Konjunktursorgen Minus an der Wall Street
23.08.2012, 22:12 Uhr
(Foto: AP)
Schlechte Konjunktursignale lassen die Kurse an den US-Börsen weiter sinken. Besonders die jüngste Entwicklung am US-Arbeitsmarkt sorgt für Ernüchterung bei den Anlegern.
Sorgen wegen einer weiteren Abschwächung der US-Wirtschaft sowie der globalen Konjunktur haben am Donnerstag die Kurse an der Wall Street ins Minus gedrückt. Gleichzeitig mehrten sich die Zweifel, ob die US-Notenbank Federal Reserve wie von den Anlegern erhofft mit einer neuen Milliarden-Geldspritze zur Rettung eilen wird. Auch von Unternehmensseite kam keine Erleichterung: Die Aktien des Computerriesen Hewlett-Packard stürzten wegen enttäuschender Geschäftszahlen mehr als sieben Prozent ab.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte gab um 0,9 Prozent auf 13.057 Punkte nach. Der breiter gefasste S&P-500 fiel um 0,8 Prozent auf 1402 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor 0,7 Prozent auf 3053 Punkte.
Für Ernüchterung auf dem Parkett sorgte die jüngste Entwicklung am US-Arbeitsmarkt. Die Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe stiegen in der vergangenen Woche auf 372.000 und damit das höchste Niveau seit fünf Wochen. Analysten hatten im Schnitt lediglich mit 365.000 Anträgen gerechnet. Eine Verbesserung am Arbeitsmarkt gilt als der Schlüssel zu einer tiefgreifenden Erholung der gesamten US-Konjunktur und ist damit auch entscheidend für die langfristige Entwicklung der Aktienkurse. Auch die Konjunkturindikatoren aus dem Ausland fielen enttäuschend aus - so signalisierte eine Umfrage unter Einkaufsmanagern, dass die chinesische Industrie den Rückwärtsgang eingelegt hat. "Es gibt keine wichtigen Nachrichten aus Europa über die Schuldenkrise. Deshalb schauen alle nach China und sehen auch dort schlechte Neuigkeiten", sagte Jack de Gan von Harbor Advisory Corp.
Viele Anleger setzten angesichts dieser trüben Gesamtlage auf Unterstützung von der US-Notenbank Federal Reserve. In dem Protokoll der letzten Fed-Sitzung deutete sich an, dass die Notenbank schon "ziemlich bald" der schwächelnden US-Wirtschaft mit einer weiteren Geldspritze auf die Beine helfen könnte. Diese Überzeugung schwächte jedoch der Notenbanker James Bullard, obwohl er derzeit nicht stimmberechtigt in dem entscheidenden Fed-Gremium ist. Bullard erklärte, die Daten hätten sich seit dem vergangenen Treffen aufgehellt und das Protokoll sei deshalb etwas veraltet. Diese Äußerung kam auch bei Gan nicht gut an: "Damit scheint etwas Luft aus dem Fed-Ballon zu entweichen."
Im Fokus standen die Papiere des Computerherstellers Hewlett-Packard. Eine massive Abschreibung im Zusammenhang mit dem Kauf des Outsourcing-Spezialisten EDS brockte dem US-Konzern im abgelaufenen Quartal einen Verlust von fast neun Milliarden Dollar ein. Knapp ein Jahr nach Amtsantritt räumte HP-Chefin Meg Whitman ein, dass noch ein weiter Weg bevorstehe. Die Aktie brach um 8,2 Prozent ein und zog auch die Titel des Rivalen Dell 3,9 Prozent in die Tiefe.
Noch stärkere Verluste musste der Einzelhändler Big Lots einstecken, dessen Papiere um 20,8 Prozent verloren. Der Gewinn im abgelaufenen Quartal entsprach nicht den Erwartungen, zugleich kürzte das US-Unternehmen seine Jahreserwartungen.
Auch Stahlhersteller standen wegen einer negativen Analystenbeurteilung auf den Verkaufslisten. Deshalb fielen die Aktien von US Steel um fast sechs Prozent.
Quelle: ntv.de, rts