Inside Wall Street Millionen-Paket für Ford-CEO
05.04.2007, 17:35 UhrDie Börsenkolumne aus New York von Lars Halter
Als Alan Mulally am Mittwoch im Vorfeld der New York Auto Show in eine Fernsehkamera lief, wirkte er so entspannt wie ein CEO nur wirken kann. Ein breites Lächeln, eifriges Kopfnicken auf jede Frage zum Turnaround bei Ford - von Messe-Stress keine Spur. Einen Tag später ist klar, waum Mulally so strahlte.
Inmitten der Restrukturierung des strauchelnden Auto-Herstellers macht Mulally Kasse wie nie zuvor. Laut einer Pflicht-Mitteilung an die Börsenaufsicht SEC streicht der Ford-CEO für 2006 satte 28 Mio. US-Dollar ein - dabei hat er seinen Job erst im September angetreten und damit gerade einmal vier Monate gearbeitet.
Das Paket im Einzelnen: Für seine Dienste in Detroit bekommt Mulally ein monatliches Gehalt von 666 667 US-Dollar, dazu kamen für das abgelaufene Jahr Aktien im Wert von fast 1 Mio. US-Dollar, Optionen über 7,8 Mio. US-Dollar und ein Cash-Bonus von 18,5 Mio. US-Dollar.
„Wir wussten, dass wir ein starkes Gehalt bräuchten, um Herrn Mulally, einen hochrangigen Boeing-Manager, aus der Sicherheit seines bisherigen Jobs in die Verantwortung für ein Unternehmen inmitten einer Restrukturierung zu locken, schreiben die drei unabhängigen Mitglieder des Gehalts-Kommittees von Ford in einer Erklärung. Wichtigstes Wort in dem Schreiben: „Restrukturierung.
Das Kommittee weiß also, dass Ford im Umbruch steckt. Es ist den Verantwortlichen nicht entgangen, dass man zur Zeit kein höheres Ziel hat als Kosten zu senken. Mitarbeiter zu entlassen. Das Millionen-Paket für Mulally ist unter diesen Gesichtspunkten eine Frechheit - ein Schlag ins Gesicht aller Mitarbeiter und Aktionäre. Deren Investment hat sich seit Mulallys Amtsantritt auch nicht verbessert, weder auf Sicht bis Ende 2006 noch seither.
Doch ist Mulally nicht der einzige, der bei Ford gut fährt: Sein Amtsvorgänger Bill Ford Jr. steckte im abgelaufenen Jahr eine Gehaltskürzung von gerade einmal 20 Prozent ein, obwohl er als CEO zurückgetreten ist und nun deutlich weniger Verantwortung trägt als zuvor.
Mark Fields, der Präsident für das Amerika-Geschäft, blickt hingegen auf vergleichsweise bescheidene 1,25 Mio. US-Dollar Gehalt - plus Extras. Zu denen gehören mehr als eine halbe Mio. US-Dollar, mit denen Ford private Reisen von Fields im firmeneigenen Jet bezahlt hat. Hinter der hohen Summe steckt der lange Weg des Pendlers ins Büro: Fields Familie wohnt in Florida, die Ford-Zentrale steht in Detroit.
Dass Ford jüngst voller Stolz bekannt gab, das Mark Fields künftig nicht mehr im Privat-Jet, sondern per Linienflugzeug pendeln würde, zeigt, dass das Management des Autobauers - auch unter dem neuen CEO - ganz offensichtlich nicht begriffen hat, in welcher Lage es steckt. Von ernst zu nehmenden Spar-Maßnahmen ist nichts zu sehen. Was bei einer Werkschließung gespart wird, wird dem nächstbesten Manager hinterhergeworfen. Auf diesem Weg kann der Turnaround nicht gelingen.
Quelle: ntv.de