21 Mrd. US-Dollar beziffert.
Insgesamt gibt es in den USA übrigens 61 Universitäten, deren Fonds über eine Mrd. US-Dollar umfasst. Und alle haben eines gemeinsam: Die Verwalter haben in 2006 die Mittel vermehrt. Kein einziger Schuld-Fonds weist eine negative Performance auf.
Quelle: ntv.de